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ADB:Trauttmansdorff, Maximilian Graf von

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Artikel „Trauttmansdorff, Maximilian Graf von“ von Hermann von und zu Egloffstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 531–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Trauttmansdorff,_Maximilian_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:14 Uhr UTC)
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Trauttmansdorff: Maximilian Freiherr, späterhin Graf v. T., österreichischer Staatsmann. Er ward geboren am 23. Mai 1584 in Graz, wo sein Vater, Johann Friedrich v. T., am Hofe Erzherzog Karl’s von Oesterreich, des [532] dritten Sohnes Kaiser Ferdinand’s I., die Würde eines Kriegspräsidenten und Geheimen Rathes bekleidete. Bei seiner Geburt bekannten sich seine Eltern zur neuen Lehre, doch traten sie, noch ehe Maximilian herangewachsen war, zur römischen Kirche über, und mit ihnen wechselte auch der Sohn sein Bekenntniß.

In seiner Jugend hat sich T. nach dem Zeugnisse seines Zeitgenossen Franz Christoph v. Khevenhiller „des studiern und herrlicher tugenden beflissen; als er zu seinen männlichen jahren und aus fremden landen nach haus kommen, ist er in Ungarn gezogen und dort rittmeister worden; da er sich bey etlichen vornemen Occasionen befunden und zu legung mehrer fundament im kriegswesen ist er nach Niderland, dem könig aus Spanien alldort zu dienen, verraist“. Von da kehrte er nach einiger Zeit zurück und ward alsdann, noch unter der Regierung Kaiser Rudolf’s II., in den Reichshofrath berufen. Nach dessen Tode 1612 trat er in den Dienst des kaiserlichen Hofes ein, wo er sich bald das Vertrauen der maßgebenden Persönlichkeiten zu erwerben wußte und allmählich zu hohen Ehren emporstieg. Kaiser Matthias ernannte ihn zum Obersthofmeister seiner Gemahlin, der Kaiserin Anna, und die nämliche Stelle ward ihm in der Folge auch bei Eleonore Gonzaga, der zweiten Gemahlin Kaiser Ferdinand’s II., sowie bei diesem selbst übertragen.

Trauttmansdorff’s Erscheinen am kaiserlichen Hofe fiel in ernste Zeiten. Durch tiefe innere Zerwürfnisse, ebenso wie durch gefährliche äußere Feinde war das Erzhaus in seinem Machtbestande schwer bedroht und um so mehr auf die Ergebenheit, Umsicht und Thatkraft seiner Diener angewiesen. In T. aber fanden sich diese Eigenschaften vereint, und so war er im Stande, dem angestammten Fürstenhause eine Stütze zu bieten, wie es ihrer in seiner schweren Bedrängniß bedurfte. Um für die tiefzerrütteten österreichischen Erblande die Grundlage dauernder Vereinigung und inneren Friedens zu schaffen, erschien es zunächst erforderlich, in Böhmen und Ungarn dem Haupte des jüngeren Zweiges von Deutsch-Habsburg, Ferdinand von Innerösterreich, dem Sohne Erzherzog Karl’s, die Wahl zum Nachfolger von Matthias zu sichern. Von T. wurde dieser Plan eifrig gefördert und gelangte schließlich auch zur Ausführung: im J. 1617 ward Erzherzog Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand II., zum König von Böhmen, im Jahre danach zum König von Ungarn erwählt. Mit der Regelung der Erbfolge wurde freilich das drohende Unheil nicht vom Erzhause abgewendet. Schon im Frühjahr 1618 sagte sich Böhmen von ihm los, und seine Erhebung riß auch einen großen Theil der übrigen kaiserlichen Erblande zum Aufruhr mit fort.

Mitten in diesen Wirren gelangte Ferdinand am 20. März 1619 zur Regierung. Je peinvoller seine Lage war, um so mehr kamen ihm Trauttmansdorff’s treue und eifrige Dienste zu statten. Gemeinsam mit zwei anderen Räthen Ferdinand’s wohnte er den Verhandlungen über die Kaiserwahl zu Frankfurt im Juli und August 1619 von Anfang an bei und hatte nicht geringen Antheil daran, daß sich die Mehrheit der kurfürstlichen Stimmen auf seinen Herrn vereinigte. Nach der Kaiserkrönung am 8. September 1619 begab er sich in Ferdinand’s Gefolge zum Herzog Maximilian von Baiern nach München und war hier thätig beim Abschlusse des Bündnisses mit diesem mächtigen Fürsten, dem Haupte der katholischen Liga, eines Bündnisses, das für den Kaiser den höchsten Werth besaß in dem schweren Kampfe mit seinen rebellischen Unterthanen, der ihm bevorstand. Ebenso wie die Verhandlungen mit Maximilian, trug auch die Reise nach Rom, die T. unmittelbar danach im Auftrage des Kaisers unternahm, für diesen gute Früchte. Durch die Vorstellungen des Herzogs von Baiern und Spaniens unterstützt, erlangte er, wenn auch nur mit Mühe, vom Papste die Zusicherung einer Geldsumme zur Bekämpfung des Aufruhrs. Mit Hülfe seiner Verbündeten, insbesondere der Liga, gelang es dem Kaiser, seine [533] Feinde zu überwinden. An T. aber fand er, wie in den Tagen der Bedrängniß, so auch später einen treuen und gewandten Diener. Am 6. Januar 1622 schloß er als Bevollmächtigter Ferdinand’s II. zu Nicolsburg Frieden mit Bethlen Gabor, dem Woiwoden von Siebenbürgen, der die Verlegenheiten des kaiserlichen Hauses benutzt hatte, um in Ungarn einzufallen. Da der Krieg mit ihm für die Truppen des Kaisers unglücklich verlaufen war, sah sich T. genöthigt, dem Feinde zur Erlangung des Friedens einen großen Theil dieses Königreichs preiszugeben, ein Opfer, das allerdings schwer, aber doch unvermeidlich war, um die Unterwerfung der übrigen Erblande in Ruhe zu vollenden.

In gleichem Maaße wie die Befriedigung der Ansprüche Bethlen Gabor’s lag auch die Entschädigung und Belohnung des Herzogs von Baiern im Interesse des Kaisers. Den Werth jenes Verbündeten wußte Niemand besser zu schätzen als T., und wie er Maximilian’s Verdienste seinem Herrn gegenüber rückhaltlos hervorhob, so trug er auch das seinige dazu bei, daß Ferdinand sein früher gegebenes Versprechen einlöste und dem Herzoge auf dem Reichstage zu Regensburg im J. 1623 an Stelle des geächteten Friedrich von der Pfalz die Kurwürde verlieh. Ebenso führte er in den darauffolgenden Jahren als Bevollmächtigter des Kaisers mit Maximilian die Verhandlungen über dessen Kriegsentschädigung und brachte dieselben auch im Februar 1628 zum befriedigenden Abschlusse. Gegen die Zusicherung des erblichen Besitzes der Kurwürde, sowie der oberen und rechtsrheinischen Pfalz, bewog er den Kurfürsten, das Land Oberösterreich herauszugeben, das ihm der Kaiser um den Preis von dreizehn Millionen Gulden verpfändet hatte. Schon aus früherer Zeit war T. dem Kurfürsten wohlbekannt, und jene Verhandlungen konnten nur dazu dienen, die Beziehungen zwischen Beiden noch vertraulicher als vorher zu gestalten.

Zwei und ein halbes Jahr nach der Auseinandersetzung mit Maximilian von Baiern, im August 1630, finden wir T., der in der Zwischenzeit vorübergehend als Gesandter des Kaisers am kursächsischen Hofe geweilt hatte, auf dem Kurfürstentage zu Regensburg. Er betheiligte sich daselbst an den Berathungen, die zur Absetzung Wallenstein’s, des bis dahin allmächtigen Befehlshabers des kaiserlichen Heeres, führten. Ferdinand II. und die katholische Partei standen zu jener Zeit auf dem Gipfel ihrer Macht; bald danach geriethen freilich die Sieger durch ihren Uebermuth gegen die Besiegten aufs neue in schwere Bedrängniß, und wie beim Regierungsantritt des Kaisers, sahen sich auch jetzt die Diener des Erzhauses vor die schwierigsten Aufgaben gestellt.

Keiner unter ihnen aber rechtfertigte in höherem Maaße das Vertrauen seines kaiserlichen Herrn als T. Eine wichtige Rolle spielte er zunächst vor und während der Katastrophe von Wallenstein. Wiederholt ward er vom Kaiser an jenen abgesandt, das erste Mal im Sommer 1633 gemeinsam mit zwei anderen kaiserlichen Räthen zum Friedenscongreß nach Breslau, das zweite Mal im December des genannten Jahres ins Feldlager zu Pilsen, um den Friedländer zu bewegen, Böhmen zu verlassen und sich den Feinden des Kaisers entgegenzustellen. Unverrichteter Sache kehrte T. wenige Wochen später nach Wien zurück und da er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß Wallenstein den Abfall vom Kaiser im Schilde führte, so rieth er diesem, den Feldherrn verhaften zu lassen. Der Sturz des Friedländers gab der Laufbahn Trauttmansdorff’s eine neue, bedeutsame Wendung. Mit Wallenstein fiel auch dessen einflußreichster Parteigänger am Wiener Hofe, Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, in Ungnade und T. wurde an seiner Stelle zum leitenden Minister berufen. Als solcher trat er im Juni 1634 mit dem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen in Unterhandlung über den Frieden und erlangte dabei, durch den glänzenden Waffenerfolg der Kaiserlichen bei Nördlingen im September des Jahres begünstigt, für das Haus Oesterreich [534] sehr wesentliche Vortheile. Er bewog den Kurfürsten, ungeachtet der Gegenbemühungen Frankreichs und Schwedens, im Frieden zu Prag am 20. Mai 1635 gegen die Abtretung der Ober- und Niederlausitz seinem Bündnisse mit den Feinden des Kaisers zu entsagen: ein Erfolg, der für den Letzteren um so werthvoller war, als Kursachsens Beispiel auch die meisten übrigen protestantischen Reichsstände bestimmte, mit Ferdinand Frieden zu schließen.

Trauttmansdorff’s Verdienste blieben nicht unbelohnt. Schon 1623 hatte ihn der Kaiser durch die Erhebung in den Grafenstand ausgezeichnet, und einen weiteren Gnadenbeweis gab er ihm nach dem Abschluß des Prager Friedens, indem er ihm mehrere Güter in Oberdeutschland schenkte. Das Vertrauen zu dem bewährten Staatsmanne übertrug sich von Ferdinand II. auch auf dessen Sohn und Nachfolger Ferdinand III. Schon ehe T. an Eggenberg’s Stelle berufen wurde, hatte er bei dem damaligen Thronerben das Amt des Obersthofmeisters bekleidet; er verblieb darin auch nach Ferdinand’s Regierungsantritt und wurde später sogar noch zum Präsidenten des Geheimen Rathes erhoben. Als solcher wirkte er nach allen Kräften darauf hin, den unheilvollen Krieg, der schon seit Jahrzehnten in Deutschland hin und her wogte, endlich zum Abschluß zu bringen. Nur seinen hervorragenden Geistesgaben und seinem braven Charakter konnte Graf T. das Ansehen verdanken, das er am kaiserlichen Hofe genoß, denn er besaß weder ein einnehmendes Aeußere, noch die glatten Formen des Höflings; auch sah er sich unter Ferdinand II. ebenso wie unter dessen Nachfolger von der mächtigen spanischen Partei am kaiserlichen Hofe wegen seiner friedliebenden und versöhnlichen Gesinnung vielfach angefeindet. Nichtsdestoweniger blieb seine Stellung unerschüttert, und im J. 1645 gab ihm Ferdinand III. einen neuen Beweis seines Vertrauens: er übertrug ihm auf die Empfehlung seines Schwagers, des Kurfürsten von Baiern, die Leitung der kaiserlichen Politik am westfälischen Friedenscongreß.

Mit ausgedehnten Vollmachten versehen, traf T. daselbst am 25. November 1645 ein und gab von Anfang an den festen Willen zu erkennen, mit aller Kraft für den Frieden zu wirken. Die Aufgabe, von deren Gelingen der Erfolg seiner Bemühungen abhing, war die Entschädigung der auswärtigen Feinde des Kaisers, der verbündeten Kronen Frankreich und Schweden. Die Bedeutung dieser Aufgabe hatte T. klar erkannt und faßte ihre Lösung als nächstes Ziel seiner Thätigkeit ins Auge. Schon Mitte December 1645 begab er sich von Münster, dem Hauptsitz der kaiserlichen Bevollmächtigten, nach Osnabrück, dem anderen Congreßorte, um sich dort mit den Gesandten der Krone Schweden, Salvius und Johann Oxenstierna, zu verständigen. Als Entschädigung bot er ihnen Vorpommern und Wismar nebst den Stiftern Bremen und Verden an, und es gelang ihm auch, sie für seinen Vorschlag zu gewinnen. Nach den versöhnlichen Erklärungen, die ihm im Februar 1646 von den Schweden gegeben worden waren, hielt er den Frieden mit ihnen für gesichert und kehrte noch in demselben Monat von Osnabrück nach Münster zurück, um sich daselbst auch mit den Vertretern der Krone Frankreich über die Entschädigungsfrage auseinanderzusetzen. Die Forderungen der Franzosen waren nicht geringer als die der Schweden. Sie verlangten die Abtretung der Besitzungen des Hauses Oesterreich im Elsaß sammt der wichtigen Rheinfestung Breisach. Ermuthigt durch das günstige Ergebniß seines Aufenthaltes in Osnabrück, erklärte T., ihre Ansprüche nicht befriedigen zu können, und er hoffte auch, die Verhandlungen mit Frankreich ohne Schädigung der Interessen des Kaisers zum Abschluß bringen zu können, umsomehr als die Forderungen der Gegner von den Spaniern, den Bevollmächtigten der meisten katholischen Stände und selbst von einem Theile der Protestanten mit Entschiedenheit bekämpft wurden. Die Franzosen hielten [535] jedoch hartnäckig an ihren Ansprüchen fest, und die Bemühungen der Friedensvermittler sowie des Kurfürsten von Baiern in ihrem Interesse konnten ihre Begehrlichkeit nur erhöhen. Nach langem Sträuben sah sich der Kaiser schließlich durch das unablässige Drängen und die Drohungen des Kurfürsten Maximilian bewogen, ihnen die geforderten Zugeständnisse zu gewähren. Am 13. September 1646 schloß T. mit den Vertretern Frankreichs ein vorläufiges Abkommen, worin er ihren Wünschen im weitesten Umfange Rechnung trug.

Die Opfer, die der kaiserliche Hof der Krone Frankreich brachte, waren wesentlich dadurch bedingt, daß deren Bevollmächtigte ihrerseits versprochen hatten, sich nach allen Kräften zu bemühen, um auch die Friedensverhandlungen des Kaisers mit seinen übrigen Gegnern zu einem glücklichen Ende zu führen. Sie kamen dieser Verpflichtung in der That mit Eifer nach, doch stießen sie dabei auf große Schwierigkeiten, denn nicht nur die Protestanten gingen in ihren Forderungen weit über das Maß dessen hinaus, was ihnen der Kaiser gewähren wollte; auch Schweden hatte inzwischen, durch fernere Beweise von Trauttmansdorf’s Entgegenkommen ermuthigt, seine Ansprüche noch erheblich gesteigert. Erst im Februar 1647 gelang es dem kaiserlichen Hauptbevollmächtigten durch die Vermittlung des einen der beiden französischen Gesandten, des Grafen d’Avaux, mit Salvius und Oxenstierna ins Reine zu kommen. Die Einigung mit ihnen erfolgte im wesentlichen auf Grund der Vorschläge, die ihnen T. im Februar 1646 gemacht hatte. Die wichtige Entschädigungsfrage schien hiermit gelöst, und bei Trauttmansdorf’s versöhnlicher Gesinnung wäre zu erwarten gewesen, daß sich auch zwischen den streitenden Parteien im Reiche ohne allzugroße Mühe eine Verständigung würde erzielen lassen. Die Friedensverhandlungen erhielten jedoch eine neue verhängnißvolle Wendung, indem Kurfürst Maximilian von Baiern am 14. März 1647[WS 1] mit Frankreich und Schweden einen Neutralitätsvertrag einging. Durch den Abfall dieses mächtigsten Bundesgenossen des Erzhauses wurden dessen Feinde mit einem Schlage Herren der politischen Lage, und ihr Uebergewicht gab sich alsbald auch in den gesteigerten Ansprüchen kund, die jetzt bei den Friedensverhandlungen an T. gestellt wurden. Der Graf hoffte zwar anfangs noch, die Gegner durch erhöhte Zugeständnisse zufrieden zu stellen, doch kam er bald zur Erkenntniß, daß ihm dies nicht gelingen würde. Je schlechter sich aber die Aussichten für den Frieden gestalteten, um so lebhafter regte sich in T. der Wunsch, den Congreß zu verlassen. Ein körperliches Leiden, das ihn schon im Winter 1645 auf 1646 heimgesucht und seitdem nicht wieder verlassen hatte, konnte ihn in diesem Verlangen nur bestärken. Schon im Spätsommer 1646 hatte er sich beim Kaiser im Hinblick auf seinen Gesundheitszustand die Erlaubniß zur Heimkehr ausgewirkt, und nur auf vielseitiges Verlangen hatte er sich entschlossen, noch auf seinem Posten auszuharren. Nach den Erfahrungen der letzten Monate hielt er sich jedoch nicht länger für gebunden: am 6. Juni 1647 reiste er von Münster ab und begab sich an den kaiserlichen Hof zurück.

Die Anhänger der extrem-katholischen Richtung am Congreß, vor allem die Vertreter der Krone Spanien, hatten sein Entgegenkommen gegen die Feinde des Kaisers, insbesondere gegen die Franzosen, von Anfang an mit Unwillen wahrgenommen, und seine Abreise wurde demgemäß von der genannten Partei aufs freudigste begrüßt. Wenn daher T. nach seiner Rückkehr selbst seinen Einfluß beim Kaiser im Sinne seiner Widersacher geltend machte und die Fortsetzung des Krieges empfahl, so muß dies Benehmen gerade bei ihm in der That befremden; die Veränderung in seiner Stimmung erklärt sich allerdings aus dem Umschwunge der politischen Lage, der sich inzwischen zu Gunsten des Kaisers [536] durch dessen Wiedervereinigung mit dem Kurfürsten von Baiern vollzogen hatte. Gleichwol war aber gewiß auch T. in hohem Maße erfreut, als endlich im Herbst 1648 der ersehnte Frieden zu Stande kam. War es dem Grafen selbst nicht vergönnt gewesen, ihn zum Abschlusse zu bringen, so hatte er doch sehr wesentlich dazu beigetragen, die Verständigung der streitenden Parteien untereinander vorzubereiten, und wenn er auch in seiner großen Bescheidenheit geneigt sein mochte, seine eigenen Verdienste hinter die seiner Collegen zurückzustellen, so ward er doch selbst von dem schwedischen Bevollmächtigten Johann Oxenstierna als „anima legationis Austriacae“ bezeichnet und allgemein, bei Freund und Feind, wurde seinem Friedenseifer ebenso wie seinem Wohlwollen gegen Jedermann, seiner Mäßigung und seiner Geradheit warme Anerkennung gezollt. Der Kaiser dankte ihm für seine Bemühungen in einem überaus huldvollen Handschreiben vom 10. Januar 1649. T. sollte diese Auszeichnung nicht lange überleben; schon am 8. Juni 1650 starb er in Wien im Alter von 66 Jahren. Aus seiner Ehe mit Gräfin Sophie Palffy hinterließ er sieben Söhne und zwei Töchter. Die ernste Lebensauffassung des Grafen kam zum Ausdruck in seinem Wahlspruche: Sint temporalia in usu, aeterna in desiderio. Seiner aufopfernden Thätigkeit im Dienste des Hauses Oesterreich ebenso wie seiner lauteren, unantastbaren Persönlichkeit bleibt in den Annalen seiner Zeit für immer ein ehrendes Andenken gesichert.

Wurzbach, Biograph. Lexikon des Kaiserth. Oesterreich. – Khevenhiller, Annales Ferdinandei IX, 402. – Derselbe, Conterfet Kupferstich II, 61. – Koch, Geschichte des deutschen Reiches unter der Regierung Ferdinand’s III. – Einzelne Angaben bei Wolf, Maximilian I. von Baiern, IV. – Odhner, Die Politik Schwedens am westfälischen Friedenscongreß, S. 119 ff. – Helbig, Der Prager Friede, Hist. Taschenbuch 1858. – Gindely, Dreißigjähriger Krieg I, 480; II, 133 ff., 165. – Hurter, Ferdinand II. in Bd. VII. – Hammer, Khlesl, in den Urkunden-Beilagen. – Vgl. im übrigen noch die Verzeichnisse im Anschluß an die Artikel über Ferdinand II., Ferdinand III. und Maximilian I. von Baiern in der A. D. B. Außerdem stand mir auch archivalisches Material zur Verfügung.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1467