ADB:Toltz, Johann (gest. 1523)
Luther’s finden sich einige Bemerkungen in den Briefen Luther’s, im Wittenberger Universitätsalbum und im Decanatsbuch der dortigen theologischen Facultät; aber ein Abriß seines Lebens läßt sich zur Zeit noch nicht herstellen. Die Schwierigkeit, über ihn zu berichten, wird erhöht durch den Umstand, daß zwei ungefähre Zeitgenossen denselben oder einen ähnlichen Namen haben wie er, so der Marschall von Sachsen, Johann v. Doltzig (Doltzk) und Johann Tolz, Pfarrer in Plauen, welche beide selbst von Seckendorf und Seidemann mit ihm verwechselt worden sind. Ein andrer „Feldkirch“ ist Bartholomäus Bernhardi v. F. († 1551), der ebenfalls leicht mit dem in Rede stehenden verwechselt wird. Wir treffen unsern T. 1517 als Custos und Kanonikus an der Schloßkirche zu Allerheiligen und Doctor der heiligen Schrift in Wittenberg, nachdem er vorher dort Magister und in der Theologie Baccalaureus geworden war, auch im Wintersemester 1516 (cf. Album ed. Förstemann p. 63) das Rectorat der Universität geführt hatte. 1504 im Sommersemester war er in Wittenberg als Joannes piliatoris (von späterer Hand ist beigeschrieben … dölsch alias) d’ feltkirchen (Album Witbg. hrsg. von Förstemann p. 13) inscribirt und 1506 Magister artium geworden (Köstlin, J., Baccal. I, 23); 1509 wurde er Baccalaureus biblicus, bald darauf Canonicus, 1511 Sententiarius, 1512 Formatus oder ad lecturam libri III et IV Sententiarum Lombardi admissus (Liber decanorum ed. Förstemann p. 12); am 9. März 1517 Licentiatus (Lib. dec. p. 21); 23. Juli 1521 Dr. theol. (Lib. dec. p. 25). Luther erwähnt ihn 1518 als seinen Gesinnungsgenossen (bei De Wette, Briefe Luther’s I, 508 und Enders, Luther’s Briefwechsel I (1884) Nr. 77, Anm. 5). Im J. 1522, am 2. November, unterschrieb er mit Carlstadt und Anderen ein Bittgesuch Luther’s an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen, das bei Burkhardt, Luther’s Briefwechsel [431] (Leipzig 1866) S. 50 gedruckt ist. Da aber die Wittenberger Stiftsherren die Seelenmessen und andere „Papistische Gebräuche“ nach Luther’s Ansicht nicht schnell genug abschafften, so war der Reformator im J. 1523 auf sie nicht gut zu sprechen, wie seine Briefe vom 1. März und 11. Juli 1523 an sie zeigen (Enders IV, Nr. 630 u. 680). Ende Juli meldete Luther in einem Briefe an Spalatin (vom 29. oder 30. Juli, bei Enders IV, Nr. 684; bei De Wette II, 361) Toltz’s Tod mit den Worten: „D. Joannes Feldkirchen exstinctus est nescio quo mortis genere“, und Spalatin schreibt in seinen Annalen bei Mencken II, 625: „Doct. Johannes Dolschius Feltkirchius Templi Omn. Divorum Wittenbergae Custos et Canonicus obiit in mense Julio feria IV p. Mariae Magdal.“ (Da Mariä Magd. 1523 selbst auf einen Mittwoch fiel, so wäre hierdurch der nächste Mittwoch, der 29. Juli, als Todestag Toltz’s zu bestimmen, wie es schon Enders, Luther’s Briefwechsel IV, 187 berechnet hat.)
Toltz: Johann T. (Doltz, Doltsch, Dolizius, Dolscius, Döltzk) von Feldkirch (Veltkirch), Wittenberger Theologe, † 1523. Ueber diesen Zeitgenossen und anfänglichen AnhängerSchriften Toltz’s, deren Titel ich den „Unschuldigen Nachrichten“ 1724, S. 1073 f. entnehme, ohne deren Richtigkeit prüfen zu können[1]: „Ein kurtz Hand-Büchlein für junge Christen, soviel ihnen zu wissen von nöthen“, dabei Bugenhagen’s Vorrede (Wittenberg 1526; in demselben Jahre auch niedersächsisch [durch Bugenhagen] herausgekommen); „Der heil. Schrift Art und Weise und Gebrauch oder Tropi Biblici“ (ebendas. 1526); „Von denen zwei Schwestern Martha und Maria, Luc. 10“ (Leipzig 1526); „Ein Sermon von der vielfältigen Frucht des gestorbenen Weitzen-Körnleins, Matth. 16, Marc. 8, Luc. 9, Joh. 12“ (ebendas.); „Von dem Osterlämmlein und Testament Jesu Christi aus Exod. 12“ (1526); „Wanher unsere gezeyt Aufruhr und mercklich große Unlust entsprungen, gründlicher Bescheid aus der heiligen Schrift auf 11 Artikel sammt dem Beschluß gestellet“, 1526 (drei Bogen stark zu Wittenberg gedruckt, „wiewol der Ort nicht benamet ist“). Ein Bedenken von der Privatmesse an Kurfürst Friedrich von Sachsen, welches T. nebst andern Wittenbergischen Theologen unterschrieben, findet sich in Luther’s Werken, Altenburgische Ausgabe, Tom. II, p. 17 u. 256. Eine „Disputatio Witebergae habita“ von ihm ist abgedruckt in den „Unschuldigen Nachrichten“ 1706, S. 147 f. Zu nennen ist sodann noch eine Predigt über das Lied „Ein Kindelein so löbelich“ (1526), welche Christoph Olearius zu Arnstadt 1724 in Quart, 1 Bogen stark, wieder hat auflegen lassen. Eine Anzahl von Schriften Toltz’s erinnere ich mich auf der Stadtbibliothek zu Königsberg, welche Poliander’s Nachlaß enthält, in den Jahren 1884–1890 gesehen zu haben.
- Vgl. Suevi academ. Wittenb. bei Riederer, Beiträge usw. S. 19. – Unschuldige Nachrichten, Jahrgang 1724, S. 1073. – (Zedler’s) Universallexikon Bd. 44 (1745) 1158, das dort aufgeführte Citat, Sammlung von Altem und Neuem 1727, soll heißen 1724. – Zerstreute Nachrichten im Briefwechsel Luther’s; Förstemann, Album, Förstemann, Liber Decanorum gesammelt von Enders in Luther’s Briefwechsel IV (1891) 187, Anm. 6.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 431. Z. 14 v. o.: Die dort nach den „Unschuldigen Nachrichten“ dem Wittenberger Toltz oder Dölsch, lateinisch Doelschius, zugeschriebenen Bücher rühren meist von Johann Toltz, Pfarrer in Plauen und im voigtländischen Reichenbach († 1573) her. Vgl. über diesen: Ferd. Cohrs, Joh. Toltz, ein Schullehrer und Prediger der Reformationszeit, in „Mittheilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte“, herausgeg. von Kehrbach, Jahrg. 1897, Heft 4. Ueber den Wittenberger Dölsch schrieb Friedrich Kropatscheck, Joh. Dölsch aus Feldkirch, Professor in Wittenberg. Greifswald 1898. [Bd. 55, S. 894]