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ADB:Strozzi, Peter Graf

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Artikel „Strozzi, Peter, Graf zu Schrattenthal“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 629–630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strozzi,_Peter_Graf&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Strozzi: Peter St., Graf zu Schrattenthal, kaiserlicher Kämmerer und General-Feldmarschalllieutenant, geboren 1626, † 1664, war der Sohn Graf Giacomo Strozzi’s, der unter Kaiser Ferdinand II. als General wichtige Dienste geleistet hatte und für diese mit reichen Güterschenkungen belohnt worden war. Nach beendeten Studien und der Ausbildung in den ritterlichen Uebungen war St. im J. 1645, als junger Cavalier, im Gefolge des kaiserlichen Principalgesandten Grafen Maximilian v. Trautmannsdorf in Münster und Osnabrück gewesen, von dort nach den Niederlanden gegangen und hatte einige Zeit in Brüssel geweilt. Im J. 1647 trat er bei der kaiserlichen in Böhmen gegen die Schweden im Felde stehenden Armee u. zw. bei dem FML. Wilhelm Vogt v. Hunoldstein’schen Regimente ein und erhielt bald darauf eine Compagnie.

Nach dem Frieden zu Münster (24./14. October 1648) that St. als Kämmerer Hofdienste bei dem König von Ungarn und Böhmen, Ferdinand (IV.). Nach dem frühen Tode dieses Fürsten, der am 31. März zum römischen König gewählt, schon am 9. Juli 1654, 21 Jahre alt, an den Blattern starb, trat St. in den Dienst des kaiserlichen Vaters zurück. Er errichtete im J. 1656 ein Regiment zu Fuß von 12 Compagnien, mit welchem er unter FM. Graf Enkevort’s Commando nach Italien abging und bei Alessandria della Paglia im folgenden Jahre gefährlich verwundet ward. Wiederhergestellt diente er unter GLt. Graf Montecuccoli gegen die Schweden in Polen, und machte den Hülfszug für den König von Dänemark (1658) mit, nachdem er aus den Regimentern Hatzfeldt und Losenstein ein neues Regiment formirt hatte. Am 14. Januar 1660 (Datum des Creditivs) wurde er von Kaiser Leopold als Gesandter zu Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg abgesendet, „um mit Deroselben sich in Sachen, die in Preußen veranlaßten Friedens-Tractaten betreffend, in Unserem Namen zu vernehmen“. Nach dem Frieden von Oliva (3. Mai 1660) kehrte St. zur Armee zurück und wurde am 8. Juni 1660 Generalfeldwachtmeister. Er führte dann drei Regimenter von der Armee u. zw. das seinige, das Montecuccoli’sche Cavallerieregiment und das Croatenregiment des Obersten Buschonitz nach Mähren in die Quartiere und hatte im November des 1660er Jahres sein Stabsquartier in Iglau. Zu Ende März des Jahres 1661 stand sein Regiment noch in Mähren, er selbst befand sich zu jener Zeit in Wien und betrieb eifrig die noch fehlende Ausrüstung und die Complettirung desselben, da er den Auftrag hatte dasselbe in Marschbereitschaft zu halten und vom Hofkriegsrathe an die Befehle des GLt. Graf Montecuccoli gewiesen worden war. Nebst dem Grafen Rothal ward er im März 1662 vom Hofe zum ungarischen Reichstag nach Preßburg gesendet und als der türkische Großvezier in Ungarn einrückte, erhielt GFW. Strozzi Befehl, die Truppen aus Siebenbürgen zurückzuführen. Er erkrankte im Feld gefährlich und meldet selbst dem GLt. MontecuccoliP am 15. Juli 1663 aus Szerenz, daß er sich „noch immer sehr matt befinde und bis dato nicht recht erhohlen kann“. Nachdem Neuhäusel von den Türken genommen, erhielt St. das Commando des Schlosses zu Preßburg, welches er soviel als möglich befestigen ließ. Im November 1663 (29.) zum Feldmarschalllieutenant und Capitän der Trabantengarde ernannt, erhielt St. gegen Ende des Jahres wieder eine diplomatische Sendung nach Paris. Von dort zurückgekehrt, belagerte [630] er unter Commando des Grafen Zrinyi, besonders auf Betreiben des Innerösterreichischen Hofkriegsrathes, mit dem Grafen Wolfgang Julius v. Hohenlohe Kanizsa (April 1664), und ward am 20. Mai gelegentlich eines Ausfalles der Belagerten am Arm verwundet. Am 31. Mai konnte er erst wieder aufstehn und mußte sich noch führen lassen. Einem Berichte über den langsamen Fortgang der Belagerung und die Bedrohung durch ein türkisches Entsatzheer fügt er hinzu: „Ich für meine wenige Person werde nicht laufen wo ein Anderer stehen wird und kann anderes nicht sagen, die Welt ist mein Zeuge was ich gethan habe, und also liegerhaft, krank nach der Möglichkeit thue, daß zu verwundern ist, wie ich noch lebe, doch gestehe ich, daß ich ganz consumirt bin, in Kopf, Gedächiniß, in Leib et tota constitutione.“

Die Belagerung von Kanizsa mußte Anfang Juni, als die Armee des Großvezirs zum Entsatze heranzog, aufgehoben werden (2. Juni). Am 14. Mai hatte der Großvezir die wiederhergestellte Brücke bei Essegg mit 40 000 Mann überschritten und hierauf ein Lager bei Szigetvar (26. Mai) bezogen. Zrinyi, mit nur 20 000 Mann unter seinen Fahnen, ging auf das rechte Ufer der Mur unterhalb Zrinyvár zurück. Der Großvezir Achmed Köprili marschirte auf dem linken Ufer der Drau gegen Zrinyvár und nahm auf den Hügeln Stellung, von welchen diese Festung eingesehen und beherrscht werden konnte. Er entsendete ein Detachement, welches die Mur überschritt, sich einer Insel in diesem Flusse bemächtigte und dort festsetzte. St. entriß jedoch am 6. Juni den Türken nach heftigem und erbittertem Kampfe die Insel wieder. Leider traf den tapfern Krieger, als der Sieg schon errungen war, ein türkisches Geschoß und dieser letzte glorreiche Erfolg bezeichnete auch das Ende seiner Laufbahn. Der Monarch verlor in ihm einen treuen, tapferen und verständnißreichen Officier, der nach den wenigen von ihm aufbewahrten Berichten ein außerordentlich fähiger und kenntnißreicher Mann gewesen sein muß. Die Soldaten betrauerten einen geliebten und geschätzten Führer, der aus eigenen Mitteln viel that, das oft harte Loos seiner Untergebenen zu mildern. Strozzi’s Leichnam wurde nach Wien gebracht und in der Hof-Pfarrkirche St. Augustin beigesetzt. Seine Wittwe Maria Katharina, eine Tochter des kaiserlichen Geheimen Rathes und Obersthofmeisters Franz Christoph Graf v. Khevenhüller überlebte ihren Gemahl lange Jahre. Sie starb erst im J. 1714, 81jährig, zu Wien. Eine bedeutende, noch bestehende Stiftung hat St. in seinem am 3. August 1658 verfaßten Testamente für die kaiserliche Armee zum Unterhalte der in Kriegsdiensten des Erzhauses Oesterreich invalid gewordenen Officiere und Soldaten gewidmet. Nicht seine Verdienste im Felde und Cabinete allein, auch sein edler Sinn, mit dem er bedeutende Summen in den Dienst vorsorgender Wohlthätigkeit stellte, sichern Strozzi’s Namen in der österreichisch-ungarischen Heeresgeschichte ein bleibendes pietätvolles Angedenken.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Gauhen, Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon II. Leipzig 1747. – Verordnungsblatt für das k. k. Heer 1882. 12. Stück (Stiftbrief).