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Am Abend (Werfel)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Am Abend
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 87-88
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[87]

Am Abend

Am Abend trat ich ein in einen Laden
Und sah die vielen einmaligen Bilder
Der hängenden Tiere, der harrenden Fische.
Sah die vorbeigetragenen

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Gesichter der Verkäuferinnen.


Groß zogen durch mein Herz
Die weichen Schritte draußen,
Des Himmels goldener Niedergang
Und die steigenden Lieder

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Der eingesperrten Vögel in den tausend Wohnungen.


Und auch ein Kind war da,
Bucklig ein Mädchen mit steifem Haar
Und armen Schuhn an armen Füßen.
(Den eingekauften Käse tut’s in einen Korb.)

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Und siehe!

Es traf mich einmal und nicht wieder
Ein Blick aus seinem Auge.
Einmal und nicht wieder
Ein Blick aus seinem Auge, das erfüllt war

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Von meiner Seele und von seiner Seele.

Ein Blick aus einem Auge, dessen Fläche,
Meerfläche war von Meeren dieses Sterns und aller Sterne.

Da fühlte ich wunderbar
Die unwiederbringlichen Ruinen der Dämmerung,

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Die morgen wieder auf allen Bergen stehn.

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Da fühlte ich
Das goldene Heute der Sprotten, das nicht wiederkehrt
Und doch unsterblich ist.

Da fühlte ich

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Den Spöttern allen mich als letzter Bruder.

Und daß von meiner Wahrheit, fühlte ich,
Die doch vergeht, kein Gran vergänglich ist.

Am Abend überging mein Wesen da von Gott.