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ADB:Enkevort, Adrian Graf von

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Artikel „Enkevort, Adrian Graf von“ von Carl von Landmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 148–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Enkevort,_Adrian_Graf_von&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:38 Uhr UTC)
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Enkevort: Adrian Graf v. E. (Enkenvoirt, Enghefurt), kaiserl. und kurbaierischer Heerführer im 17. Jahrhundert, † 1663 zu Wien. Veranlaßt durch seinen Vater, den aus Brabant nach Deutschland eingewanderten baierischen Oberstwachtmeister Wilhelm v. E., trat E. zuerst in baierische Kriegsdienste, versuchte aber später sein Glück bei Wallenstein und zeichnete sich in dessen Heer bei Lützen und bei der Vertheidigung von Prag aus. Zur Zeit, als dieser mit Bernhard von Weimar in Unterhandlung war, stand er als Oberstlieutenant bei einem Fußregiment Trzka’s, des hervorragendsten Theilhabers an des Friedländers Plänen, scheint aber trotzdem seine Treue für das Haus Oesterreich nicht befleckt zu haben, denn er wurde später von Caretto, Wallenstein’s geschwornem Feinde, dem Kaiser zum Regimentsbefehlshaber vorgeschlagen. Im Juli 1635 befand er sich als Oberst bei den Truppen, welche Karl von Lothringen zur Rückeroberung seines Landes zugeschickt worden waren, und nahm nach dem Rheinübergange bei Breisach Theil an den Erfolgen des Herzogs gegen die Franzosen und weimarschen Truppen. Nach theilweiser Eroberung des Elsasses fand im October bei Holocourt zwei Tagemärsche südöstlich von Metz die Vereinigung statt mit der kaiserlich-baierischen Armee unter Gallas, welche über Saarlouis vorgegangen war. Ohne die errungenen Vortheile gegen [149] die schlecht geführten Franzosen auszubeuten, ließ Gallas, der „Heerverderber“, in einem verschanzten Lager das schöne kaiserlich-baierische Heer am Hungertyphus zu Grunde gehen und zog erst später mit den Ueberbleibseln desselben an den Rhein in die Winterquartiere. Im folgenden Jahre nahm E. als Generalwachtmeister Theil an dem Zuge in die Niederlande und die Picardie unter Piccolomini. An Johann v. Wert, der gleichfalls beim Zuge war und damals mit seinen Reitern den bekannten Einfall ins Innere Frankreichs machte, schloß sich E. bei dieser Gelegenheit näher an; es zeigte sich in der Folge, daß die der Sache so oft schädlich gewesene Rivalität zwischen kaiserlichen und baierischen Truppenführern zwischen diesen beiden nicht bestand.

Im October 1637 war E. Befehlshaber des kaiserlichen Heerhaufens, welcher Johann v. Wert zugetheilt wurde zur Wegnahme des von Bernhard von Weimar bei Rheinau hergestellten Rheinbrückenkopfes. E. eroberte die auf dem rechten, Wert die auf dem linken Rheinufer gelegenen Schanzen. Bernhard von Weimar, in diesem Jahre weniger glücklich, hatte damit seinen letzten Stützpunkt im Elsaß verloren. Im folgenden Jahre ergriff derselbe jedoch die Offensive, umging die Stellungen der Kaiserlichen im Elsaß und Hochburgund und rückte gegen das rheinaufwärtsgelegene Rheinfelden. Den wichtigen Platz zu entsetzen, sammelte sich bei Villingen in Schwaben ein Corps unter Savelli, bei welchem sich auch Wert und E. befanden. Am 28. Februar langten diese Truppen vor Rheinfelden an: unterstützt durch einen Ausfall der Besatzung gelang es, das weimarsche Heer vollständig zu schlagen und dasselbe zum Rückzuge gegen Laufenburg zu nöthigen. Ohne den Sieg durch eine ausgiebige Verfolgung ausgebeutet zu haben und im Glauben, den Feind vernichtet zu haben, erlaubte Savelli gegen Wert’s Rath, daß sich die Truppen behufs besserer Verpflegung auf einen größern Umkreis in die Ortschaften zerstreuten. Doch schon am 3. März erschien Bernhard von Weimar wieder im Bereiche der kaiserlichen Quartiere und zwar am rechten Rheinufer. Die in aller Eile gesammelten und in der Nähe von Rheinfelden ihm entgegengestellten Truppen konnten Weimar’s Angriff nicht widerstehen: die Kaiserlichen wurden geschlagen und mit Savelli, Wert u. A. fiel auch E. in Gefangenschaft.

Nach dreijähriger Haft in Paris wurde E. im März 1641 gegen hohe französische Officiere zu Peronne ausgewechselt. Zum Feldmarschall ernannt, rückte er beim Stabe des kaiserlichen Oberbefehlshabers Erzherzog Leopold Wilhelm ein, bei welchem er den erfolgreichen Zug des kaiserlich-baierischen Heeres durch Thüringen in das Gebiet der Aller und Leine mitmachte. Im Frühjahr 1642 stand er mit kaiserlichen Truppen bei Karl von Lothringen am linken Rheinufer, ohne daß es hier zu entscheidenden Kämpfen kam; dann nach Böhmen zum Heere Leopold Wilhelms abgesendet, nahm er an dessen Zug nach Sachsen und an der unglücklichen Schlacht bei Leipzig am 2. November gegen Torstenson Theil. Nachdem hierauf Gallas den Oberbefehl übernommen, wurde das kaiserl. Heer durch Rakoczy’s Unternehmungen längere Zeit in Böhmen festgehalten. Als andere Truppen gegen Rakoczy verfügbar geworden, rückte Gallas im Juni 1644 elbabwärts vor und stand im August in Schleswig. Als jedoch Torstenson wieder erschien, mußte Gallas wieder zurück. Ersterem in Verbindung mit einem feindlichen Corps unter Königsmark gelang es sogar, Gallas schließlich bei Magdeburg vollständig einzuschließen. Im November 1645 war das kaiserl. Heer so gut wie vernichtet; E., welcher sich mit der Reiterei hatte durchschlagen wollen, war hierbei in schwedische Gefangenschaft gerathen. Nach seiner Auslösung zum Commandanten der Länder Tirol und Vorarlberg ernannt, befehligte er Anfangs 1647 selbständig in Schwaben. Er belagerte Memmingen, welches sich ihm nach neunwöchentlicher hartnäckiger Vertheidigung ergab; hierauf schloß er [150] Nördlingen ein. Zum Hauptheere unter Holzapfel nach Böhmen abberufen, folgte er demselben durch Thüringen nach Hessen, dann über die Donau zurück nach Schwaben. Dem Gefechte bei Zusmarshausen 17. Mai 1648 wohnte E. nicht bei. Als Gronsfeld, der Nachfolger des bei Zusmarshausen gefallenen Holzapfel, als Befehlshaber der baierischen Truppen sich nicht im Stande gezeigt hatte, die Lechlinie zu halten und in Folge dessen zur Aburtheilung gefangen nach München geführt worden war, erhielt E. vom Kurfürsten von Baiern den Oberbefehl über dessen Heer angeboten. Am 2. Aug. übernahm er das Commando über die baierischen Truppen, welche sich mit den Kaiserlichen unter Piccolomini bei Schärding am Inn gesammelt hatten. Das vereinigte Heer rückte nun auf München vor gegen Wrangel, welcher bei Dachau stand. Im Vereine mit Wert führte E. den glücklichen Ueberfall bei Feldmoching im Dachauer Forst aus, in Folge dessen Wrangel über den Lech zurückwich. Denselben beim Lechübergange noch mehr zu schädigen, gelang E. nicht, was ihm später auch vorgeworfen wurde.

Der Krieg in Deutschland war zu Ende und E. fiel nun die Aufgabe zu, die Truppen abzudanken, was ihm auch ohne große Störung gelang; für seine Person erhielt er 3000 Gulden „Recompens“ und wurde, nachdem die Mehrzahl der übrigen Generale vorangegangen waren, am 15. Oct. 1649 aus baier. Kriegsdiensten entlassen. E. zog nun nach Wien, von wo er die baierische Regierung um Uebertragung der Statthalterstelle in Amberg anging, jedoch abschlägigen Bescheid erhielt.

Inzwischen dauerte der Krieg zwischen Spanien und Frankreich noch fort, und als 1656 der Kaiser den Spaniern 6000 Mann Hülfstruppen nach Italien schickte, wurde E., inzwischen in den Grafenstand erhoben, mit deren Führung betraut. Die Feindseligkeiten begannen von neuem erst 1658; nun aber gab der Kaiser den Oberbefehl über die noch verstärkten deutschen Truppen dem Markgrafen von Mantua. Im Vereine mit den Spaniern unter Fuentesaldagna kämpften die Kaiserlichen gegen die Heere von Frankreich, Savoyen und Modena unter Conti. Ohne daß es zu entscheidenden Gefechten kam, verloren die Spanier allmählich Terrain; E. scheint hierbei eine hervorragende Rolle nicht gespielt zu haben. Der Pyrenäen-Friede machte auch hier dem Kriege ein Ende und E. kehrte nach Wien zurück.

Mit dem Kriegswesen damaliger Zeit durch langjährige Kriegsdienste vertraut, ersetzte E. in seinen höheren Verwendungen durch reiche Erfahrung theilweise den Mangel hervorragender Führertalente. Er war jedenfalls ein General, der nicht leicht etwas verdarb, und verdient vor allem das Lob, daß er persönliche Rücksichten stets dem Dienste der Sache unterordnete. Wenn er vom Kaiser über Gebühr ausgezeichnet wurde, so mag dies vielleicht darin seinen Grund haben, daß er Schwiegersohn des kaiserlichen Obersthofkanzlers Graf v. Werdenberg war.

Barthold, Gesch. d. gr. deutschen Krieges., 1843. Hirtenfeld, Oesterr. Mil.-Conv.-Lex., 1851. Rheinischer Antiquarius III. 4, 1857. Heilmann, Kriegsgesch. von Baiern u. s. f., 1868.