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ADB:Schaller, Gottfried Jakob

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Artikel „Schaller, Gottfried Jakob“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 560–561, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schaller,_Gottfried_Jakob&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:18 Uhr UTC)
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Schaller: Gottfried Jakob S., elsässischer Dichter. Geboren zu Obermodern bei Buchsweiler, seit 1785 Pfarrer zu Pfaffenhofen, starb er 1831. Seine „Vermischten Gedichte“, deren I. (und einziger) Band zu Kehl 1789 erschien, zeigen Beziehungen zu den pfälzischen, hessischen und markgräflich brandenburgischen Höfen; sie sind der Königin von Preußen gewidmet. Auch die „Predigt gegen den bürgerlichen Aufruhr in einem Kriege“, Str. 1789, vertritt monarchische Grundsätze. Dagegen besingt er in einer alcäischen Ode 1790 „die Gräber der Freiheitsmärtyrer Frankreichs“, und dichtet „Festgesänge der Franken zum Tempelgebrauch“ 1795, „Gesänge auf alle Dekaden und Volksfeste der Franken“ 1798. Gegen den Vorwurf, der Propaganda für den Vernunftcultus allzu sehr nachgegeben zu haben, weiß er sich in einer „Vertheidigungsrede“ 1795 gewandt zu rechtfertigen. Er dichtete „Marceaus Totenfeier, Wechselgesang“ 1796; „Hoches Totenfeier, ein Bardengesang“ 1797, ferner „Schauenburg, ein Bardiet“ 1799, „Elegia ad heroa Bonaparte“ 1799, welche er auch ins Deutsche, Französische, Hebräische übersetzen ließ; „Poetischer Aufruf an Frankreichs Amphiktyonen zum Frieden“ 1800, „Friedensgesänge“ 1801; und noch die Julirevolution begrüßte er durch einen „Hochgesang auf das Huldigungsfest Ludwig Philipp’s I., Königs der Franken“ 1830. Begleitete so seine Muse getreulich die politischen Wandlungen Frankreichs, so spricht sie confessionelle Ansichten aus in der „Elegie an Blessig’s Grabe“ 1816, „Gesänge auf das Reformationsfest“ [561] 1817, „Reformationsgesänge auf die Feier des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses“ 1830. Schon aus dieser Aufzählung wird das leichte Talent des Dichters ersichtlich sein. Er benutzte die verschiedensten Muster: Klopstock, Uz, Wieland, Schubart, Langbein. Noch größere Belesenheit, die sich auch auf die Philosophie der Romantiker erstreckt und gegen Fichte und F. Schlegel dienen muß, zeigt Schaller’s Hauptwerk, „Die Stuziade oder der Perrückenkrieg“, 3 Bände, 1802–8. Auf Blumauer’s Spur wandelnd, flicht er antike Mythologie, rabbinische Gelehrsamkeit und Beziehungen auf die politische und litterarische Gegenwart zu einem dünnfädigen Epos zusammen, dessen Einzelheiten nur stellenweise witzig, durchgängig aber frivol zu nennen sind.