Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H11
← Heft 10 des Voigtländischen Kreises | Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke Heft 11 der Section Voigtländischer Kreis |
Heft 12 des Voigtländischen Kreises → |
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter: |
Das Städtchen Treuen liegt drei Stunden nordöstlich von Plauen am sogenannten Treuenbache, wo dieser den von Vogelwinkel herabkommenden Lamnitzbach aufnimmt, anderthalb Stunden südöstlich von Lengefeld, fünf Viertelstunden von Auerbach, zwei Stunden von Falkenstein und dritthalb Stunden von Reichenbach in einer waldigen, bergigen Gegend und zwar etwa 1300 Pariser Fuss über der Nordsee in einer recht anmuthigen Gegend. Der Ort zählt in vierhundert Häusern etwa viertausend Einwohner, die sich hauptsächlich mit der Herstellung von Musselinen, Kattun und bunten Tüchern beschäftigen. Der Bergbau, welcher früher hier getrieben wurde, war niemals von Bedeutung. – Bemerkenswerth sind die Werksteinbrüche jenseits Schreiersgrün, bis in den ansehnlichen Wald hinein, welcher den Muttergottesstein umfängt, sowie im Westen der Thossfeller und nordwestlich der Treuener Wald. Der Treuenbach ist das stärkste Nebenwasser der Trieb, in welche er südwestlich eine halbe Stunde von hier mündet. Er entsteht zwischen Treuen und Schöneck in Neustädel, am Abhange des Falkensteiner Gebirgszuges, fliesst nordwärts nach Dorfstadt, Reimtersgrün und Rebelsgrün und dann westlich vor Schreiersgrün vorbei nach Treuen. In dem hübschen Thale, welches der Treuenbach durchrinnt, bewegt er eine Anzahl Mühlen und Fabrikanlagen; denn trotz des geringen Zuflusses hat der Bach starkes Gefälle. In einer Urkunde von 1122 führt der Treuener Bach den Namen „Thurau,“ welche Bezeichnung urkundlich auch für die Stadt Treuen vorkommt; zwischen der Rebelsgrüner und Schreiersgrüner Mühle aber heisst er „Eselsbach,“ welche Benennung sich bis auf unsere Zeit erhalten hat. Damals bildete dieser Bach einen Theil des Gränzgebiets vom Gaue Dobenau.
Wenn alte Geschichtsschreiber den Namen der Stadt Treuen von den Druiden ableiten, so sind sie in grossem Irrthum; denn die Stadt ist sorbischen Ursprungs und empfing ihre Benennung von dem slavischen Worte „Drewe,“ welches Holz bedeutet. Ausser der Burg, welche bereits im elften Jahrhundert hier vorhanden war, gab zur Entstehung des Ortes Treuen wohl auch ein Eisenhammer Veranlassung, bei dem sich zwei grosse Teiche befanden, die später ihre Dämme durchbrachen und das Eisenwerk vernichteten, an dessen Stelle man eine Mühle erbaute. Die Burg, in Urkunden Drewen, Thurau, auch Drün genannt, war ursprünglich ein Reichslehn, welches der Kaiser 1329 dem Voigte Heinrich von Plauen übergab. Im Jahre 1367 war war die Veste Treuen ein Lehn des Königs von Böhmen, welches Lehnsverhältniss bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts verblieb, wo das Haus Sachsen von den Reussen zu Plauen bedeutende Ländereien erkaufte. Die Voigte besetzten die ihnen vom Kaiser anvertrauten Burgen mit bewährten Edelleuten, welchen als Unterlehnsträgern gegen gewisse Gefälle und Niessungen die Bewachung und Vertheidigung der festen Schlösser und der dabei gelegenen Ortschaften oblag. Auf der Burg zu Treuen hauste 1416 als ein solcher Vasall Ritter Cunrad von Myla, und 1426 werden Kunz von Wolfersdorf und Ulrich Sack genannt, denen 1436 Balthasar Tupnenberger folgte. Von 1431 sassen auf der Burg Treuen wiederum die Wolfersdorfe und 1487 Ritter Kunz von Hermsgrün, der, wie wohl auch schon einige seiner Vorgänger, das Schloss mit dem Rittergute als erbliches Afterlehn besass; denn er verkaufte beide mit Genehmigung des Lehnsherrn 1510 an Jobst von Feilitzsch, des heiligen Römischen Reichs Ritter, Herrn auf Kürbitz und Tobertitz. Dieser war mit auf dem Turniere, welches 1485 zu Onolzbach gehalten wurde, und zwar unter Markgraf Friedrichs von Brandenburg Gesellschaft zum Bären. Er zog mit Kurfürst Friedrich dem Weisen nach Jerusalem zum heiligen Grabe und starb 1511. Seine Gemahlin war Magdalene von Beulwitz aus Hirschberg. Er wurde, dreiundachtzig Jahre alt, in der Kirche zu Kürbitz beerdigt.
Der älteste Sohn Jobsts von Feilitzsch und Erbe des Rittergutes Treuen war Moritz von Feilitzsch, der die Lehn über das Gut Freitags nach Judica 1514 erhielt, und sich mit Katharinen von Magwitz und später mit Sibyllen von Metzsch aus Netzschkau vermählte. Er wurde wegen seiner vielfachen Verdienste und hohen Tapferkeit der „güldene Ritter“ genannt und stand am 24. Februar 1548 bei der feierlichen Belehnung des Kurfürsten Moritz zunächst hinter diesem. Anfänglich besass Moritz von Feilitzsch Treuen und Unterlauterbach gemeinschaftlich mit seinem Bruder Eberhardt; doch theilten beide Herren ihre Güter, so dass Moritz Treuen behielt und den sogenannten Hammer sammt Wald und Feldgütern an sich kaufte. Die Chronik der Stadt Hof erzählt, dass Moritz von Feilitzsch auf Treuen und Heinrich von Bünau auf Dürrenhof 1551 einen Schuster sammt seinem Schwager Hermann verbrennen liessen, die zu Treuen und Pfaffengrün Feuer angelegt hatten. Bei Auszahlung der Gerichtsgebühren entstand aber ein gräulicher Tumult, während dessen [82] Haus Heinrich von Feilitzsch, der zum Besten reden wollte, nebst Moritz von Feilitzsch Sohn und einem Reissigen erschlagen wurden; von den Bürgern fiel ein Täschner; von beiden Seiten aber sind Viele arg verwundet worden. Der Streit wurde erst durch Markgraf Albrecht beigelegt, der Adel und Bürgerschaft durch dazu verordnete Commissarien verglich. – Moritz’s Sohn, Jobst Caspar von Feilitzsch, erbte Treuen 1553 und vermählte sich mit Marien von der Planitz und als diese gestorben war mit Helene von Gutenberg und starb Mittwochs nach Exaudi 1574. Er hinterliess zwei Söhne und eine Tochter, die sich mit Wolf von Wirsberg auf Schlackenwerda vermählte, die Söhne aber theilten das Gut Treuen in zwei Theile, wodurch die Linien der Feilitzsche zu Treuen oberen und unteren Theiles entstanden.
Die Theilung geschah 1592. Urban, der älteste Bruder, erhielt Treuen unteren Theils und besass auch Unterlauterbach und Taunhof; doch verkaufte er ersteres 1609 für 11093 Gulden an seine Vettern. Seine Gemahlin war Sabine von Gahren, die ihm einen Sohn und eine Tochter gebar. Urban von Feilitzsch, der als Kriegsmann in Frankreich und anderen Ländern sich ausgezeichnet hatte, starb am 10. Juli 1622, und hinterliess die Güter seinem Sohne Jobst Heinrich, vermählt mit Katharine von Trützschler aus Reudnitz und Rothenhof. Sein Tod erfolgte am 25. März 1681. Von seinen fünf Söhnen erhielt Treuen der jüngste, Jobst Heinrich, vermählt mit Sibylle von Pöllnitz aus Heinersgrün und gestorben 1689. Ihm folgte Wolf Heinrich von Feilitzsch, sein Sohn, der in holländische Kriegsdienste trat, solche aber später quittirte und 1705 das untere Gut Treuen annahm. Seine drei Gemahlinnen waren Louise von Beulwitz aus Töpen † 17. Juni 1711; Juliane Christiane von Bünau aus Nimritz † 23. April 1719 und Christiane Maximiliane von Wallenrod aus Streitau † 12. September 1724. Wolf Heinrich von Feilitzsch starb 1743 und ihn beerbte Johann Rudolf von Feilitzsch. Erst in diesem Jahrhundert gelangte Treuen unteren Theils an Herrn Friedrich Adler, bei dessen Familie das Gut sich noch jetzt befindet.
Das Rittergut Treuen oberen Theils empfing Jobst Caspars von Feilitzsch zweiter Sohn, Rüdiger, dem auch Eich gehörte. Er heirathete Veronika von Stange aus Tzschöpperitz und starb 1624, worauf sein Sohn, Hans Rüdiger, vermählt mit Katharine von Schönberg, das Gut erbte. Von den drei Söhnen desselben starb Hans Rüdiger als Französischer Offizier; Ernst blieb unvermählt und nun erbte nach des Vaters 1673 erfolgtem Tode das Gut Treuen oberen Theils Moritz Heinrich von Feilitzsch, Gemahl Helenens von Trützschler aus Dorfstädt. Die alte Obertreuensche Linie der Feilitzsche erlosch bald und das Gut kam an den Kürbitzer Zweig derselben, nachdem Moritz Heinrich von Feilitzsch am 12. Februar 1683 verstorben war. Urban Caspar von Feilitzsch auf Kürbitz und Marieney besass das Gut bis 1689, wo es sein Sohn, Hans Adam, erbte. Bei der Kürbitzer Linie des Feilitzschen Geschlechts blieb Treuen oberen Theils bis jetzt, wo es Herr Jobst von Feilitzsch besitzt.
Die alte Burg Treuen ist nicht mehr vorhanden; sie wurde schon vor Jahrhunderten, muthmasslich im dreissigjährigen Kriege, zerstört.
Im Jahre 1806 brannte ein grosser Theil der Stadt Treuen nieder, bei welcher Gelegenheit auch die Kirche sammt Pfarre und Schule in Asche gelegt wurden. Die alte Kirche war dem heiligen Bartholomäus gewidmet und ein uraltes Gebäude, mit dem verschiedene historische Denkmäler verloren gingen. Ausser dieser Kirche gab es vor der Reformation hier noch eine Kapelle zu den heiligen Gehülfen, die man 1534 in ein Hospital verwandelte und zu dessen Dotation gleichzeitig die alte wüste Kapelle zu Lauterbach verkaufte. Eine besondere Kapelle hatte auch Weissensand. In die Kirche zu Treuen war bis 1516 auch Lengefeld eingepfarrt, in welchem Jahre es ein eigenes Kirchspiel bildete, dem Pfarrer zu Treuen aber einen Zehnten entrichten musste. Der erste protestantische Pfarrherr zu Treuen war Sebald Rosenfeld. – Bis 1533 war auch Trieb hierher gepfarrt.
[83]
Die Stadt Auerbach mit vier hundert Häusern und vier tausend Einwohnern liegt im östlichen Voigtlande am rechten Ufer der Gölzsch und gehört zu dem Amte Plauen. Sie ist ein sehr gewerbreicher Ort, indem hier namentlich Baumwollenweberei, Näh- und Stickarbeiten getrieben werden; auch war vor Zeiten die hiesige Spitzenklöppelei von nicht geringer Bedeutung, wie denn noch vor dreissig Jahren Auerbach und seine nächste Umgegend über 300,000 Ellen schwarze, schmale Spitzen versandte. Hier ist auch der Hauptsitz des Sächsischen Pech- und Russhandels, welchen die Pechsiedereien in dem nahen, von hier längs dem Erzgebirge bis über Schöneck reichenden Waldungen veranlassten, die Kurfürst August 1579 der Familie von Planitz auf Auerbach für den Spottpreis von 20,000 Gülden abkaufte, so dass der Volkswitz behauptete, wenn der Kurfürst für diese Summe Stecknadeln gekauft und an jedem Baume eine solche befestigt hätte, doch immer noch eine grosse Anzahl Bäume ohne Nadeln geblieben sein würden. Uebrigens liefert Auerbach Pottasche, Malz, Nadler- und Kürschnerwaaren; auch hat es bedeutende Getreidemärkte und vier Jahrmärkte.
Ueber die Entstehung Auerbachs fehlen alle historischen Nachrichten, und die Tradition, dass der Ort seinen Namen den vielen hier befindlichen Auerhähnen zu verdanken habe, ist ungereimt. Die Sage behauptet ferner, dass die ersten Ansiedler in dem Gölzschflusse Gold fanden, wodurch der Wohlstand des Ortes sich rasch gehoben habe. Die Entdecker des Goldes sollen zwei Knaben gewesen sein, deren Andenken man dadurch erhalten wollte, dass über dem nördlichen Thore ein Stein eingemauert wurde, mit der Inschrift:
„Dies sind die zwei jungen Knaben,
Die das Gold gewaschen haben.“
Dieser Stein, der noch vor fünfzig Jahren vorhanden gewesen sein soll, ist jedoch verschwunden. Als ein ehrwürdiges Denkmal der Vergangenheit steht aber noch ein Theil der uralten Burg, welche vielleicht schon vor einem Jahrtausend hier ihre gewaltigen Thürme und Zinnen erhob. Im dreizehnten Jahrhundert gab es ein adliges Geschlecht, welches sich nach dieser Burg nannte, wie denn unter Anderen 1282 Conrad von Auerbach vorkommt, der dem Kloster Grünhain bei Zwickau einige Güter schenkte. Höchst wahrscheinlich vertraten diese Herren von Auerbach als Burgmannen einen fürstlichen Statthalter, vielleicht einen Voigt von Plauen, der ihnen das feste Schloss zur Bewachung anvertraute. Auerbach hatte schon vor 1348 Kaiser Karl IV. von den beiden Pfalzgrafen am Rhein, Ruprecht dem Aelteren und Ruprecht dem Jüngeren, durch Kauf an sich gebracht, welches Ereigniss vielleicht damit zusammenhängt, dass der Kaiser den Pfalzgrafen Ruprecht den Jüngeren, welcher in Sächsische und Anhaltische Gefangenschaft gerathen war, 1353 mit zwölf Schock Prager Pfennigen, und zwar gegen Verschreibung mehrerer Besitzungen, auslöste. Im Jahre 1357 hatte der Kaiser Auerbach bereits wieder verkauft; denn die Voigte von Plauen werden urkundlich 1358 als Herren zu Auerbach genannt. Im Jahre 1402 versetzte Heinrich Voigt von Plauen (ein biederer, tapferer Herr, der den Muth hatte, die Verbrennung des Reformators Huss zu Kostnitz öffentlich bitter zu tadeln) „daz stettchin czum Gefelle vund vnssre Slos vnd stete vrbach, hus vund stat“, nebst dem Dorfe Röthenbach für 5000 Gülden an den Markgrafen Wilhelm von Meissen, weshalb denn diese drei Orte in der 1410 erfolgten Meissnischen Landestheilung namentlich mit aufgeführt sind. Als Afterlehnsträger des Markgrafen finden wir auf der Burg zu Auerbach 1416 Heinrich von Weyda, und 1422 Zdenko, Burggrafen von Dohna. Als nach Markgraf Wilhelms Tode dessen Besitzungen an das Kurhaus gefallen waren, hausten die Burggrafen von Dohna noch immer hier, und zwar werden 1448 und 1459 Burggraf Friedrich, sowie 1482 Zdenko von Dohna genannt. Letzterer hatte das Schloss in erblicher Lehn und überliess es mit allem Zubehör 1483 an Pankratius Schenken, der dasselbe jedoch schon 1490 an Hans von Wolfersdorf verkaufte. Im Jahre 1499 kam Auerbach an die Familie von Planitz.
Georg von Planitz war in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Statthalter der Burggrafen von Meissen, deren Würde nach dem Tode Heinrichs, Grafen von Hartenstein, des letzten Burggrafen, welcher 1426 in der Schlacht bei Aussig blieb, an den Kurfürsten gefallen war. Er wird, als erster Herr dieser Familie auf Auerbach, als Stammvater der Voigtländischen Linie von Planitz betrachtet, scheint jedoch bald nach Erwerbung des Gutes gestorben zu sein. Rudolf von der Planitz, sein Sohn, erwarb sich durch seine Tapferkeit die Ritterwürde und versah von 1494 bis 1513 das Amt eines Hauptmanns zu Zwickau. Es gehörte ihm auch die Herrschaft Wiesenburg. Seine beiden Gemahlinnen waren Sophie von Kotzau aus Kotzau, und dann Emerentia von Bock. Rudolf von Planitz starb am Dienstag nach Latäre 1530 auf dem Stammschlosse Planitz und wurde in der Dorfkirche daselbst beerdigt. Hans von der Planitz, sein Sohn, besass ausser Auerbach auch Gölzsch und Belgershain, und war ein grosser Freund der Wissenschaften, so dass er in Folge seiner grossen Gelehrsamkeit und Staatsklugheit zu hohen Aemtern gelangte. Kaiser Karl V. erhob ihn zu seinem Geheimrath, Orator und Assessor [84] des kaiserlichen Kammergerichts zu Speyer, und brauchte ihn zu den schwierigsten Missionen. Später trat Hans von Planitz in die Dienste des Kurfürsten. Durch die Gnade des Kaisers wurde ihm die Auszeichnung, dass seine Familie sich des Prädikats „Edle“ und zum Siegeln des rothen Wachses bedienen sollte. Sein Tod erfolgte 1535 zu Weimar, wohin er sich zur Schlichtung einer Streitfrage zwischen dem Kurfürsten und Herzog Georg begeben hatte; vermählt war er mit Barbara von Schönberg aus Schönau. – In Bezug auf seine Belehnung mit Auerbach ist zu bemerken, dass im Jahre 1525 als seine Mitbelehnten genannt werden sein Bruder Rudolf von der Planitz auf Planitz und sein Vetter Rudolf, ebenfalls auf Planitz. In einem späteren, vom Kurfürsten Johann Friedrich ausgestellten, Lehnbriefe sind als Mitbelehnte angeführt: Rudolf zur Wiesenburg, Christoph zu Bauerwald, Christoph zu Grün, Georg zu Trünzig und Rudolf zu Sahlick.
Als ein späterer Besitzer von Auerbach erscheint Georg von der Planitz, ein Sohn Hansens, der 1571 als burggräflich Plauenscher Rath starb. Seine erste Gemahlin war Magdalene von Ende, die am 5. September 1541 von einem Wetterstrahle erschlagen wurde, worauf sich der Wittwer mit Margarethen von Schönberg verehelichte. Er hinterliess zwei Söhne, von denen Johann Dietrich Auerbach bekam; als dieser aber erblos mit Tode abging, erhielt dieses Gut sein Bruder Johann Georg auf Ritzengrün, vermält mit Margarethe von Wiesenburg und dann mit Barbara von Wiesenbach, welche Letztere ihm fünf Söhne und sieben Töchter gebar. Er starb 1599 und Auerbach wurde im Erbe getheilt, so dass nunmehr zwei Rittergüter, oberen und unteren Theils genannt, entstanden. Johann Dietrich, Edler von der Planitz, erhielt das obere Gut, starb aber ohne Erben, worauf dasselbe an seinen Bruder Johann Georg gelangte, der sich mit Marien von Schauroth vermählte und um das Jahr 1650 gestorben ist. Ihm folgte Johann Christoph, vermählt mit Agnes Sophien von Ende aus Kemberg und gestorben 1680. Sein Sohn hiess ebenfalls Johann Christoph, und seine Gemahlin war Julie, Edle von Planitz aus Ritzengrün. Er starb um das Jahr 1740. – Erst in neuerer Zeit kam Auerbach oberen Theils, welches mit dem Rittergute Sorga combinirt ist, aus dem Besitze der Familie von Planitz an die Familie von Bünau. Beide Güter gehören jetzt dem Herrn Rittmeister Heinrich Freiherrn[VL 1] von Bünau.
Das Rittergut oberen Theils (auch Schlosstheil genannt) wurde durch Kanzleinachricht vom 24. November 1741 für schriftsässig erkannt. Es besitzt Antheile von Beerhaide, Brunn, Eich, Ellefeld, Rebesgrün, Rempesgrün ganz, ferner an Wernesgrün nebst einer Mühle, Hinterhain, Hauptbrunn und Ritzengrün, sowie auch noch die Dörfer Oberauerbach, Hahngrün und Reiboldsgrün dazu gehören.
Auerbach unteren Theils empfing bei der 1599 erfolgten Theilung Johann Georgs von Planitz dritter Sohn, Johann Christoph, der sich mit Martha von Schauroth vermählte. Ihm folgte sein Sohn, Johann Christoph, kurfürstlicher Rittmeister, der die Wittwe Friedrichs von Metzsch auf Plohn heirathete. Einer seiner Söhne, Heinrich Rudolf, wurde 1696 bei Ath in Brabant erstochen. Er hinterliess drei Kinder, von denen Christian Ludwig Auerbach erhielt und auch Lengefeld, Sorga, Hohengrün und Plohn an sich brachte. Seine Nachkommen haben Auerbach unteren Theils noch jetzt im Besitz. Das Rittergut Auerbach unteren Theils wurde im Jahre 1744 schriftsässig und besitzt ausser den Antheilen an der Stadt Auerbach und den Dörfern Brunn, Niederellefeld, Eich, Hinterhain, Rebesgrün, Rempesgrün, Ritzengrün, Wernesgrün, Wiedenberg, Dorfstadt und Schnarrtanne, auch noch die Dörfer Mühlgrün, Krinitzleuthen mit einer Mühle und Vogelsgrün. Auf beiden Rittergütern haftet die Collatur über die geistlichen Aemter zu Auerbach, Rodewisch, Rothenkirchen und Ritzengrün.
Auerbach wurde im Jahre 1430 von den Hussiten zerstört und 1540 von einer bedeutenden Feuersbrunst heimgesucht, ein Schicksal, welches die Stadt auch 1757 betraf, wo nur wenige Häuser von den Flammen verschont blieben. Am 9. October 1834 brach abermals eine Feuersbrunst aus, die den schönsten Theil der Stadt, sammt der alten berühmten Kirche, vernichtete. Dieselbe wurde bis zum Jahre 1839 wieder aufgebaut und zeichnet sich durch erhabene Bauart und edle Einfachheit aus. Die frühere Kirche war der heiligen Anna und einer ihrer Altäre dem heiligen Leibe Christi geweiht; ihr gehörten sieben Bauerhöfe zu Gospersgrün. – Im Jahre 1762 fand in der Nähe von Auerbach ein grosses Gefecht Statt, bei dem der Preussische General Seidlitz den Oestreichern viele Gefangene und sechshundert Wagen abnahm.
[85]
Unter allen Ortschaften des Voigtlandes ist keine merkwürdiger durch ihre Geschichte, als die reizend gelegene Stadt Plauen. In Urkunden wird sie Plawen, Plawin und Plawa genannt und beweist durch diesen Namen ihre slavische Gründung, denn „plawin“ heisst „schwimmen“, welche Benennung die Stadt durch die Furth über die hier vorbeifliessende Elster erhielt. Da der Zweck unseres Werkes nur die Schilderung der alten Burg bei Plauen, des Ratschins oder Ratschauers erheischt, können wir von der Geschichte der Stadt nur so viel heranziehen, als der Raum gestattet und die Nothwendigkeit verlangt.
Eine der ersten Burgen des Voigtlandes war die zu Plauen, vielleicht sogar sorbischen Ursprungs. Im neunten und zehnten Jahrhundert scheinen Sächsische Grafen die hiesige Gegend besessen zu haben; gewiss aber ist es, dass im Anfange des zwölften Jahrhunderts Graf Albrecht von Eberstein auf der Burg Doberau über einen grossen Landstrich gebot, in der Stadt Plauen 1122 die erste Pfarrkirche gründete und sich überhaupt sehr angelegen sein liess, die zum Theil noch heidnischen Sorben zum Christenthume zu bekehren. Die Grafen von Eberstein blieben im Besitz der Herrschaft bis zum Jahre 1327, wo die Besitzungen an die Reusse gelangten, welche damals bereits die mächtigste Dynastenfamilie des Voigtlandes bildeten. Die Voigte hielten zu Plauen Burgmannen, von deren einem eine Urkunde vom Jahre 1337 sagt:
- „Wir Henrich der elder voit czu Plawe, den man nenet den langen, bekenne daz wir sein vbereinkomen mit den erbarn Knechte, vnssern lieben getrewen Hansen von Kosbode, alzo daz er mit wonung sal vnder vns varen und bleiben – und darvm sulle wir ihm geben vier mark geldez czu burcgut – und darvm sal er vnsser burcman sein czu plawe.“
Diesen Burgmannen lag unter Anderem auch die Pflicht ob, die berühmte Plauensche Strasse zu bewachen, welche in das Reich führte und erst im fünfzehnten Jahrhundert ihre Bedeutung verlor. Es wird derselben 1367 in dem Gnadenbriefe gedacht, welchen Kaiser Karl IV. der Stadt Reichenbach ausstellte, auch geschieht ihrer sogar noch 1564 Erwähnung, wo sie noch die Dörfer Kürbitz und Strassberg berührte. – Uebrigens hatten die Ebersteine auch ein Schloss in der Stadt, von denen noch einige alte Mauern vorhanden sein sollen. Dasselbe stand zwischen dem Kloster und dem Nonnenthurme, wo der sogenannte Marstall noch jetzt daran erinnert. Zu Burgmannen dieses Schlosses ernannten die Grafen zwei adelige Herren, von Trützschler und von Röder, die das Amt erblich auf ihre Nachkommen zu bringen wussten, woher die beiden Familien auch in späteren Zeiten immer noch verschiedene Lehne in der Stadt Plauen besassen. Die Burgvoigtei, das Rödersche Schlösschen genannt, stand nahe bei der Kirche und wurde am 8. Januar 1595 von Abraham und Sebastian Röder auf Pöhl, Jahnsgrün und Helmsgrün, sowie Hildebrand von Trützschler auf Leubnitz für 307 Gülden 3 Groschen an den Rath zu Plauen verkauft. Die Burg auf dem Berge zu Plauen war schon längst vor dem Erlöschen der Ebersteine an die Voigte von Plauen gekommen; denn es existirt als Beweis eine Urkunde von 1235, worin es heisst: „Nos Dei gratia Henricus senior dictus Advocatus de Plawe“ – und welche schliesst: „actum hoc in Plawe.“ In dieser Urkunde wird Ritter Eitel Tosse mit Feld und einem Zehnten zu Lothra belehnt, wobei Heinrich von Watzdorf zu Reudnitz, Asmus von Kospode und Nikol von Wallenstede als Zeugen auftraten. Heinrich der Kluge, Voigt von Plauen, verglich sich 1327 mit dem Grafen Hermann von Eberstein, dass sie die Herrschaft Dobenau sammt der Stadt Plauen gemeinschaftlich von dem König Johann von Böhmen in Lehn nehmen wollten. Zur Herrschaft Dobenau gehörte damals das Schloss Dobenau, das Schloss in der Stadt Plauen, sammt einem Theile derselben, und die Schlösser Liebau, Jahnsgrün, Schöneck, Planschwitz, Stein, Türbel, Magwitz und Gansdorf. Bald darauf ging Graf Hermann mit Tode ab und seine Güter fielen an Heinrich den Klugen und seinen Sohn. Ohne Zweifel besassen die Voigte schon lange vorher einen bedeutenden Theil der Ebersteinischen Besitzungen als Afterlehn und dazu gehörte auch sammt einem Theile der Stadt Plauen das Schloss Ratschin, dessen Name entweder noch aus der Sorbenzeit herrührt oder durch sein Lehnsverhältniss zu Böhmen ihn erhielt; denn Ratschin heisst im Slavischen eine Burg.
Das Jahr 1430 brachte über das Voigtland unsägliches Elend, indem die Hussiten in Meissen einfielen und ihren Weg durch Blut und Flammen bezeichneten. Nachdem sie Werda und Altenburg in Asche verwandelt, durchstreiften diese Barbaren das Voigtland, wo Reichenbach, Mylau und Auerbach ebenfalls ihrer Wuth zum Opfer fielen. Einen besondern Hass aber hatten die wilden Böhmen gegen Plauen, indem einer ihrer Anführer, ein Herr von Sternberg, hier gefangen gehalten und dabei etwas streng behandelt worden war. Am Tage der Bekehrung des Apostels Paulus stürmten sie die Stadt, [86] wo drei tausend Menschen von ihnen abgeschlachtet wurden. Die schrecklichste Behandlung erfuhren die Dominikanermönche und Kreuzbrüder, von denen sie eine Anzahl lebendig begruben oder sonst auf grausenerregende Art hinrichteten. Unglücklicher Weise hatten sich der benachbarte Adel und eine Anzahl wohlhabender Landleute in die Stadt geflüchtet und ihre besten Habseligkeiten mit dahin gebracht, wodurch auch die Habsucht der Belagerer zu schneller Eroberung der Stadt beitrug. Alle Männer mussten über die Klinge springen, nur die Frauen schonte man zu niederträchtiger Schmach und liess ihnen und den Kindern nichts als das Leben.
Als die Stadt genommen war, flüchtete sich ein Theil der Bürgerschaft in den Ratschin, das feste mit Thurm und Wall trefflich verwahrte Schloss, wo eine zahlreiche Besatzung verzweifelten Widerstand leistete. Höchst wahrscheinlich würde die Tapferkeit der Belagerten und die Festigkeit der Burg es den Hussiten unmöglich gemacht haben, den Platz zu nehmen, wenn nicht ein Schurke Verrath geübt hätte. Der Ritter von Ratschauer (?) liess sich durch eine Summe Geldes bestechen, heimlich das Thor des Schlosses zu öffnen. Auf jeden Fall war dieser Ratschauer ein Burgmann, denn der Name verräth nur sein Amt, nicht seine Familie. Wüthend drangen die Hussiten in die Burg und massakrirten die ganze, aus zwei tausend Streitern bestehende Besatzung. Unter den Ersten, welche niedergemetzelt wurden, befand sich der verrätherische Bube, welcher Commandant des Schlosses gewesen sein soll. Die Hussiten schleppten unermessliche Beute von hier fort und zerstörten den Ratschin so weit es ihnen möglich war. Unter den gefallenen Edelleuten waren Otto von Röder auf Rodersdorf, Conrad von Röder auf Leubnitz und sein Vetter Conrad auf Pöhl, Hans Raab von Reussa, Hans und Johann von Magwitz, Hans von Possegk, Wilhelm von Myla, Hermann Kopp, Hans von Pöllnitz, Heinz Rumpf und Conrad Molsdorf. Im Hause des Deutschherrenordens tödteten sie den Comthur, Gottfried von Molsdorf, mit mehreren Rittern, Geistlichen und Laienbrüdern. Acht derselben wurden auf dem Klosterkirchhofe lebendig begraben. Hierauf zogen die Unmenschen ab über Oelsnitz und Hof, mordend und brennend, nach Franken und Baiern. Die Stadt Wonsiedel war so glücklich, die Unholde von ihren Mauern abzutreiben.
Die Zerstörung des Ratschin und der Stadt Plauen hatte den Verlust sämmtlicher alten Urkunden und historischen Nachrichten zur Folge, welche im Schlosse und in den geistlichen Häusern aufbewahrt wurden. Die Stadt erhob sich eher wieder aus der Asche als das Schloss, in welchem 1466 Apel von Tettau als Amtmann des Kurfürsten von Sachsen wohnte, welcher nebst dem Könige von Böhmen die Herrschaft Plauen dem Herrn von Plauen, kaiserlichen Hofrichter und Burggrafen von Meissen Heinrich II., mit Gewalt abgenommen hatte. Nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) wurden die alten Böhmischen Lehen, und darunter auch die Herrschaft Plauen, von der Krone Böhmen wieder eingezogen und dem fünften Meissnischen Burggrafen, Heinrich von Plauen, Kanzler des Königreichs Böhmen, als erbliches Land zurückgegeben; die Söhne dieses Burggrafen aber sahen sich genöthigt, im Jahre 1559 die Herrschaft mit anderen Besitzungen an den Kurfürsten August zu verpfänden, der, weil die Summe nicht zurückgezahlt werden konnte, 1567 sich völlig in den Besitz der Herrschaft Plauen und des Amtes Pausa setzte. Seit dieser Zeit blieb der Ratschin sammt der Stadt Plauen bei Sachsen. Das Schloss wurde im dreissigjährigen Kriege einige Male von feindlichen Truppen, namentlich von dem berüchtigten General Holke, besetzt. Zur Zeit ist dasselbe Sitz des königlichen Justizamts.
Plauen war vom dreizehnten bis zum sechszehnten Jahrhundert ein Comthurhof des deutschen Ordens, dessen letzter Comthur, Georg Euler, zum Lutherthum übertrat und erster Superintendent zu Plauen wurde. Hier lebte auch im siebzehnten Jahrhundert der Prediger Dörfel, bekannt als Entdecker der Kometenbahnen, und der nachherige Oberhofprediger Herr von Hoënegg, Vertrauter Kurfürst Johann Georgs I., der als des Kurfürsten Rathgeber im dreissigjährigen Kriege eine zwar wichtige, aber für unser Vaterland nichts weniger als segensreiche Rolle spielte. König August der Gerechte pflegte bei Seinen Reisen in das Ausland Sich oft den Namen eines Grafen von Plauen beizulegen.
[87]
Zu den verschiedenen deutschen Ansiedelungen, welche nach Unterjochung der Slaven unter dem Schutze der festen, von dem Grafen von Eberstein erworbenen sorbischen Burg Schöneck (Srenek oder Sherenik) entstanden, befand sich auch das Dorf Schillbach. Dasselbe liegt an dem Bache gleichen Namens, eine halbe Stunde westlich von Schöneck und zwei Stunden östlich von Oelsnitz an der Chaussee und wird eingetheilt in das eigentliche Dorf Schillbach und die sogenannten Birkhäuser, elf an der Zahl, welche nördlich vom Orte zerstreut erbaut sind; auch gehören hierher die Erlmühle und das Haus bei der herrschaftlichen Schäferei. Die Einwohnerschaft besteht aus etwa drei hundert fünfzig Köpfen und ist nach Schöneck eingepfarrt.
Schon im Jahre 1386 geschieht des Rittergutes zu Schillbach Erwähnung, wo es sich im Besitze der im Voigtlande reich begüterten Familie von Tosse befand. Hans von Tosse verkaufte damals dem Rathe der Stadt Schöneck einen Wiesengrund und empfing das Geld dafür am Tage Margarethe. Auch im Jahre 1444 fand ein ähnlicher Handel Statt, indem der Magistrat Peter Thossen zu Marieney und Conrad Thossen zu Schillbach für vier und siebzig neue Schock Groschen die Wüstung Haselbrunn abkaufte. In einer Urkunde von 1491 wird gesagt, dass die Kirche zu Wallbach Frohnleute und Zinsen zu Schillbach besass, und über diese eigene Jurisdiction ausübte.
Wahrscheinlich um 1490 gelangte Schillbach an Anshelm von Tettau Ritter und Amtmann zu Schneeberg, der auch Breitenbrunn besass. Er war vermählt mit Anna von Steinsdorf, die ihm vier Söhne, Albrecht, Georg, Christoph und Marquard gebar, von denen nach des Vaters 1505 erfolgtem Tode Albrecht das Gut Schillbach erbte. Von seinen mit Judith von Magwitz erzeugten drei Kindern erhielt Schillbach Christoph von Tettau vermählt mit Apollonie von Falkenstein aus Magwitz, einer reichen Erbin; denn sie brachte ihrem Gatten die Güter Ober- und Niederlossa, Neuensalza und Marieney zu. Der nächste Besitzer von Schillbach war Joachim von Tettau, Christophs Sohn und Gemahl Catharinas von Spiegel. Von ihm gelangte das Gut an Bernhard von Tettau, vermählt mit Elisabeth von Zettwitz, welcher dasselbe an Carl von Kospoth verkaufte, oder vielleicht auch nur verpfändete; denn schon im Jahre 1546 wird wieder Christoph Albrecht von Tettau, Bernhards Sohn, als Herr auf Schillbach genannt, der sich mit Magdalenen von Watzdorf aus Reuth vermählte. Sein Sohn, Joachim Albrecht, erbte das Gut und hinterliess es seinem dritten Sohne Christoph Rudolf, den ihm seine erste Gemahlin, Anna Catharina von Boxberg aus Sachsenburg, geboren hatte; seine zweite Frau war Elisabeth Mulz von Waldau aus Wallhof. Der letzte Herr von Tettau auf Schilbach war Christoph Rudolph, des vorigen Besitzers Sohn, dem auch die Güter Eschbach, Arnoldsgrün und Korna zustarben. Er wird geschildert als ein sehr jähzorniger Herr, der am 13. Juni 1728 zu grossem Leidwesen seines Hauses febre maligna et in furore mit Tode abging, und zwar, wie die Chronik hinzufügt, in Folge einer heftigen Alteration, welche ihm am Freitage [88] vor denn Trinitatisfeste begegnete. Der Herr von Tettau wollte nämlich an diesem Tage die Exekution durch Abhütung eines Stückes Feld mit grüner Saat an einem seiner Unterthanen vollziehen, worüber der Schäfer dem Herrn die dringendsten Gegenvorstellungen machte und ihn beschwor, von einer so sündigen Handlung abzustehen. Der Edelmann wurde über des Schäfers Kühnheit dergestalt erbittert, dass er ein Pferd bestieg und den Schäfer zwang, den Befehl vor seinen Augen zu vollziehen. Während nun die Schafe das Feld abhüteten, kam plötzlich von der nahen Weide ein wüthender Hengst herbei gerannt, der mit den Hufen dergestalt auf Herrn von Tettau eindrang, dass dieser sich nicht anders, als durch eilige Flucht zu retten wusste. Nur mit grosser Mühe entging der Edelmann dem rasenden Thiere, das ihn bis in den Hof des Rittergutes Schillbach verfolgte und dort erst aufgefangen werden konnte. Der gewaltige Schreck und Gewissensbisse warfen Rudolf von Tettau auf das Krankenlager, von dem er nicht wieder erstand. Er war mit Charlotte Louise von Planitz aus dem Hause Auerbach vermählt, die einen Posthumus, Christoph Rudolf, gebar, der jedoch bereits in zarter Jugend wieder starb.
Von den Tettau’s kam Schillbach an die von Beulwitz, sehr bald jedoch an die Familie von Mangold, der es bereits 1779 gehörte. Von dem königlich Sächsischen General von Mangold gelangte Schillbach an den jetzigen Besitzer Herrn Haus Eggert Wilibald von der Lühe.
Wie schon erwähnt, ist Schillbach nebst Eschenbach, Gunzen, Oberzwota, Mulda, Muldenberg, Kottenhaida, den Saubachshäusern, dem Zachariashause, dem Tannenhause und dem Pfarrgütlein nach Schöneck eingepfarrt. Der Lehrer zu Schillbach unterrichtet durchschnittlich gegen achtzig Kinder.
Anmerkungen der Vorlage
- ↑ handschriftliche Korrektur: Wort gestrichen
← Heft 10 des Voigtländischen Kreises | Nach oben | Heft 12 des Voigtländischen Kreises → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |