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Amore

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Amore
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 89-90
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons
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[89]

Amore

Wenn noch die Eitelkeit
Das Auge dir entweiht,
Ist kommen nicht die Zeit.

Solang du noch willst stehn

5
Auf Podien, gesehn,

Kann Glücks dir nicht geschehn.

Wer sich noch nicht zerbrach,
Sich öffnend jeder Schmach,
Ist Gottes noch nicht wach.

10
Wer noch mit Eifer spitzt,

Daß er ein Weib besitzt,
Ist noch nicht ausgewitzt.

Erst wenn ein Mensch zerging
In jedem Tier und Ding,

15
Zu lieben er anfing.


Erst wer Erfüllung floh,
Wächst an zum Höchsten so,
Wird letzter Sehnsucht froh.

Erst wer sich jauchzend bot

20
Der Schande und der Not

Und zehnfach jedem Tod,

[90]

Im heiligsten Verzicht,
Vor Liebe ihm zerbricht
Sein irdisch Angesicht!

25
Wohin schwillt er empor?

Was schwingt er überm Chor
Unendlich sein amor’!!