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Die Morphinistin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Die Morphinistin
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 86
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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Die Morphinistin

Mitten im Orkan der Straßen-Bahnen
Durch ein goldenes Dröhnen wankt mein Gang,
Ich bin so zerlassen, kaum mehr krank,
Fühl’ nicht Frühling, Himmel, Strom und Fahnen

5
Und mich selbst nicht in dem Überschwang.


Manchmal bring’ ich Blumen mit nach Hause
Und sie atmen wohl ein kleines Stück.
Doch dann schwinden sie in sich zurück,
Angestarrt von meines Zimmers Pause …

10
Ach was wißt ihr denn von meinem Glück!


Schicksal ist entrückt, und jede Stunde
Abgestreift und alles, was nur hält.
Nie entsinkt ein Name mehr dem Munde …
Ach, was fragt der Kutter auf dem Grunde

15
Nach dem Spiel des Leucht-Turms in der Welt.


Wenn ich nachts vor meinem Spiegel stehe,
Und die Kerze auf und nieder brennt,
Wenn die weiße Dame sich nicht kennt,
Dann erschaudr’ ich tief vor meiner Nähe

20
Und dann fürcht’ ich dieses Monument.


Manchmal nur, wenn Equipagen fahren
Und das Blaue stürzt in meinen Hof …
Dann vergnüg’ ich mich an meinen Haaren …
Und ich weine über das Gebaren

25
Rosa Dinger auf dem Sonntags-Schwof.