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ADB:Schönhals, Karl Freiherr von

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Artikel „Schönhals, Karl Freiherr von“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 303–305, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nhals,_Karl_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:20 Uhr UTC)
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Schönhals: Karl Freiherr v. S., k. k. Feldzeugmeister, geheimer Rath, Ritter des Militär-Maria-Theresienordens, geboren am 15. November 1788 zu Braunfels. Eine der bedeutendsten und sympathischesten Erscheinungen aus der glorreichen Epoche der siegreichen Feldzüge in Italien 1848 und 1849 unter Marschall Radetzky tritt uns in S. entgegen. Seine Lehrjahre weisen eine lange militärische Laufbahn auf, in welcher er unter großen und bedeutenden Männern diente und den Krieg gründlich kennen lernte. Am 6. October 1807 trat der neunzehnjährige Jüngling als Cadett beim damals bestehenden Tyroler Jägerregimente ein, wol in der Voraussicht, daß Oesterreichs Fahnen bald zu neuen Kämpfen entfaltet werden sollten. Und darin hatte er sich nicht getäuscht. Im folgenden Jahre kam S., als sein Regiment zur Formirung neuer Truppenkörper verwendet wurde, zum eben errichteten 2. Feldjägerbataillon (1. September 1808). Bei der Aufstellung der Armee auf den Kriegsfuß im J. 1809 avancirte er zum Unterlieutenant (16. Februar) und ward in der Schlacht von Aspern (21./22. Mai) schwer verwundet. Für einen einundzwanzigjährigen jungen Mann mit so reichem Gemüthsleben, wie S., muß dieser gigantische zweitägige [304] Kampf, in welchem der bisher nie besiegte Eroberer dem heldenmüthigen Erzherzog Karl von Oesterreich unterlag, einen nachhaltigen Eindruck zurückgelassen haben. – Am 25. August 1813 zum Oberlieutenant befördert, ward er in der Schlacht bei Dresden (26./27. August) bei der Erstürmung der Redoute vor dem Moscinsky’schen Garten verwundet; hatte sich aber so ausgezeichnet, daß er im folgenden Jahre schon, bei Errichtung des italienischen Freicorps, welche sein früherer Commandant Oberstlieutenant Schneider leitete, zum Hauptmann befördert ward (1. Februar 1814). Im December desselben Jahres zum 6. Feldjägerbataillon übersetzt, machte er im nächsten Jahre (1815) den Feldzug gegen Murat mit. Seine Theilnahme im J. 1821 an dem Feldzuge in Neapel, als Hauptmann im 3. Feldjäger-Bataillon, brachte ihm den sicilianischen Militär-Sct. Georgs-Orden. Im folgenden Jahre erschien in der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ eine Darstellung der Schlacht von Austerlitz aus seiner Feder. Anläßlich seiner Beförderung zum Major (am 23. Januar 1829) ward er zum 17. Infanterieregimente, am 1. September des folgenden Jahres zum 7. Infanterieregimente, kurz darauf zum Generalquartiermeister-Stabe als Oberstlieutenant übersetzt und gleichzeitig zum Generaladjutanten bei der Person des G. d. C. Grafen Frimont, des commandirenden Generals in Italien, ernannt. Im folgenden Jahre rückte er am 20. December zum Oberst vor und blieb im Stabe bei dem Nachfolger Frimont’s, dem G. d. C. Grafen Radetzky.

Am 7. Mai 1838 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor; am 3. April 1846 jene zum Feldmarschalllieutenant in seiner Stellung als Personaladjutant des F. M. Grafen Radetzky. Im nächstfolgenden Jahre ward er durch die Verleihung der Geheimen Rathswürde und die Ernennung zum Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 29 geehrt. Für Schönhals’ seltene Eigenschaften konnte es wol keine bessere Gelegenheit zu deren Verwerthung geben, als an der Seite des Feldherrn, der selbst eine so reiche und glänzende kriegerische Vergangenheit hatte. Was in den siebzehn Jahren, welche er dem Marschall bisher zur Seite gestanden, für die Ausbildung der Truppen und ihrer Führer bei der österreichischen in Italien stehenden Armee geschehen, davon ist gewiß Vieles der emsigen Thätigkeit des treuen Berathers des Marschalls zu danken. So fand die in Mailand im März 1848 ausbrechende Revolution den Feldherrn, seinen Stab und sein Heer durchaus nicht unvorbereitet. Daß S. in den schwierigsten Phasen des Feldzuges von 1848, von dem meisterhaft concipirten Rückzuge aus Mailand, der Behauptung der Defensivstellung an der Etsch bis nach der Schlacht von Lucia am 6. Mai neben den Geschäften des Generaladjutanten auch die operativen des Generalquartiermeisters besorgte, zeugt von seiner eminenten Begabung. Mit dem Eintritte des Feldmarschalllieutenants v. Heß in die Operationskanzlei der österreichischen Armee in Italien schloß sich Schönhals’ Wirkungskreis in dieser Richtung, nichtsdestoweniger blieb ihm in diesem und dem Feldzuge des nächsten Jahres noch ein weites Feld der Thätigkeit. Die Armeeberichte und Alles, was aus seiner Feder kam, tragen das Gepräge einer seltenen Vollendung. Sie wirkten auf den Geist und die Stimmung des Heeres, sie gingen zum Herzen. Der Styl, in dem sie geschrieben sind, stellt sie den besten militärischen Publicationen aller Zeiten an die Seite. Wenn S. nichts als den Tagesbefehl vom 12. März 1849 concipirt hätte, in welchem der Armee die Aufkündigung des Waffenstillstandes seitens Piemonts mitgetheilt wurde, so reichte dies allein hin, seinen Namen unvergeßlich zu machen. Mit diesem Tagesbefehl allein hatte der Feldmarschall dem Sardenkönig eine moralische Niederlage bereitet, welche der Tag von Novara so vollständig krönte.

Der Schriftsteller Hackländer, der um diese Zeit im Hauptquartier des Feldmarschalls [305] Grafen Radetzky zu Mailand eintraf, beschreibt S. folgendermaßen: „Er ist ein schlanker Mann, und sein Gesicht mit offenen edlen Zügen würde jugendlich genannt werden können, wenn Haupthaar und Bart nicht schneeweiß wären. Er blickt frei und offen in die Welt und Jedem geht der Blick seines glänzenden sinnigen Auges zu Herzen. Seine Bewegungen sind ruhig und sicher, ebenso seine Sprachweise gemessen und gewählt, dabei aber voll Humor. Man könnte alle seine Worte niederschreiben und drucken lassen. Die Entwerfung seiner herrlichen, poetisch schönen und zu Herzen gehenden Proclamationen und Armeebefehle wird ihm außerordentlich leicht. Ich habe Manuscripte von ihm gesehen, deutlich und mit fester Hand geschrieben, wo auf vielen Seiten nur wenige unbedeutende Worte bei dem Durchlesen geändert wurden.“ Schon nach dem ersten Feldzuge gegen Piemont hatte Kaiser Ferdinand mit Handbillet aus Schönbrunn vom 19. August 1848 dem Feldmarschalllieutenant v. S. für seine ausgezeichneten Verdienste das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens und Kaiser Franz Josef nach dem Kriege von 1849 den österreichischen eisernen Kronenorden I. Classe verliehen. Nach Beendigung des Feldzuges in Italien erhielt S. die Bestimmung als Bundescommissär in Frankfurt a/M. Als die provisorische Bundes-Centralcommission aufgehoben wurde, kehrte er zurück und trat am 28. December 1850 mit Feldzeugmeister-Charakter in den Ruhestand.

Die Muße, die ihm nun nach dem aufreibenden Dienste in den Operationskanzleien in der Hauptstadt der grünen Steiermark beschieden war, verlebte er in jenem Kreise von illustren Persönlichkeiten, die damals in der reizenden Mur-Stadt nach ruhmvoll beendeter Laufbahn den Rest ihrer Tage in beschaulicher Ruhe genossen und an deren Spitze nach seiner Geburt, seinem Range, der Sieger von Pordenone und Sacile, der Prinz des kaiserlichen Hauses, Erzherzog Johann stand. Hier schrieb S. nun sein geradezu classisches Werk über die Feldzüge in Italien: „Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus dem italienischen Kriege der Jahre 1848 und 1849“, das im J. 1852 erschien, ferner die „Biographie des k. k. Feldzeugmeisters Julius Freiherrn v. Haynau“, (Graz 1853), wozu er sich wol durch den persönlichen Verkehr, den er mit dem ebenfalls in Graz lebenden Feldzeugmeister gepflogen hatte, nach dessen im J. 1853 erfolgten Tode angeregt fühlen mochte. Von seinen früheren litterarischen Leistungen ist noch die Biographie des k. k. Generals der Cavallerie Grafen v. Frimont, welche im J. 1833 in der österreichischen militärischen Zeitschrift erschien, zu erwähnen. S., der in Graz in hohem Grade die Achtung aller Kreise genoß, war in seinem ganzen Wesen anspruchslos und machte so wenig aus sich, wie es nur bei dem Bewußtsein des wahren inneren Werthes möglich ist. Den Studien blieb er treu. In den letzten Jahren vor seinem Tode fühlte er schon eine merkliche Abnahme der Kräfte und starb am 16. Februar 1857 um 7 Uhr Morgens nach wiederholten Schlaganfällen. Von seinen nachgelassenen Arbeiten erschien im J. 1873 in der Streffleur’schen österreichischen militärischen Zeitschrift: „Der Krieg 1805 in Deutschland.“ Als Mensch und Soldat steht S. in der Reihe trefflicher Charaktere und ausgezeichneter Talente. Sein Name bleibt in den Annalen des österreichischen Heeres unvergessen. Und wenn die Muse der Geschichte Radetzky’s hehren Namen nennt, wird sie stets auch des langjährigen Waffengefährten, des treuen Berathers gedenken.

Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden und seine Mitglieder. Wien 1857. – Militär-Zeitung, herausgegeben von Hirtenfeld. Wien 1857. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 31. Thl. Wien 1876. – Hackländer, Vater Radetzky, Bilder aus dem Soldatenleben im Kriege. Stuttgart (o. J.).