Zum Inhalt springen

ADB:Uechtritz, Peter Friedrich von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Uechtritz, Peter Friedrich von“ von Max Mendheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 125–126, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Uechtritz,_Peter_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Uchtervelt, Jacob
Band 39 (1895), S. 125–126 (Quelle).
Friedrich von Uechtritz bei Wikisource
Friedrich von Uechtritz in der Wikipedia
Friedrich von Uechtritz in Wikidata
GND-Nummer 118963813
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|125|126|Uechtritz, Peter Friedrich von|Max Mendheim|ADB:Uechtritz, Peter Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118963813}}    

Uechtritz: Peter Friedrich v. U., Dichter, war das erste Kind aus der im J. 1799 geschlossenen Ehe des Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Kuhna, Thielitz und Wendisch-Ossig Friedrich Joseph Peter U. († 1837) mit Friederike Auguste Charlotte Ernst (geboren am 22. November 1775 in Meißen, † am 5. März 1847). Er wurde am 12. September 1800 in Görlitz geboren, kam bald darauf mit seinen Eltern nach Dresden, wurde hier durch Privatunterricht auf die höhere Schule vorbereitet und besuchte seit dem Herbst des Jahres 1814, nachdem die Familie das Rittergut Heidersdorf bei Görlitz erworben hatte, das Görlitzer Gymnasium, wo er sich bereits durch poetische Versuche hervorthat. Zu Ostern 1818 bezog U. sodann die Universität Leipzig, um hier die Rechte, daneben aber auch Philosophie, Geschichte und Poesie zu studiren. Dazu konnte er sich schon damals des Umganges mit den hervorragendsten Leipziger Persönlichkeiten erfreuen; von besonderem Einfluß auf sein Gemüthsleben aber wurde für ihn die Bekanntschaft mit Adam Müller (s. A. D. B. XXII, 501 ff.), der damals als österreichischer Generalconsul in Leipzig lebte und den jungen U. für eine bewundernde Anerkennung der katholischen Kirche, ihrer Lehre und Organisation, empfänglich zu machen wußte. Aus eben dieser Zeit datirt auch die Bekanntschaft Uechtritz’ mit Ludwig Tieck, der bis zu seinem Tode ein lebhaftes Interesse für dessen dramatische Arbeiten bezeigte und ihm oft mit Rath und Empfehlung zur Seite stand.

Gegen Ende des Jahres 1821 trat U. zu Berlin als Auscultator und Referendar in die Justizverwaltung ein, suchte und fand aber auch hier alsbald litterarische Anregung im Umgange mit Heine, Grabbe, Friedrich von Raumer, Gans, Hitzig, Streckfuß, Häring, Fr. W. v. Schadow, dem Varnhagenschen Kreise und vielen anderen geistvollen Männern und Frauen. Hatte er während der Studienzeit von seinen poetischen Arbeiten nur eine Novelle und mehrere kleine Gedichte veröffentlicht, so trat er 1823 bereits mit drei größeren historischen Tragödien („Chrysostomus“, „Rom und Spartacus“, „Rom und Otto III.“) hervor. Im Winter von 1824 auf 1825 dichtete der junge Kammergerichtsreferendar eine neue Tragödie, „Alexander und Darius“, die 1826 in Dresden, Berlin und Wien aufgeführt wurde und 1827 mit einer Vorrede Tieck’s im Druck erschien. Auch sein folgendes Drama „Das Ehrenschwerdt“, das einen Familienconflict aus den Parteikämpfen der Patricier und der Zunftbürger in Nürnberg behandelt, ging im November 1827 in Berlin über die Bühne und fand beifällige Aufnahme. Im Juni 1828 wurde U. als Assessor an das königliche Landgericht in Trier versetzt, wo er allerdings „in fast gänzlicher Einsamkeit“ lebte. Aber schon im Februar 1829 schied er wieder von Trier, nachdem ihm die gleiche Stellung beim Landgerichte in Düsseldorf übertragen worden war. Hier empfing er nun wieder reiche Anregung durch den Umgang mit Immermann, Schadow, Karl Schnaase und einer Anzahl der hier lebenden Künstler, die ihn alsbald in ihren Kreis zogen. Im folgenden Jahre beschäftigte ihn dann wieder ein größeres Trauerspiel, „Rosamunde“, auf das er große Hoffnungen setzte, die freilich diesmal nicht erfüllt wurden. Sein letztes dramatisches Gedicht, „Die Babylonier in Jerusalem“, das 1836 im Druck erschien, war wohl von Anfang an seiner ganzen Anlage nach nicht für die Bühne bestimmt. Wenn auch mit Immermann noch immerfort eifrig für die Förderung des Düsseldorfer Theaters thätig, ruhte doch nun Uechtritz’ Muse längere Zeit.

Bei einem gelegentlichen Aufenthalte in Berlin verlobte er sich im Herbst 1836 mit Marie v. Balan (geboren am 30. Januar 1818 in Berlin); am 18. Mai des folgenden Jahres fand die Vermählung statt, und die junge Frau folgte nun dem bereits 1833 zum Rath ernannten Gatten nach Düsseldorf, wo sich zwischen ihnen und den befreundeten Familien Immermann, Schnaase und [126] v. Sybel ein angenehmer geselliger Verkehr entwickelte. In den folgenden Jahren schrieb U. sein interessantes Buch „Blicke in das Düsseldorfer Kunst- und Künstlerleben“ (2 Bde. 1839 und 1840). Die Thronbesteigung Friedrich Wilhelm’s IV. und dessen erwartete Ankunft in Düsseldorf wurden Veranlassung zu einer poetischen Festgabe Uechtritz’. „In einem Cyclus romanzenartiger Gedichte, eingefügt in die erzählenden, deutenden und überleitenden Vor- und Zwischenreden der personificirten Zeit“, entrollt er in seinem „Ehrenspiegel des deutschen Volks“, den er am 10. Februar 1842 dem Könige überreichte, „ein Gemälde der Glanzepochen des deutschen Nationallebens“ von Hermann, dem Cherusker, bis zur Thronbesteigung Friedrich Wilhelm’s. Zur selben Zeit begann er auch, angeregt durch das Studium von Ranke’s Reformationsgeschichte, seinen großen historischen Roman „Albrecht Holm“, der 1851–1853 in 7 Bänden in Berlin erschien. Auf diesen ließ er 1860 einen weiteren dreibändigen Roman „Der Bruder der Braut, oder sittliche Lösung ohne rechtliche Sühne“ folgen. Inzwischen aber hatte er 1858 mit dem Titel eines Geheimen Justizrathes seine Entlassung aus dem Staatsdienste genommen, veranlaßt durch immer zunehmende Kränklichkeit, die ihm schon seit seiner Jugendzeit anhaftete und seinen Eltern oft große Sorge bereitet hatte. 1860 ertheilte ihm die philosophische Facultät der Universität Bonn das Ehrendoctordiplom, und im April 1863 siedelte U. dann mit seiner Gattin nach Görlitz über. Hier verfaßte er noch einen größeren Roman „Eleazar“ (3 Bde. 1867), dessen Stoff aus der Zeit des großen jüdischen Krieges im ersten Jahrhundert n. Chr. ihn schon während seines Aufenthaltes in Berlin lebhaft beschäftigt hatte. Die folgenden Jahre aber widmete er, trotz der immer schwächer werdenden Kräfte und trotz eines schweren Augenleidens, das ihm nicht mehr gestattete selbst zu lesen und zu schreiben, eifrigen Studien über das Johannesevangelium, deren Resultate er in dem noch kurz vor seinem Tode vollendeten und 1876 in Gotha erschienenen Buche „Studien eines Laien über den Ursprung, die Beschaffenheit und Bedeutung des Evangeliums nach Johannes“ zusammenstellte. U. starb in der Nacht zum 15. Februar 1875; seine Gattin überlebte ihn noch bis zum 27. Februar 1892.

„Erinnerungen an Friedrich v. Uechtritz und seine Zeit in Briefen von ihm und an ihn“ (Leipzig 1884) mit einer Lebensskizze Uechtritz’ von Th. Paur und einem Vorwort von Heinrich v. Sybel.