Zum Inhalt springen

ADB:Streffleur, Valentin Ritter von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Streffleur, Valentin Ritter von“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 562–563, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Streffleur,_Valentin_Ritter_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Streckfuß, Karl
Band 36 (1893), S. 562–563 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Valentin von Streffleur in der Wikipedia
Valentin von Streffleur in Wikidata
GND-Nummer 132820102
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|562|563|Streffleur, Valentin Ritter von|Carl von Duncker|ADB:Streffleur, Valentin Ritter von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=132820102}}    

Streffleur: Valentin Ritter v. St., k. k. Generalkriegscommissär, Sectionschef im Reichskriegsministerium, geboren am 18. Februar 1808 zu Wien, † am 5. Juli 1870 zu Purkersdorf bei Wien. St. widmete sich in jungen Jahren dem Militärstande und wurde im Erziehungshause des 49. Infanterieregiments zu St. Pölten, dann in der Grazer Cadettencompagnie für den Waffendienst herangebildet. 1830 trat er als Fähnrich in das 49. Infanterieregiment, in welchem er bis zum Oberlieutenant activ diente, und dann dem Generalquartiermeisterstabe zugetheilt ward. Als Hauptmann stand er als Professor bei der damals bestehenden italienischen adeligen Leibgarde in Verwendung und wurde als Major (im 7. Infanterieregimente) mit der ehrenden Aufgabe betraut, (1847) dem Erzherzog Franz Joseph (Sr. Majestät dem jetzt regierenden Kaiser) die Kriegswissenschaften vorzutragen, welchem Lehramte er bis zum Jahre 1848 oblag. Im Mai dieses Jahres wurde St. zum Generaladjutanten der Nationalgarde für Wien und Niederösterreich ernannt. Zum provisorischen Obercommandanten derselben im Monat Juli gewählt, blieb er, da ein Handbillet des Kaisers vom 1. October 1848 das Commando dem Feldmarschalllieutenant v. Bechtold überwies, vorläufig als dessen Stellvertreter bei diesem Corps. Da ihn der Wahlbezirk Bruck a. d. Leitha indessen zum Deputirtenstellvertreter für das Frankfurter Parlament gewählt hatte, so ging er Mitte October dahin ab und blieb daselbst bis zum Frühjahr 1849. Vom Jahre 1850 stand St., der den Militärdienst verlassen hatte, bis 1859 im Ministerium der Finanzen und des Handels in Verwendung, u. zw. als Leiter des Bauarchivs, als Secretär des statistischen Bureaus und als Referent für die Catastralverwaltung. Im November dieses Jahres wurde er zum Generalkriegscommissär im Kriegsministerium ernannt und zugleich mit der Herausgabe der Oesterreichischen militärischen Zeitschrift betraut, die er bis zu seinem Tode geleitet hat. Im März 1865 erhielt St. den Orden der Eisernen Krone III. Classe und wurde noch im October d. J. den Statuten gemäß in den erbländischen Ritterstand erhoben. Seit dem Jahre 1868 wirkte er außerdem noch als Professor der Terrainlehre an der technischen [563] Hochschule in Wien und wurde 1869 zum Sectionschef im Reichskriegsministerium als Vorstand einer Abtheilung des neuerrichteten technisch-administrativen Militärcomités ernannt.

Von einer Weite und Gründlichkeit des Wissens, das er sich von früher Jugend an durch rastlosen Lerneifer angeeignet hatte, beseelte St. das rastlose Streben seinem Vaterlande auf allen jenen Gebieten des öffentlichen Lebens zu nützen, auf welchen ihm seine in den verschiedenen von ihm eingenommenen Stellungen erworbenen militärischen, nationalökonomischen und administrativen Kenntnisse und Erfahrungen ein Urtheil gestatteten.

Zu jenen Fragen, welche für die materielle Entwicklung des Staates, namentlich seiner Vaterstadt Wien, von einschneidender Bedeutung waren, den Eisenbahnanlagen, der Donauregulirung, der Stadterweiterung, den Sanitätsfragen hatte er schon Jahre bevor sie Gegenstand der Erörterung wurden, Stellung genommen. Als Kartograph verfaßte er die hypsometrischen Schulkarten der österreichischen Kronländer, die Donauschifffahrtskarte und eine große Aufnahme der Stadt Wien. Seine Schichtenkarte von Tirol fand auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1855 verdiente Würdigung. Streffleur’s nie rastende Thätigkeit beschäftigte sich mit sämmtlichen Gebieten der Kriegswissenschaft und hier eröffnete sich ihm durch die Gründung der Oesterreichischen Milit. Zeitschrift, eigentlich durch die Fortsetzung der älteren, seit dem Jahre 1848 nicht mehr erscheinenden Zeitschrift dieses Namens ein weites Feld lohnendster Thätigkeit. So belebte er eine periodische Publication, die nach Inhalt und Ausstattung den Forderungen der Zeit und einer großen Armee angemessen war und sich einen bedeutenden Ruf im Inlande wie im Auslande erwarb. Seit dem Jahre 1839 war St. mit Anna Hett vermählt, welcher Ehe vier Töchter entsprossen.

Wurzbach, Biogr. Lexikon des Kaiserthums Oesterreich XL, 2; enthält auch die Uebersicht der Schriften Streffleur’s, sowohl der selbständigen Werke, als der in Sammelwerken abgedruckten Aufsätze auf S. 4. – Oesterr. Milit. Zeitschrift IV, 106.