An mein Täubchen
Geh trautes liebes Täubchen du
Zu Minna meiner kleinen,
Und was ich sag, das thu, das thu
Bei Minna meiner kleinen.
Die sanft von Sehnsucht glühen,
Und Wangen, die gleich Rosenthau
In Frühlingsanmuth blühen;
Lacht aus den Bliken Himmelsruh
O Täubchen, trautes Täubchen du,
’S ist Minna meine kleine!
Nun fliehe zärtlich schmeichelnd hin
Der kleinen liebzukosen,
Durch Düfte junger Rosen.
„Ich bin ein Täubchen jung und zart
Aus Zypris Myrtenhayne,
Bin auch gar freundlich, frommer Art,
„Ein Täubchen liebt mich, schöner ist
Kein Täubchen in dem Hayne,
Scherzt, tändelt, nikt und pikt und küßt,
Heißt der verliebte kleine.
Wie Wonnethränchen süße,
Süß wie ein Wollustseufzergen
Im Taumel trunkner Küsse.„
Dann flattre zärtlich um sie her
In bangem süßen Krais umher
Und liebeseufzend girre,
Bis sich die liebetrunkne Brust
Von sanfter Ahnung hebet,
Im bangen Busen bebet.
Dann flieh ich, zitternd fliehe ich
Zur kleinen Liebewarmen,
Ach Minna, Minna höre mich!
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Die Autorschaft des Textes ist nicht zu hundert Prozent geklärt.
Walther Killy schreibt im Jahr 2001 ein Gedicht, welches mit der Chiffre X. unterzeichnet ist, in Band 6. der Deutschen Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart Jakob Friedrich Abel zu.
Eduard Bülow schließt Schiller als Autor für die Texte, welche die Chiffre X. tragen, aus. Sie seienekelhaft und können deshalb von keinem Dichter stammen.
Auch Eduard Boas schließt Schiller aus, und schreibt die Chiffre dem Grafen von Zuccato zu.
Edmund Goetze vermutet unter der Chiffre Friedrich Schiller, wobei er allerdings bei zwei von diesen Texten (An mein Täubchen und Fluch eines Eifersüchtigen) auch Karl Friedrich Reinhard als Autor anbietet.
Minor schreibt die Chiffre ebenfalls Friedrich Schiller zu.
Genaueres in:- Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Fünfter Band - Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. Zweite Abteilung. Dresden: Verlag von L. Ehlermann, 1893, Seite 166f.
- Eduard Boas; Wendelin von Maltzahn (Hrsg.): Schiller’s Jugendjahre. – Zweiter Band. Hannover: Carl Rümpler, 1856. Seite 205 f.
- Friedrich Schiller; Eduard Bülow (Hrsg.): Anthologie auf das Jahr 1782 von Friedrich Schiller — Mit einer einleitenden Abhandlung über das Dämonische und einem Anhange neu herausgegeben von Eduard Bülow. Heidelberg: Verlag von Bangel & Schmitt; Hoffmeister’sche Univ.-Buchhandlung, 1850. Seite XL.
- Walther Killy (Hrsg.): Deutsche Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart. - Band 6., München: DTV, 2001.