ADB:Schletter, Adolf Heinrich
Erscheinungsbild
Ludwig Lange in Angriff genommen und binnen wenigen [466] Jahren soweit gefördert, daß er am 18. December 1858 eingeweiht werden konnte. Schletter’s beinahe 90 Gemälde umfassende Stiftung bildet den Grundstock und für alle Zeit werthvollsten Bestandtheil der Sammlung des Leipziger Museums, ein Denkmal edlen Bürgersinnes, ein Vermächtniß, das dem hochherzigen Stifter einen Ehrenplatz in der Geschichte der Stadt Leipzig immerdar zusichert.
Schletter: Adolf Heinrich S. wurde geboren zu Leipzig am 8. Januar 1793. Nach dem im J. 1807 erfolgten Tode seines Vaters, des Kaufmanns Salomon Gotthold S., trat er in die Handlung der Gebrüder Hollberg in die Lehre; nach beendigter Lehrzeit schloß er sich im J. 1813 dem Corps der freiwilligen Sachsen an, mit dem er an dem Feldzuge des genannten Jahres theilnahm. Das Jahr darauf übernahm er die Leitung des von seinem Vater im J. 1780 begründeten Geschäftes, einer französischen Seidenhandlung, deren Inhaber er bis zum Jahre 1849 blieb, wo er sich ins Privatleben zurückzog. Auf einer Reise nach Frankreich im J. 1853 erkrankte er plötzlich und starb am 19. December in Paris. Seine Leiche wurde nach seiner Vaterstadt gebracht und hier am 1. Januar des folgenden Jahres unter zahlreicher Betheiligung der Einwohnerschaft zur Erde bestattet. – Schletter’s Bedeutung liegt in den Verdiensten, die er sich um die Stadt Leipzig, besonders um die Hebung und Förderung der künstlerischen Interessen erworben hat. Aber durch das, was er hier geschaffen und gesammelt und weiteren Kreisen zugänglich gemacht hat, ist sein Name auch über die Grenzen Leipzigs weit hinaus zur Berühmtheit gelangt. Schon in der Jugend wandte er kunst- und wissenschaftlichen Studien seine lebhafte Theilnahme zu. Ein großer Sammeleifer zeigte sich bereits bei seinem Vater, der neben der Vermehrung allgemeiner Kenntnisse besonders auf das Studium der Mineralogie bedacht war, sich ein Mineraliencabinet gründete, aber auch eine Kupferstich- und Münzsammlung anlegte. Sein Streben ging aber weiter und war, da sein Geschäft ihm reichen Gewinn einbrachte, auf die Erwerbung einer Gemäldesammlung gerichtet, die er unter beschränkten räumlichen Verhältnissen in seinem Hause errichtete und seinen Mitbürgern, die sich für seine Schätze interessirten, zugänglich machte. Sein gediegener Geschmack, sowie sein feines und ungemein sicheres Urtheil zeigten sich bei der vorzugsweise auf moderne Meister gerichteten Erwerbung von Kunstwerken in glänzendstem Lichte. Die infolge vieler geschäftlicher Reisen erlangte Kenntniß der französischen Verhältnisse und eine stark ausgeprägte Hinneigung zu dem zeitgenössischen französischen Kunstleben brachten es mit sich, daß er für seine Gallerie mit besonderer Vorliebe Gemälde französischer Meister erwarb. Die hervorragendste Bereicherung erfuhr sie durch den Ankauf der berühmten, großartigen Landschaftsbilder Alexander Calame’s („Eichen im Sturm“, „Monte Rosa-Kette bei Sonnenaufgang“, „Ruinen von Pästum“, „Felsensturz im Haßlithale“), durch Delaroche’s „Napoleon zu Fontainebleau“ u. a. Schon bei seinen Lebzeiten hatte er dem vom Leipziger Kunstverein ins Leben gerufenen, aber anfangs nur langsam sich entwickelnden städtischen Museum seiner Vaterstadt manches werthvolle Bild als Geschenk überwiesen. Sein hoher Bürgersinn und sein warmes Interesse für das aufstrebende junge Kunstinstitut äußerten sich aber so recht erst nach seinem Tode. Laut letztwilligen Vermächtnisses vermachte er seine ganze reichhaltige Sammlung von Oelgemälden älterer und neuerer Meister, von Sculpturen u. s. w. der Stadt Leipzig, zugleich mit einem auf 40–50 000 Thaler Reinwerth veranschlagten Hausgrundstücke, und zwar unter der Bedingung, daß längstens binnen fünf Jahren, von seinem Tode an gerechnet, ein geeignetes Local für das mit seiner Sammlung vereinigte städtische Museum beschafft und eingerichtet werde, widrigenfalls seine Kunstschätze der königlichen Gemäldegallerie in Dresden, das Grundstück aber seinen Erben zufallen solle. Die Stadtvertretung nahm das reiche Vermächtniß an und schrieb bereits im Winter 1854 eine öffentliche Bewerbung für den Bau eines Museums aus. Nachdem hierfür aus dem Stadtvermögen noch eine Summe von 160 000 Thalern bewilligt worden war, wurde der Museumsbau nach den Plänen des Münchener Professors