Amor, che nella mente mi ragiona
Von einer Fraue sehnlichem Verlangen,
Hat oft mit Dingen von ihr angefangen,
Daß mein Verstand ganz aus dem Gleis gekommen.
Daß meine Seele lauschend rief voll Bangen:
„Weh, kann denn ich nicht auch dahin gelangen,
Das nur zu sagen, was ich hier vernommen?!“
Ja, dem entsagen kann mir hier nur frommen, –
Was ich mit meinem Geist nicht konnt’ verstehen;
Auch viel, was einzusehen
Wohl ist, obgleich ich’s nicht vermag zu sagen.
Drum, wenn auch meine Reime Mängel zeigen,
Schuld ist die schwache Einsicht, die mir eigen,
Und unsere Sprache, der die Macht nicht inne,
Zu wiederholen, was ich hört’ von Minne.
Nicht sieht die Sonne auf der Weltenreise
Da zu der Frau ihr Licht den Weg gefunden,
Zu deren Loblied Minne mich entfachte.
Von droben blickt kein Geist, der sie nicht preise,
Und wessen Herz Frau Minne ist verbunden,
Wenn Minne ihm nur irgend Frieden brachte.
Ihr Sein freut Den, der sie damit bedachte,
Drum läßt er Kräfte auf sie niedertauen,
Mehr als Natur begehrt, damit nichts fehle;
Bezeugt es in Gestalt und Wesen immer.
Denn solche Reize sind bei ihr zu schauen,
Daß aus den Augen, licht durch ihren Schimmer,
Die sich als Seufzer in die Luft erheben.
Auf sie steigt Gottes Huld und Kraft hernieder
Wie auf den Engel, der den Blick darf lenken
Auf Gott den Herrn; und edler Frau’n Bedenken
In ihren Worten spiegeln hold sich wider
Des Himmels Geister, die sich niedersenken,
Das zeigt: man kann ihr wohl Vertraun schenken –
Ihr Wert ragt über alles rings auf Erden.
Die um die Wette Minnes Gunst erflehen:
Solch lauter Wunsch muß an ihr Ohr doch schlagen!
Von ihr darf kühn man sagen:
„An Fraun ist edel, was an ihr zu sehen,
Ihr Anblick hilft, das kann man wohl gestehen,
Zu glauben, was ein Wunder wir vermeinen.
So stützt sie unsern Glauben, und das Leben
Hat Gott der Ew’ge dazu ihr gegeben.
Ist von des Paradieses Glanz umsponnen.
In ihren Blick, in ihres Lächelns Wonnen,
Hieß Minne diesen Glanz den Sitz verlegen.
Von ihr flieht der Verstand, wie nutzlos streitet
Da meines Blickes Mut vor ihr zerronnen,
Muß ich wohl kurz zu fassen mich bestreben:
Aus ihrer Schönheit strömt ein Funkenregen –
Drin wohnt ein Geist, der edlen Stolz uns lehrte,
Die angeborne Lust, die uns entehrte.
Hört eine Frau die Schönheit, die ihr eigen,
Verschmähn, weil milder Demut sie entbehrte,
Ja, sie demütigt jedes Trotzes Waffen:
Denn sie schuf Er, der rings das All erschaffen.
Mein Lied, es widerspricht, scheint’s, eine Stelle
Dem, was einst sagte deiner Schwestern eine:
Wird mißgelaunt und strenge dort geheißen.
Du weißt: stets ist der Himmel klar und helle,
Und niemals trübt er selbst die eigene Reine;
Und doch sind Gründe, daß dem Augenscheine
Hat jene sie nun hochmutsvoll geheißen,
So sah sie nicht, wie sie in Wahrheit lebe,
Da sie mehr nach dem äußren Anschein fragte.
Denn meine Seele zagte
Wo ihrem Blick ich zu begegnen wage.
Ist’s nötig, bitte, daß sie dir vergebe,
Und kannst du es, tritt vor sie hin und sage:
„Wird Eure Huld, o Frau, mir nicht gebrechen,