ADB:Wulfer, Wolfgang
Luther’s, stammte aus Schneeberg und bezog im Sommer 1491 die Universität Leipzig, wo er unter den Meißnern als 54. inscribirt wurde. Er wird bereits 1508 als Altarist in Dresden genannt, scheint aber dann in Leipzig gelebt zu haben, von wo er 1513 als Stadtschreiber nach Dresden übersiedelte. Als solcher führte er die Kämmereirechnungen, die er in moderne Form brachte und zuerst in Ganzfoliohefte anstatt des bisher üblichen schmalen Halbfolios eintrug. Bald nachher hat er auch in einem Papiercodex die „Alte wilkhuer der stadt Dresden“ abgeschrieben. Seit 1519 war er Notar und Kapellan an der Schloßkapelle des Herzogs Georg des Bärtigen und gehörte zu dem Kreise von Männern, die im Sinne und zum Theil im Auftrage des Herzogs gegen Luther schrieben. Um Neujahr 1522 verfaßte er eine Schrift gegen das von diesem behauptete allgemeine Priesterthum der Christen: „wid’ den keczrischen widerspruch, Merten Lutters, vff den spruch Petri, Ir seyt eyn koniglich pristerthumb“ (Leipzig, Martin Landsberg 1522). Als Probe für den Ton sei die Stelle angeführt, in der er Luther anredet: „Dw, Saw Luder … Dw, arme Saw, wild uber unsern danck in unser christlichen kyrchen whulen, ader dw, wilde saw, ruminirst unnd widerkeust nicht die speyß, derhalb wirstu, Eberschweyn, daran erwurgeln … dw, wittende unnd hauende vorthumliche Saw.“ Im Jahre 1522 veröffentlichte er noch „Wid’ die vnselige auffrure Merten Luders“ (Leipzig, Martin Landsberg). Einen Brief, den er von Briesnitz aus am 3. Februar 1523 an den evangelisch gesinnten Schuhmacher Georg Schönichen in Eilenburg richtete, und in dem er die römische Kirche vertheidigte, wurde von diesem in seiner Schrift: „Allen brudern zcu dresden, dy den Evangelio Holt sein“ mit Gegenbemerkungen abgedruckt. Auch ein Bergreigen wider Luther und ein Brautlied Martin Luther’s stammt von ihm her.
Wulfer: Wolfgang W. (Wolfer), katholischer Geistlicher im Anfange des 16. Jahrhunderts und litterarischer Gegner- O. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden. Dresden 1885. I, 155, 255, 314, besonders 379; III, 384. – Cod. dipl. Sax. reg. II, 7, 185. – Seidemann, Die Reformationszeit in Sachsen. I, 62, 567; II, 46. – Nic. Müller in D. Martin Luther’s Werke. 8. Band. Weimar 1889. S. 245, bes. Anm. 2, S. 246 f. – Panzer, Annales typogr. II, 1540. – Hasche, Diplomatische Geschichte Dresdens. II, 154. – Weller, Repertorium typographicum. Nr. 3678. – Handschriften von ihm und über ihn befinden sich im Dresdner Rathsarchiv, sowie in der Dresdner königl. öffentlichen Bibliothek, hier z. B. Hist. Eccles. E 826 und J. 202. Bl. 3–13. – G. Erler, Die Matrikel der Universität Leipzig I in Codex dipl. Sax. reg. II, 16, p. 386.