Zum Inhalt springen

ADB:Teuffenbach, Rudolf Freiherr von (2. Artikel)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Teuffenbach, Rudolf Freiherr von“ von Karl Sommeregger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 682–685, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Teuffenbach,_Rudolf_Freiherr_von_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Steghen, Gerhard ter
Band 54 (1908), S. 682–685 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Rudolf von Tiefenbach in der Wikipedia
Rudolf von Tiefenbach in Wikidata
GND-Nummer 117278742
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|682|685|Teuffenbach, Rudolf Freiherr von|Karl Sommeregger|ADB:Teuffenbach, Rudolf Freiherr von (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117278742}}    

Teuffenbach: Rudolf Freiherr von T.[WS 1], kaiserlicher Feldmarschall und Geheimer Rath, aus einem uralten steirischen Adelsqeschlecht stammend, wurde als der Sohn des berühmten Feldmarschalls und Generallieutenants Christof Freiherrn v. Teuffenbach am 26. November 1582 in Graz geboren. Der kriegerische Geist seiner Zeit riß ihn bald vom Studirtische auf der Universität in Tübingen unter die Fahnen des französischen Königs Heinrich IV. Nachdem er sich in dem kurzen Feldzuge gegen Savoyen und Saluzzo rühmlichst bekannt gemacht und seinen jugendlichen Arm im Kampfe erprobt hatte, trat er im 18. Lebensjahre als Fähnrich in das kaiserliche Heer Rudolfs II., wurde nach der Einnahme von Stuhlweißenburg 1601 zum wirklichen Hauptmann ernannt, weil er an der Spitze seines Fähnleins als einer der Ersten den Wall erstiegen und das kaiserliche Panier daselbst aufgepflanzt hatte. Während der Feldzüge 1600–1605 war T. fortwährend in kriegerischen Unternehmungen thätig, wobei er das von den mährischen Ständen errichtete Freicorps commandirte, als dessen Feldobersten ihn der Kaiser bestätigte. Als solcher focht er bei Gran 1604 und unter dem General Georg Basta zur Niederwerfung des Aufstandes. Im J. 1608 war er einer der Führer der Mährer in dem gegen den Kaiser Rudolf ziehenden Heere des Königs Mathias. Im nämlichen Jahre übertrug ihm der mährische Landtag das Commando über ein Regiment Fußvolk von 3000 Mann, welches gegen den drohenden Einfall der Passauer aufgestellt werden sollte. 1611 war T. wieder einer der Führer der mährischen Völker im Zuge des Königs Mathias gegen Rudolf. In seiner Stellung als Commandant des mährischen Aufgebots focht er für den Kaiser Matthias noch an vielen Orten in Ungarn, Mähren und Böhmen mit solchem Glücke, daß ihn der dankbare Monarch nacheinander zum Kämmerer, Hofkriegsrath, wirklichen Feld- und Grenzobersten ernannte und 1613 zum Commandanten der wichtigen Grenzfestung Neuhäusel einsetzte. Allerdings mußte T. für die Herstellung der bedeutend verfallenen Festungswerke eine Summe von 12 000 Thalern dem Kaiser leihen. Der ausbrechende dreißigjährige Krieg flocht in den [683] Lorbeerkranz des jungen Helden neue unvergängliche Blätter. Bereits 1619 erhielt er die Stelle eines Oberstfeldwachtmeisters über das gesammte kaiserliche Fußvolk und kämpfte unter den Befehlen Bouquoy’s mit Colalto und Maradas; ihm ist der Sieg bei Pilgram, hauptsächlich aber die Rettung der Armee aus der Klemme bei Budweis am 4. November zu verdanken. Der Bethlen Gáborsche Vormarsch gegen Wien nöthigte Bouquoy zu einer Detachirung Teuffenbach’s gegen die bedrohte Kaiserstadt. Mit tausend deutschen Söldnern befreite er die Hauptstadt von der augenblicklichen Gefahr. Weniger glücklich als hier war T. in Ungarn. Die Fortschritte des Siebenbürgerfürsten Bethlen Gábor daselbst machten Erzherzog Leopold für die Krone Ungarns in Preßburg besorgt und T. erhielt den Befehl zur Einnahme dieses Ortes. Doch das Kriegsglück ward hier einmal seinem Lieblinge untreu; die Abtheilung Teuffenbach’s, welche in einen Hinterhalt gerieth, wurde fast aufgerieben. Nach Kaiser Mathias’ Tode erkannte dessen Nachfolger, Ferdinand II., den hohen Werth dieses Heerführers, und die Betrauung zur Errichtung eines Regiments von fünf Fähnlein hochdeutschen Kriegsvolkes war gewiß ein richtiger Ausdruck dieser Erkenntniß. T. errichtete nun ein stolzes, schönes Musketierregiment, das älteste Infanterieregiment Oesterreichs, welches noch jetzt als Nr. 11 besteht. In der Schlacht am weißen Berge bei Prag am 8. November 1620, welche das Schicksal der böhmischen Länder entschied, entwickelte er als Führer des rechten Flügels, welchen die Oesterreicher bildeten, eine so ruhmvolle Thätigkeit, daß ihn der Kurfürst Maximilian von Baiern, welcher an dieser Schlacht als Haupt der Liga theilgenommen, nebst den Generalen Bouquoy, Verdugo und Spinelli in einem eigenhändigen Briefe an den Kaiser als Diejenigen bezeichnen konnte, welche an dem glücklichen Erfolge der Schlacht den meisten Antheil hatten. Im folgenden Jahre stand T. wieder gegen Bethlen in Ungarn und übernahm, nachdem Bouquoy bei einem Ueberfalle von Neuhäusl von seinen wegen Nichtzahlung des Soldes unzufriedenen Leuten verlassen und gefallen war, das Commando. Als solcher trat er in den Kreis der murrenden Meuterer, forderte den Rädelsführer vor und erschoß ihn nach einer niederschmetternden, kurzen Rede mit seiner eigenen Gürtelpistole vor aller Augen. Diese mit eiserner Strenge aufrecht erhaltene militärische Disciplin beendete die drohende Söldnermeute und die Festung hielt sich trotz mangelhafter Geschütze. Für diesen erfolgreichen Act militärischer Justiz sprach der Kaiser dem unerschrockenen Manne seinen Dank aus; im J. 1622 rückte T. zum Obristzeugmeister vor; auch die Stände von Ungarn achteten ihn so hoch, daß die Magnaten dieses Königreiches aus Anlaß der am 23. Juli 1623 zu Preßburg erfolgten Krönung der Kaiserin zur Königin ihm das Indigenat verliehen. T. gehörte nach seiner Geburt dem Lutherthume an; ohne allen fremden Einfluß kehrte er 1623 in den Schoß der katholischen Kirche zurück, weil es ihm mit dem Grundzuge seines geraden, offenen Charakters und seiner strengen Loyalität gegen das Kaiserhaus unvereinbarlich schien, für eine Sache zu kämpfen, zu deren Fahne er sich nicht selbst bekannte. Als Kaiser Ferdinand von dem Religionswechsel seines „lieben Teuffenbach“ Kenntniß erhielt, erließ er ein besonderes Glückwunschschreiben an denselben, in welchem die warmen Worte enthalten waren, daß er ihm das Haupt küssen möchte. Das spätere Wirken Teuffenbach’s bewies auch, daß sein Glaubenswechsel keineswegs leere Förmlichkeit, sondern auf innere Ueberzeugung gegründet war. Als Katholik war seine erste That die Unterstützung des Cardinals Dietrichstein bei Zurückführung der Stadt Iglau zum Katholicismus, wobei er sieben Fähnlein deutscher Knechte befehligte. Im J. 1625 trat T. in die neugebildete Armee Wallenstein’s und half ihm bei Wolgast die Dänen überwinden. Bei Stralsund [684] war sein Regiment von solchem kriegerischen Thatendrang erfüllt, daß es nahezu aufgerieben wurde und erst 1632 neu aufgestellt werden konnte. Als Wallenstein sein Commando niedergelegt, wurde der 1631 zum Feldmarschall beförderte T. dem Heere des berühmten Tilly zugeordnet; er eroberte Frankfurt a. O. 1631 und hielt die Stadt so lange, bis er, der Uebermacht Gustav Adolf’s weichend, nach Glogau sich zurückziehen mußte. Die Schlacht bei Breitenfeld machte T. nicht mit, da er zu dieser Zeit einen Streifzug in die kursächsischen Lande unternommen und die unter Arnim in Böhmen eingedrungenen Sachsen vertreiben mußte. Dann übergab er das Commando an Wallenstein, als dieser am 15. December 1631 den Feldherrnstab zum zweiten Male übernahm. T. war scharfblickend genug, auf die abermalige Einsetzung des grollenden Wallenstein zu dringen, war aber auch einer der Ersten, der sich von dessen Feldzeichen lossagte, als seinem keine Winkelzüge kennenden Herzen das Benehmen des Friedländers zweideutig erschien. Erst nach Wallenstein’s Ermordung begleitete er den König von Böhmen, Ferdinand III., in dieses Land, und nach der Schlacht von Nördlingen 1634, welcher er im Gefolge des Königs beiwohnte, erhielt er das für die damalige Zeit sehr bedeutende Ehrengeschenk von 200 000 Gulden, dem vier Jahre später das höchste Ehrenzeichen des habsburgischen Hauses: das goldene Vlies, folgte. Die dem Kühnen immer holde Kriegsgöttin scheint ihren Liebling besonders geschützt zu haben, denn trotz zahlreicher Berichte über Kämpfe, in denen T. bis zum Handgemenge kam, fehlen solche über eine Verwundung; ja beim Ueberfall auf Pilsen 1619 fingen seine zusammengeballten, in der Hosentasche versorgten Handschuhe die todverheißende Kugel auf. Hingegen hatten die vielen Kriegszüge und ein vierzigjähriger Dienst im Kriegslager die Gesundheit des Helden derart erschüttert, daß er seinem Monarchen ferner nur mehr als Diplomat und Vermittler dienen konnte.

Der Convent in Tyrnau 1644, die Verhandlungen mit Questenberg, dem Palatin Esterhazy und dem Fürsten Rákóczy, sowie weitere Verhandlungen in den Jahren 1646 und 1647 in Ungarn, die er zur vollsten Zufriedenheit beendigte, sind die letzten Thaten dieses edlen Mannes, bis endlich, nachdem er noch 1647 zum Generalland- und Hauszeugmeister ernannt wurde, am 4. März 1653 der Tod seinem bewegten und verdienstvollen Leben ein Ende bereitete. Aber nicht nur als Kriegsheld und Staatsmann, sondern auch als hochherziger Stifter trug er zum Glanz seines Stammes bei. Nachdem er schon bei Lebzeiten ein Franciscanerkloster mit Spital zu Zistersdorf in Niederösterreich gestiftet hatte, traf er die Bestimmung, daß nach seinem Ableben aus den Einkünften seiner Güter eine adelige Ritterschule errichtet werde. Noch heute geben 42 Teuffenbach’sche Stiftplätze in der Theresianischen Ritterakademie Beweise seiner edelherzigen Entschließung. Weiters ordnete er an, daß von seinem Vermögen 20 000 Gulden auszuscheiden seien und die Interessen hiervon im ersten Jahre zur Auslösung von in türkische Sklaverei gerathenen Christen, im zweiten Jahre zur Betheilung von Hausarmen und jedes dritte Jahr zur Ausstattung Verwaister armer Bräute zu verwenden seien. Rudolf v. T. ist der Tiefenbach, den Schiller in seinen Wallenstein (Piccolomini, IV. Aufzug, 6. Auftritt) als Anhänger des Friedländer einführt. „Ein Kreuz steht hier“, fragt Trczka, und Tiefenbach erwidert: „das Kreuz bin ich“, worauf Isolani sich mit den Worten zu Trczka wendet: „Er kann nicht schreiben, doch das Kreuz ist gut und wird ihm honorirt von Jud und Christ“. Betreffs der Schreibkundigkeit hat Schiller hier wohl fehlgegriffen, da T. als Tübinger Student des Schreibens kundig war, wie auch Nachbildungen seiner Handschrift beweisen.

[685] K. u. k. Kriegsarchiv. – Teuffenbach, Vaterländisches Ehrenbuch. – Wurzbach, Biographisches Lexikon.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 39 ein weiterer Artikel.