ADB:Wetti
Grimald. Neben Tatto stand er der Schule vor; es ist jedoch für die erst langsam durchdringende feinere Bildung der karolingischen Zeit charakteristisch, daß seine grammatischen und metrischen Kenntnisse noch außerordentlich gering waren. Das zeigt uns seine Bearbeitung des Lebens des h. Gallus und namentlich deren Widmung an den Abt Gozbert in ganz barbarischen Versen, in denen Bücheler ein Akrostichon, und dadurch W. als Verfasser entdeckt hat. Weitberühmt wurde er dadurch, daß er kurz vor seinem Tode (3. November 824) eine Vision zu haben glaubte, worin er u. a. von der Höllenpein Karl’s d. Gr. wegen seiner Unenthaltsamkeit, von Abt Waldo und anderen kürzlich verstorbenen Zeitgenossen bald günstig, bald ungünstig berichtete. Auf Wachstafeln aufgezeichnet, wurden diese vermeintlichen Offenbarungen [240] von Heito, dem Bischof von Basel, der sich 823 wieder in sein Kloster zurückgezogen hatte, in Prosa, von Walahfrid aber viel ausführlicher in Versen bearbeitet, mit Nennung der vorher ängstlich verschwiegenen Persönlichkeiten, wenn auch nur in Akrostichen, und mit manchen schätzbaren Nachrichten zur Geschichte des Klosters.
Wetti, lat. Wettinus genannt, war am Anfang des neunten Jahrhunderts Mönch in Reichenau, von vornehmer Abkunft, ein naher Verwandter der berühmten Aebte Waldo und- Neue Ausgabe beider Visionen von Dümmler, Mon. Germ. Poet. lat. II, 267 ff.