Zum Inhalt springen

ADB:Schneider, Johann Aloys

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schneider, Johann Aloys“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schneider,_Johann_Aloys&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 32 (1891), S. 125 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Alois Schneider in der Wikipedia
Johann Alois Schneider in Wikidata
GND-Nummer 103134573
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|125|125|Schneider, Johann Aloys|Franz Heinrich Reusch|ADB:Schneider, Johann Aloys}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=103134573}}    

Schneider: Johann Aloys S., apostolischer Vicar im Königreich Sachsen, geboren am 12. April 1752 zu Brünn, † am 22. December 1818 zu Dresden. Er studirte bei den Jesuiten in Olmütz, trat am 23. October 1768 in den Orden, setzte seine Studien nach der Aufhebung des Ordens (1773) in Prag fort, wurde 1776 zum Priester geweiht und als Lehrer an einem Prager Gymnasium angestellt. 1787 wurde er auf den Vorschlag des apostolischen Vicars in Sachsen, des Exjesuiten Marcus Herz, als Seelsorger der Katholiken nach Leipzig berufen. Er verkehrte dort auch mit den protestantischen Theologen Zollikofer und J. G. Rosenmüller (s. A. D. B. XXIX, 219). Er wurde ein beliebter Prediger, angeblich nach dem Tode Zollikofer’s (1788) der beliebteste in ganz Leipzig. (In einer 1787 zu Wien erschienenen Schrift „Etwas über Aufklärung, Toleranz und Kanzelredner“ werden Rosenmüller, Zollikofer und S. als die einzigen bedeutenden Prediger in Sachsen bezeichnet. In dieser Schrift sind zwei Predigten des „Pater“ S., vom Gebete und vom Almosen, abgedruckt.) 1792 wurde S. Hofprediger in Dresden, 1798 auch Beichtvater der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich August III., 1801 auch des Kurfürsten selbst. Nach dem Tode des apostolischen Vicars Herz ernannte ihn der Kurfürst zu seinem Nachfolger. Nachdem der Kurfürst 1806 König von Sachsen geworden und den Katholiken freie Religionsübung gewährt worden war, organisirte S. 1807 das Consistorium zu Bautzen. Es wurde ihm gleichzeitig auch die Censur der in Sachsen erscheinenden katholischen Schriften übertragen. 1807 erhielt er ein Kanonikat in Posen, 1811 eines in Krakau, 1809 von Erfurt den theologischen Doctorgrad honoris causa. 1813 begleitete er den König in die Gefangenschaft zu Berlin und Friedrichsfelde. Anträge, sich in die damaligen politischen Verhandlungen mit dem Könige einzumischen, lehnte er ab. (Eine sehr interessante Erklärung darüber von S. steht in der Allg. Ztg., 1815, Nr. 133.) Nach der Rückkehr des Königs nach Dresden wurde ihm auch die bischöfliche Würde, die keiner der früheren apostolischen Vicare von Sachsen gehabt hatte, verliehen: am 1. März 1816 wurde er von Pius VII. als Titularbischof von Argos präconisirt und am 14. Juli zu Dresden von dem zu Bautzen wohnenden Titularbischof Lack consecrirt. – Das Gebet- und Erbauungsbuch, welches S. 1807 herausgab, hat eine Reihe von Auflagen und Nachdrucken erlebt. Seine Predigten wurden nach seinem Tode von Fr. Kunitz zu Prag 1823–30 in sieben Bänden herausgegeben. Einige derselbe hatte er früher selbst veröffentlicht, u. a. 14 Fastenpredigten 1804, außerdem „Kurze Betrachtungen über die Leidensgeschichte auf alle Tage der Fasten“, 1808 (Nachdruck 1830, 2. Auflage von St. Zauper 1837). Seine ältesten Schriften (aus der Prager Zeit) sind: „Rede vom h. Johann von Capistrano“, 1780, und „An einige Dichter, die am Grabe Marien Theresiens sangen“, 1781. – S. hinterließ eine werthvolle Sammlung von Kupferstichen (8000 Blätter).

Felder-Waitzenegger, Lexikon II, 302. – H. Doering, Die gelehrten Theologen Deutschlands III, 866. – Wurzbach, Lexikon XXXI, 22. – Litteraturzeitung für kath. Religionslehrer (von Mastiaux), 1819, Int.-Bl. Nr. 2. – Ein von dem Hofrath Böttiger verfaßter Nekrolog ist in Benkert’s Religionsfreund 1833, Bemerker Nr. 35 abgedruckt.