ADB:Sonne, Wilhelm
August Grotefend’s stehende Gymnasium in Göttingen. Doch schon im nächsten Jahre folgte er seinem Vater nach Hannover, wohin dieser berufen war, um an der Seite von Georg Heinrich Pertz die Redaction der Hannoverschen Zeitung zu führen, und wo er noch im Juli desselben Jahres 1832 sterben sollte. Vom dortigen Lyceum, dessen Director der erste Keilschriften-Entzifferer Georg Friedrich Grotefend war, ging S. Ostern 1839 auf die Universität Göttingen. Hier hatte er das Glück, noch ein Semester lang die Vorlesungen des großen Alterthumsforschers Karl Otfried Müller nutzen zu können, die trotz der kurzen Zeit den nachhaltigsten Eindruck auf ihn machten. Sonst hörte er classische Philologie bei Ernst Ludw. v. Leutsch, Friedr. Wilh. Schneidewin und Friedrich Wieseler, Philosophie bei Joh. Friedr. Herbart und besonders bei Heinrich Ritter; auch gehörte er dem philolOgischen Seminar unter dem greisen Christoph Wilh. Mitscherlich als ordentliches Mitglied an. Privatim widmete er sich einer eingehenderen Beschäftigung mit den romanischen Sprachen, die er, wie auch das Englische, schon auf der Schule betrieben hatte, erlernte das Sanskrit und drang, auf ein reiches Sprachenmaterial gestützt, an der Hand der Werke eines Bopp, Grimm u. a. zu sprachvergleichenden Untersuchungen vor. Im Sommer 1842 kehrte S. mit gediegenen Kenntnissen nach Hannover zurück und bestand nach kurzer Vorbereitung Michaelis desselben Jahres rühmlich das Schulamtsexamen. Hierauf war er als Hauslehrer bis Ostern 1844 in Lauenburg, sodann 3/4 Jahre in Mühlenberg bei Altona thätig. Mit Beginn des Jahres 1845 fand S. eine Anstellung als „ordentlicher Lehrer“ an dem städtischen Lyceum („Großen Stadtschule“) in Wismar. Anfänglich ertheilte er den Hauptunterricht in Quarta, dann in Tertia, bis er nach dem Tode des Rectors Ed. Theod. Haupt († 1. Juni 1868) das Ordinariat der Prima und die Leitung der Anstalt mit dem Titel eines Directors (unterm 16. Juli) erhielt, wobei er mehreren älteren Collegen vorgezogen wurde. Kaum fünf Jahre danach setzte seinem edlen Streben ein hartnäckiges Magenleiden ein frühes Ziel.
Sonne: Wilhelm Günther Heinrich S., verdienter Schulmann und Sprachforscher, geboren am 22. Februar 1820 in Ilfeld am Harz, † am 3. Mai 1873 in Wismar. S. empfing den ersten Unterricht von seinem Vater, der Rector, später Director des königlichen Pädagogiums in Ilfeld war. Im elterlichen Hause blieb er bis Ostern 1831, sodann besuchte er das unter dem RectorateS. war von hoher geistiger Begabung und dabei ein tieffühlender Mensch. Als Lehrer war er mächtig anregend, als Leiter der Schule umsichtig und gerecht. Viele schöne Resultate erzielte er auf dem Gebiete der vergleichenden Sprachwissenschaft und Mythologie, worin er bei längerem Leben noch mehr geleistet haben würde, wenn er auch diesen ihm so lieben Studien seit seiner Ernennung zum Director nur wenig Zeit hatte widmen können. Gleich seine erste Schrift, die ihm auch die Doctorwürde eintrug, fand in Fachkreisen lebhafte Anerkennung. Es ist dies das Programm: „Epilegomena zu Dr. Th. Benfey’s (Griechischem) Wurzellexicon (Berlin 1839–42)“, Wismar 1847, 64 S. in 8°. Separat erschien dann nur noch ein Programm unter dem Titel: „Zur ethnologischen Stellung der Griechen“, Wismar 1869, 18 S. in 8°. Dagegen war S. ein eifriger Mitarbeiter an Adalbert Kuhn’s Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen (1851 ff.). Konr. Bursian erwähnt ihn neben Th. Benfey, Adalb. Kuhn, Leo Meyer, Max Müller und Aug. Friedr. Pott als einen Hauptvertreter der vergleichenden Sprachforschung, als einen Förderer der Disciplin der vergleichenden Mythologie, speciell des Verständnisses der einzelnen mythischen Namen und Persönlichkeiten mit Hülfe der Etymologie. Am bedeutendsten sind Sonne’s Untersuchungen, [626] die er an Rigveda I, 50 anknüpfte und in Kuhn’s Zeitschrift während der Jahre 1863–66 veröffentlichte. Auch Th. Benfey konnte ihm eine ehrenvolle Erwähnung nicht versagen.
- Vgl. die Wismarschen Schulprogramme von 1864 S. 8–9 und von 1873 S. 10–11, sowie Th. Nölting’s Gedächtnißrede auf Sonne, abgedruckt im Wismarschen Schulprogramm von 1873 S. 6–9. – Ferner Th. Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft, 1869 S. 416 und 587, und Bursian, Geschichte der classischen Philologie, 1883 S. 974 u. 1205.