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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Treuen obern Theils

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M.
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Titel: Treuen obern Theils
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 81–82
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Treuen.


Das Städtchen Treuen liegt drei Stunden nordöstlich von Plauen am sogenannten Treuenbache, wo dieser den von Vogelwinkel herabkommenden Lamnitzbach aufnimmt, anderthalb Stunden südöstlich von Lengefeld, fünf Viertelstunden von Auerbach, zwei Stunden von Falkenstein und dritthalb Stunden von Reichenbach in einer waldigen, bergigen Gegend und zwar etwa 1300 Pariser Fuss über der Nordsee in einer recht anmuthigen Gegend. Der Ort zählt in vierhundert Häusern etwa viertausend Einwohner, die sich hauptsächlich mit der Herstellung von Musselinen, Kattun und bunten Tüchern beschäftigen. Der Bergbau, welcher früher hier getrieben wurde, war niemals von Bedeutung. – Bemerkenswerth sind die Werksteinbrüche jenseits Schreiersgrün, bis in den ansehnlichen Wald hinein, welcher den Muttergottesstein umfängt, sowie im Westen der Thossfeller und nordwestlich der Treuener Wald. Der Treuenbach ist das stärkste Nebenwasser der Trieb, in welche er südwestlich eine halbe Stunde von hier mündet. Er entsteht zwischen Treuen und Schöneck in Neustädel, am Abhange des Falkensteiner Gebirgszuges, fliesst nordwärts nach Dorfstadt, Reimtersgrün und Rebelsgrün und dann westlich vor Schreiersgrün vorbei nach Treuen. In dem hübschen Thale, welches der Treuenbach durchrinnt, bewegt er eine Anzahl Mühlen und Fabrikanlagen; denn trotz des geringen Zuflusses hat der Bach starkes Gefälle. In einer Urkunde von 1122 führt der Treuener Bach den Namen „Thurau,“ welche Bezeichnung urkundlich auch für die Stadt Treuen vorkommt; zwischen der Rebelsgrüner und Schreiersgrüner Mühle aber heisst er „Eselsbach,“ welche Benennung sich bis auf unsere Zeit erhalten hat. Damals bildete dieser Bach einen Theil des Gränzgebiets vom Gaue Dobenau.

Wenn alte Geschichtsschreiber den Namen der Stadt Treuen von den Druiden ableiten, so sind sie in grossem Irrthum; denn die Stadt ist sorbischen Ursprungs und empfing ihre Benennung von dem slavischen Worte „Drewe,“ welches Holz bedeutet. Ausser der Burg, welche bereits im elften Jahrhundert hier vorhanden war, gab zur Entstehung des Ortes Treuen wohl auch ein Eisenhammer Veranlassung, bei dem sich zwei grosse Teiche befanden, die später ihre Dämme durchbrachen und das Eisenwerk vernichteten, an dessen Stelle man eine Mühle erbaute. Die Burg, in Urkunden Drewen, Thurau, auch Drün genannt, war ursprünglich ein Reichslehn, welches der Kaiser 1329 dem Voigte Heinrich von Plauen übergab. Im Jahre 1367 war war die Veste Treuen ein Lehn des Königs von Böhmen, welches Lehnsverhältniss bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts verblieb, wo das Haus Sachsen von den Reussen zu Plauen bedeutende Ländereien erkaufte. Die Voigte besetzten die ihnen vom Kaiser anvertrauten Burgen mit bewährten Edelleuten, welchen als Unterlehnsträgern gegen gewisse Gefälle und Niessungen die Bewachung und Vertheidigung der festen Schlösser und der dabei gelegenen Ortschaften oblag. Auf der Burg zu Treuen hauste 1416 als ein solcher Vasall Ritter Cunrad von Myla, und 1426 werden Kunz von Wolfersdorf und Ulrich Sack genannt, denen 1436 Balthasar Tupnenberger folgte. Von 1431 sassen auf der Burg Treuen wiederum die Wolfersdorfe und 1487 Ritter Kunz von Hermsgrün, der, wie wohl auch schon einige seiner Vorgänger, das Schloss mit dem Rittergute als erbliches Afterlehn besass; denn er verkaufte beide mit Genehmigung des Lehnsherrn 1510 an Jobst von Feilitzsch, des heiligen Römischen Reichs Ritter, Herrn auf Kürbitz und Tobertitz. Dieser war mit auf dem Turniere, welches 1485 zu Onolzbach gehalten wurde, und zwar unter Markgraf Friedrichs von Brandenburg Gesellschaft zum Bären. Er zog mit Kurfürst Friedrich dem Weisen nach Jerusalem zum heiligen Grabe und starb 1511. Seine Gemahlin war Magdalene von Beulwitz aus Hirschberg. Er wurde, dreiundachtzig Jahre alt, in der Kirche zu Kürbitz beerdigt.

Der älteste Sohn Jobsts von Feilitzsch und Erbe des Rittergutes Treuen war Moritz von Feilitzsch, der die Lehn über das Gut Freitags nach Judica 1514 erhielt, und sich mit Katharinen von Magwitz und später mit Sibyllen von Metzsch aus Netzschkau vermählte. Er wurde wegen seiner vielfachen Verdienste und hohen Tapferkeit der „güldene Ritter“ genannt und stand am 24. Februar 1548 bei der feierlichen Belehnung des Kurfürsten Moritz zunächst hinter diesem. Anfänglich besass Moritz von Feilitzsch Treuen und Unterlauterbach gemeinschaftlich mit seinem Bruder Eberhardt; doch theilten beide Herren ihre Güter, so dass Moritz Treuen behielt und den sogenannten Hammer sammt Wald und Feldgütern an sich kaufte. Die Chronik der Stadt Hof erzählt, dass Moritz von Feilitzsch auf Treuen und Heinrich von Bünau auf Dürrenhof 1551 einen Schuster sammt seinem Schwager Hermann verbrennen liessen, die zu Treuen und Pfaffengrün Feuer angelegt hatten. Bei Auszahlung der Gerichtsgebühren entstand aber ein gräulicher Tumult, während dessen [82] Haus Heinrich von Feilitzsch, der zum Besten reden wollte, nebst Moritz von Feilitzsch Sohn und einem Reissigen erschlagen wurden; von den Bürgern fiel ein Täschner; von beiden Seiten aber sind Viele arg verwundet worden. Der Streit wurde erst durch Markgraf Albrecht beigelegt, der Adel und Bürgerschaft durch dazu verordnete Commissarien verglich. – Moritz’s Sohn, Jobst Caspar von Feilitzsch, erbte Treuen 1553 und vermählte sich mit Marien von der Planitz und als diese gestorben war mit Helene von Gutenberg und starb Mittwochs nach Exaudi 1574. Er hinterliess zwei Söhne und eine Tochter, die sich mit Wolf von Wirsberg auf Schlackenwerda vermählte, die Söhne aber theilten das Gut Treuen in zwei Theile, wodurch die Linien der Feilitzsche zu Treuen oberen und unteren Theiles entstanden.

Die Theilung geschah 1592. Urban, der älteste Bruder, erhielt Treuen unteren Theils und besass auch Unterlauterbach und Taunhof; doch verkaufte er ersteres 1609 für 11093 Gulden an seine Vettern. Seine Gemahlin war Sabine von Gahren, die ihm einen Sohn und eine Tochter gebar. Urban von Feilitzsch, der als Kriegsmann in Frankreich und anderen Ländern sich ausgezeichnet hatte, starb am 10. Juli 1622, und hinterliess die Güter seinem Sohne Jobst Heinrich, vermählt mit Katharine von Trützschler aus Reudnitz und Rothenhof. Sein Tod erfolgte am 25. März 1681. Von seinen fünf Söhnen erhielt Treuen der jüngste, Jobst Heinrich, vermählt mit Sibylle von Pöllnitz aus Heinersgrün und gestorben 1689. Ihm folgte Wolf Heinrich von Feilitzsch, sein Sohn, der in holländische Kriegsdienste trat, solche aber später quittirte und 1705 das untere Gut Treuen annahm. Seine drei Gemahlinnen waren Louise von Beulwitz aus Töpen † 17. Juni 1711; Juliane Christiane von Bünau aus Nimritz † 23. April 1719 und Christiane Maximiliane von Wallenrod aus Streitau † 12. September 1724. Wolf Heinrich von Feilitzsch starb 1743 und ihn beerbte Johann Rudolf von Feilitzsch. Erst in diesem Jahrhundert gelangte Treuen unteren Theils an Herrn Friedrich Adler, bei dessen Familie das Gut sich noch jetzt befindet.

Das Rittergut Treuen oberen Theils empfing Jobst Caspars von Feilitzsch zweiter Sohn, Rüdiger, dem auch Eich gehörte. Er heirathete Veronika von Stange aus Tzschöpperitz und starb 1624, worauf sein Sohn, Hans Rüdiger, vermählt mit Katharine von Schönberg, das Gut erbte. Von den drei Söhnen desselben starb Hans Rüdiger als Französischer Offizier; Ernst blieb unvermählt und nun erbte nach des Vaters 1673 erfolgtem Tode das Gut Treuen oberen Theils Moritz Heinrich von Feilitzsch, Gemahl Helenens von Trützschler aus Dorfstädt. Die alte Obertreuensche Linie der Feilitzsche erlosch bald und das Gut kam an den Kürbitzer Zweig derselben, nachdem Moritz Heinrich von Feilitzsch am 12. Februar 1683 verstorben war. Urban Caspar von Feilitzsch auf Kürbitz und Marieney besass das Gut bis 1689, wo es sein Sohn, Hans Adam, erbte. Bei der Kürbitzer Linie des Feilitzschen Geschlechts blieb Treuen oberen Theils bis jetzt, wo es Herr Jobst von Feilitzsch besitzt.

Die alte Burg Treuen ist nicht mehr vorhanden; sie wurde schon vor Jahrhunderten, muthmasslich im dreissigjährigen Kriege, zerstört.

Im Jahre 1806 brannte ein grosser Theil der Stadt Treuen nieder, bei welcher Gelegenheit auch die Kirche sammt Pfarre und Schule in Asche gelegt wurden. Die alte Kirche war dem heiligen Bartholomäus gewidmet und ein uraltes Gebäude, mit dem verschiedene historische Denkmäler verloren gingen. Ausser dieser Kirche gab es vor der Reformation hier noch eine Kapelle zu den heiligen Gehülfen, die man 1534 in ein Hospital verwandelte und zu dessen Dotation gleichzeitig die alte wüste Kapelle zu Lauterbach verkaufte. Eine besondere Kapelle hatte auch Weissensand. In die Kirche zu Treuen war bis 1516 auch Lengefeld eingepfarrt, in welchem Jahre es ein eigenes Kirchspiel bildete, dem Pfarrer zu Treuen aber einen Zehnten entrichten musste. Der erste protestantische Pfarrherr zu Treuen war Sebald Rosenfeld. – Bis 1533 war auch Trieb hierher gepfarrt.

M.