ADB:Nölting, Theodor
Joh. Heinr. Vincent N. († am 23. August 1806), ein Sohn des aus Mustin im Lauenburgischen stammenden Pastors an der St. Michaeliskirche Joh. Andr. N.
Nölting: Friedrich Theodor N., Philolog und Schulmann, geboren am 14. Februar 1811 zu Hamburg, † am 5. März 1890 zu Wismar. Nölting’s Vater, der Lehrer der neueren Sprachen war, wurde seiner Familie frühzeitig durch den Tod entrissen. Nölting’s Großvater war der als Dichter geistlicher Lieder nicht unbekannte Professor der Philosophie und Beredsamkeit am akademischen Gymnasium zu Hamburg,N. besuchte anfangs das Johanneum, von Ostern 1830 an das akademische Gymnasium seiner Vaterstadt, das er ein Jahr darauf verließ, um sich dem Studium der Philologie zu widmen. Er hörte dann vier Semester lang Vorlesungen in Halle, besonders bei Bernhardy und Leo, und von Ostern 1833 bis Michaelis 1834 in Berlin bei Schleiermacher, Böckh, Lachmann und Trendelenburg. Auf beiden Universitäten war er auch Mitglied der dortigen philologischen Gesellschaften. Nachdem er am 20. September 1834 von der philosophischen Facultät zu Halle auf Grund einer Dissertation „De Zenonis Eleatae philosophia“ zum Doctor promovirt worden war, kehrte er in die Heimath zurück. Hier gab er Privatstunden und war an einem von ihm mitbegründeten Institut thätig, das sich die Beaufsichtigung und Leitung des Privatfleißes der Johanneumsschüler zur Aufgabe machte; auch unterrichtete er von Ostern bis Michaelis 1835 freiwillig am Johanneum. Da sich ihm in Hamburg jedoch keine Aussicht auf feste Anstellung bot, bewarb er sich um die durch den Abgang Dr. Friedrich Lübker’s nach Schleswig erledigte Lehrerstelle an der Großen Stadtschule zu Wismar und wurde am 7. November 1835 zum ordentlichen Lehrer daselbst gewählt; seine Einführung fand am 4. Januar 1836 statt.
In Wismar wirkte N. mit ganzer Hingabe an dem Lehrerberuf unter drei Leitern, dem Rector Professor Dr. Crain, dem Rector Dr. Haupt und dem Director Dr. Sonne, nach dessen Tode (3. Mai 1873) er selbst an die Spitze der Großen Stadtschule berufen wurde. Unter seiner Direction aber gedieh dieselbe zu einer umfangreichen Anstalt (8 Gymnasial-, 6 Real- und 3 Vorschulclassen) und erwarb sich den Ruf einer der leistungsfähigsten Schulen im Lande. Außer den Directoratsgeschäften führte er das Ordinariat der Gymnasialprima und ertheilte hauptsächlich in dieser Classe wöchentlich etwa 11 Unterrichtsstunden (Deutsch, Griechisch, Lateinisch). Ferner veröffentlichte er mehrere Programmabhandlungen, die sich durch gründliche Forschung und edle Sprache auszeichnen: „Ueber den genetischen Zusammenhang des Aorist.II. mit dem Perfect.II. der griechischen Sprache“ (1843); „Ueber den Gebrauch der deutschen Anredefürwörter in der Poesie“ (1853); „Ueber das lateinische Deponens“ (1859); „Ueber den Charakter des Schicksals in Schiller’s Tragödien“ (1870); „Ueber Lessing’s Emilia Galotti“ (1878) und „Ueber Goethe’s Iphigenie“ (1883). Besonders die der Erklärung von Meisterwerken der deutschen Litteratur geltenden Arbeiten fanden anerkennende Beachtung.
Bald nach seinem 50jährigen Lehrerjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm der Charakter eines Schulrathes vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin verliehen wurde, trat N. in den Ruhestand, den er drei Jahre genießen sollte.