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ADB:Wynnebald

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Artikel „Wynnebald“ von Heinrich Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 643–644, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wynnebald&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:14 Uhr UTC)
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Wynnebald *) (auch Wunnebald und ähnlich), ein eifriger Helfer bei dem Bekehrungswerk des Bonifaz in Germanien, war ein Bruder des ein Jahr [644] älteren, begabten und rührigen Willibald, Bischofs von Eichstätt (s. A. D. B. XLIII, 272). In Wessex 701 geboren, frühzeitig zum Klosterleben bestimmt, trat er 19 Jahre alt (720) mit Bruder und Vater eine Pilgerschaft nach Rom an. Unter großen Mühseligkeiten gelangten sie durch Gallien und über die Alpen nach Italien. Der Vater erlag in Lucca den Strapazen und wurde hier beerdigt. Die Brüder erreichten das Ziel ihrer Wünsche und beteten mit Inbrunst in der Peterskirche; aber auch sie erkrankten infolge des fieberbringenden Klimas heftig (722). Wiedergenesen setzte der Aeltere seine Pilgerschaft nach Palästina fort; W. aber nahm die Tonsur, gab sich frommen Studien hin und trat in ein Kloster. Erst nach sieben Jahren besuchte er seine Heimath und Familie wieder und nahm bei der Rückkehr einen jüngeren Bruder mit sich. Von seinem Verwandten Bonifaz aufgefordert, der auf seiner dritten, nicht zweiten Romreise (738) Mitarbeiter für sein Bekehrungswerk, besonders unter seinen Landsleuten suchte, siedelte er im Sommer 739 nach Deutschland über, traf in Thüringen mit Bonifaz zusammen, mit dem er ernste Gespräche führte, wol über seine zukünftige Thätigkeit, und beherbergte auch seinen gleichfalls von Bonifaz herbeigerufenen Bruder. In Thüringen, wo er eine Reihe von Jahren blieb, leitete er sieben Kirchen. Inzwischen hatte sich Willibald wegen der von Bonifaz begonnenen kirchlichen Einrichtung Baierns in Eichstätt niedergelassen. Von ihm bestimmt, folgte ihm W. nach, wurde von Herzog Otilo in Nordfiluse (wahrscheinlich Ort an der Vils) mit Gütern beschenkt, ging aber nach drei Jahren nach Mainz zu Bonifaz. Ein stark mönchischer Zug, der ihm die weinreiche Gegend für Klosterleben unzuträglich erscheinen ließ, zog ihn wieder in die Nähe seines Bruders zurück. Im stillen Waldthal auf dem Hahnenkamm (im heutigen Mittelfranken) gründete er ein Doppelkloster Heidenheim für sich und seine Schwester Waldburga, machte es zum Mittelpunkt eifriger Bekehrungsarbeit in einer zum Theil noch heidnisch gesinnten und römisch-religiösen Anschauungen abholden Bevölkerung, führte diese Arbeit nicht ohne Widerstand bald mit Strenge, bald mit verständiger Milde durch und bildete sich eine Schar von Schülern heran. Solnhofen und andere Stiftungen unterstützte er. Trotz zunehmender Kränklichkeit, die ihn besonders drei Jahre vor seinem Tode heimsuchte, wanderte er doch noch nach Fulda zur Grabstätte des Bonifaz und zum Bischof Megingoz nach Würzburg, gab aber auf Zureden von Freunden und Verwandten seinen Plan, nach Montecassino überzusiedeln, wieder auf.

Nach 10jähriger Leitung des Klosters starb er, 60 Jahre alt, am 19. December 761. Nach 16 Jahren bereitete ihm sein Bruder am 24. September 777 in neugebauter, größerer Kirche, die er ein Jahr darauf feierlich weihte, eine bessere Grabstätte. Sein und seines Bruders Leben beschrieb eine ihnen verwandte Nonne des Klosters kurz nach der erwähnten Kirchweihe im wesentlichen wahrheitsgetreu, aber in etwas überschwänglicher, schwülstiger und grammatikalisch roher Sprache nach den Angaben ihrer Schwester Waldburga und anderer ihnen nahestehender Personen. Eine zweite Lebensbeschreibung von einem Bischof Reginold von Eichstätt aus dem 10. Jahrhundert scheint verloren zu sein; eine aus dem 12. Jahrhundert von Abt Adelbert ist werthlos.

Vita Willibaldi et Wynnebaldi ed. O. Holder-Egger. MGH. XV, 80 bis 117. Hier auch die Angaben über Handschr. und frühere Drucke und über deren Werth. – Vgl. H. Hahn, Die Reise des h. Willibald nach Palästina. Progr. d. Louisenstädt. Realsch. 1856. – Die Kirchengeschichten Deutschlands von Rettberg II, 357, von Hauck I 2, 486 f., 518 ff. – W. Wattenbach, Deutsche Quellenkunde I 5, 129. – Die Kirchenlexika von Herzog und von Wetzer und Welte, s. Wynneb.

[643] *) Zu Bd. XLIV, S. 403.