Zum Inhalt springen

ADB:Benfey, Theodor

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Benfey, Theodor“ von Adalbert Bezzenberger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 358–359, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Benfey,_Theodor&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:45 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Beneke, Otto
Nächster>>>
Bening, Heinrich
Band 46 (1902), S. 358–359 (Quelle).
Theodor Benfey bei Wikisource
Theodor Benfey in der Wikipedia
Theodor Benfey in Wikidata
GND-Nummer 119059347
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|358|359|Benfey, Theodor|Adalbert Bezzenberger|ADB:Benfey, Theodor}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119059347}}    

Benfey: Theodor B., geboren am 28. Januar 1809 in Nörten (Hannover) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, † am 26. Juni 1881 als ordentlicher Professor in Göttingen, besuchte hier das Gymnasium und studirte seit 1824 daselbst und in München classische Philologie. Im J. 1828 wurde er in Göttingen promovirt und habilitirte sich bald nachher ebenda, wandte sich aber 1830 nach Frankfurt a. M., um seinen Lebensunterhalt durch Stundengeben zu erwerben, und ging 1832 nach Heidelberg, um an der dortigen Universität als Privatdocent einzutreten. 1834 kehrte er indessen in seine Stellung in Göttingen zurück, das er, abgesehen von einigen Reisen, nicht wieder verlassen hat. 1840 verheirathete er sich mit Fanny Wallenstein (ein Sohn, vier Töchter), wurde 1848 außerordentlicher Professor und trat in demselben Jahre zum Christenthum über. Seine Ernennung zum Ordinarius erfolgte vierzehn Jahre später (1862), nachdem er inzwischen Mitglied der Münchener und der Berliner Akademie und des Institut de France geworden war. Später wurde er auch in die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, die Wiener und die Pesther Akademie, die Royal Asiatic Society und die American Oriental Society aufgenommen.

Benfey’s Studien und Vorlesungen richteten sich anfangs auf die classischen Sprachen, wandten sich aber allmählich mehr und mehr der orientalischen Philologie, besonders dem Altindischen, und der vergleichenden Sprachwissenschaft zu, und auf diesen Gebieten, denen er sich seit dem Ende der dreißiger Jahre ausschließlich widmete, hat er als Lehrer hervorragendes geleistet, als Forscher und Schriftsteller bahnbrechende und unvergängliche Werke geschaffen. Die Reihe derselben eröffnete das mit dem Volney’schen Preise gekrönte „Griechische Wurzel-Lexikon“ (1839, 1842) und der Artikel „Indien“ in Ersch’ und Gruber’s Encyklopädie (1840). Es folgten zunächst: die Untersuchung „Ueber das Verhältniß der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm“ (1844), welche eine ursprüngliche Verwandtschaft jener mit diesem erwies und wichtige ethnographische Gesichtspunkte aufstellte; „Die persischen Keilinschriften mit Uebersetzung und Glossar“ (1847) und die außerordentlich schwierige, aber noch heute unentbehrliche und unübertroffene Ausgabe der Hymnen des Säma-Veda (1848); ferner: das „Handbuch der Sanskritsprache“ (I. Vollständige Grammatik, 1852, welche eine vollständige Darstellung des schwerverständlichen grammatischen Systems Pänini’s enthält; II. Chrestomathie, 1853); die „Kurze Sanskrit-Grammatik“ (1855) mit einer Fülle höchst werthvoller sprachvergleichender Bemerkungen und Aufstellungen, sowie das vielleicht bedeutendste Werk Benfey’s, das zweibändige „Pantschatantram“ (1859). Im zweiten Bande desselben ist eine Uebersetzung dieser Märchensammlung enthalten, im ersten aber der Satz, daß sehr viele orientalische und occidentalische Märchen aus Indien stammen, in großartiger Weise bewiesen und unwiderleglich gezeigt, daß das „Pantschatantram“ selbst eine Hauptquelle dieser Märchen ist, und auf welchen Wegen, durch welche Werke Märchen aus dem Morgenlande in das Abendland gewandert sind.

In den sechziger Jahren veröffentlichte B. an größeren Werken seine [359] „Practical Grammar of the Sanskrit Language“ (1863, 1868), sein „Sanskrit English Dictionary“ (1866) und die geistvolle, auf ungeheuren Studien beruhende „Geschichte der Sprachwissenschaft und orientalischen Philologie in Deutschland“ (1869).

In der Folgezeit ist etwas größeres von B. nicht mehr veröffentlicht. Den größten Theil seiner Kraft nahmen in ihr Studien zu einer ausführlichen Vedengrammatik in Anspruch, die unvollendet und für einen anderen unvollendbar geblieben ist. Außer den erwähnten Werken hat B. eine Fülle von Abhandlungen über Fragen der allgemeinen und der vergleichenden Sprachwissenschaft, der Sanskritphilologie, der vergleichenden Mythologie u. s. w. und von Recensionen verfaßt, die großentheils selbständigen Werth haben. Eine Zeit lang war er auch Herausgeber einer Zeitschrift: „Orient und Occident“ (1862 bis 1866). Die meisten seiner Aufsätze und Kritiken sind in den Veröffentlichungen der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften erschienen.

Vgl. den Nekrolog in Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen VIII, 234 ff. und Kleine Schriften von Theodor Benfey, herausgegeben von A. Bezzenberger, 2 Bände (Berlin 1890, 1892), mit dem Bildniß Benfey’s, seiner Biographie (von seiner Tochter Meta Benlöw) und einem vollständigen Verzeichniß seiner Schriften.