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ADB:Seidel, Christian

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Artikel „Seidel, Christian“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 614, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seidel,_Christian&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:25 Uhr UTC)
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Seidel: Christian S., Componist, geb. 1832 zu Baireuth, kam frühzeitig nach München, wo seine Begabung zur Tondichtung erkannt wurde und namentlich durch Franz Lachner, Dr. Grandauer u. A. vielfache Pflege und Förderung fand. Im Jahre 1855 erschienen als Opus 1 „Drei Gesänge für eine Baßstimme“ (Lpz. bei Breitkopf u. Härtel), welche (z. B. in Beil. 57 der „Neuen Münchener Zeitung“ vom 8. März 1855) sehr schöne Anerkennung erwarben. Als ganz originell und des Dichters höchst eigenartige Intentionen völlig erfassend, erwies sich Seidel’s Musik zu Franz Graf Pocci’s „Gevatter Tod“ (1856), bestehend aus einer kurzen, die Stimmung in prägnantester Weise vorbereitenden Ouverture, aus einem das Vorspiel charakterisirenden contrapunctisch durchgeführten „Marsch der Dorfmusikanten“, in welchem Fiedel und Dudelsack leibhaft ihre Rolle spielten, und einigen Liedern voll ächten Minnesanges (vgl. Beilage 72 „Neue Münchener Zeitung“ vom 24. März 1856). Mit jener der Jugend eigenen Energie und der fröhlichen Zuversicht, daß hochfliegende Ideale gewinnen müßten, gründete S. einen „Orchester-Verein“ (Beilage 62 „N. M. Ztg.“ vom 13. März 1857), welcher nur Compositionen neuerer Meister zur Aufführung brachte. S. entwickelte dabei einen unermüdlichen Eifer und eine Beharrlichkeit in Ueberwindung der entgegenstehenden Schwierigkeiten, die einen mehr lohnenden Erfolg verdient und bei längerem Bestehen auch errungen hätten. Jedenfalls erwarb sich S. dadurch um das musikalische Leben in München ein nicht zu unterschätzendes Verdienst. Ebenso durch seine zahlreichen Lieder, insbesondere aus August Becker’s lyrischem Epos „Jung Friedel“ (Stuttgart 1854), darunter auch das damals Epoche machende „Mein Herz, thu’ dich auf!“ Leider ist davon, wenigstens unseres Wissens, nichts mehr durch Druck in die Welt gekommen, außer einem „Jugendlieder-Heft“ (München 1859 bei Aibl). Der junge, zu den schönsten Hoffnungen berechtigte Tondichter erlag schon am 18. September 1861 einem flechtenartigen, von starkem Nasenbluten begleiteten Leiden. Sein Nachlaß wurde von unbefugten Händen sinnlos verschleudert.