ADB:Sauerländer, Johann David
[718] wurde durch dessen Enkel eingeleitet, von denen einer, Heinrich Remigius, sich nach der Schweiz wandte, sich dort, und zwar zuerst in Basel, durch Ankauf der Flick’schen Buchhandlung selbständig machte, später aber, nach Verlegung der helvetischen Regierung (1808) nach Aarau, sich in letzterer Stadt dauernd niederließ. Das Aarauer Geschäft, zuerst sehr bescheidenen Umfanges, hob sich rasch und erlangte bald eine gewisse Berühmtheit, herbeigeführt besonders durch eine Anzahl geistig hervorragender Männer, von denen wir nur den napoleonischen General Rapp, sowie H. Zschokke nennen wollen. Das Aarauer Geschäft, das sich dauernd vergrößerte, zählt gegenwärtig noch zu den angesehensten Buchhandlungsfirmen der Schweiz. Johann David S., ein jüngerer Bruder des Obengenannten, widmete sich gleichfalls dem Buchhandel, erlernte diesen bei seinem Bruder in Aarau, hielt sich dann, 1815, zu seiner Weiterausbildung bei Mohr und Zimmer in Heidelberg auf, und kehrte 1816 nach Frankfurt zurück, um die väterliche Druckerei zu übernehmen. Alsbald nach Uebernahme der Druckerei verband der intelligente und tüchtig gebildete junge Geschäftsmann mit derselben ein Verlags- und Sortimentsgeschäft, das sich überraschend schnell Ansehen und Ruf erwarb. Als Verleger pflegte S. vorzugsweise die wissenschaftliche und belletristische Litteratur, sowie später auch die Volksschriften-Litteratur (Spinnstube, W. O. v. Horn’s Dorfgeschichten). Auf belletristischem Gebiete war S. der Erste in Deutschland, welcher die Romane und Erzählungen der englischen Autoren W. Scott, Cooper, W. Irving u. A. in guten Uebersetzungen dem deutschen Publicum zugänglich machte, ein Bestreben, das ebenso erfolgreich wie anerkennenswerth war. Den Höhepunkt als Verleger erreichte die Firma in den 30er Jahren, zu einer Zeit, wo Duller, Gutzkow, Grabbe als Führer der Jungdeutschen das litterarische Gebiet beherrschten. Das Sauerländer’sche Geschäft war zu jener Zeit ein Sammelpunkt hervorragender Geister, und S. selbst bedeutend an Geist und Bildung, stand mit im Vordergrund aller dieser Bestrebungen, welche ihren Ausdruck in der von ihm verlegten belletristisch-litterarisch-artistischen Zeitschrift „Phoenix“ fanden. Ebenso war es S., welchem die Einführung der später so berühmt gewordenen Autoren wie Brentano, Rückert vergönnt war. Des Letzteren Dichtungen sind, bis auf einzelne, sämmtlich im Sauerländer’schen Verlag erschienen. Der beim Ausbruch der französischen Revolution, 1789, geborene S. erlebte die 48er Jahre noch im rüstigsten Alter, und in dieser Bewegung erblickte er die Vorboten einer neuen Zeit, die alsbald nach seinem Tode, der am 26. September 1866 erfolgte, in ungeahnter Größe begann. Johann David S. war ein ehrlicher biederer Charakter, der sich der größten Achtung und Liebe seiner Zeitgenossen erfreute und als Buchhändler der guten alten Schule dieses Berufs angehörte.
Sauerländer: Johann David S., Hauptvertreter des Buchhändlergeschlechts der Sauerländer, dessen Ursprung sich bis Mitte des vorigen Jahrhunderts (1748) zurück verfolgen läßt, zu welcher Zeit in Erfurt ein gewisser Elias Sauerländer als Buchdrucker und Verleger ansässig war und sich durch Herausgabe einer Anzahl illustrirter Bibeln und verschiedener religiöser Schriften bekannt machte. Durch einen Sohn des genannten Elias Sauerländer, Johann Christian, welcher durch Heirath in den Besitz einer bereits seit 1613 bestehenden Buchdruckerei in Frankfurt gelangte, wurde das Geschlecht der Sauerländer dorthin verpflanzt. Die Zugehörigkeit zum BuchhandelBereits im J. 1864 hatte er sich vom Geschäft zurückgezogen, nachdem die Leitung desselben sein Sohn Heinrich Remigius übernommen hatte. Gegenwärtig ist Robert S. Inhaber des Geschäftes.