ADB:Sachs, Michael (Theologe)
Luther’s Sprache nicht zu [130] verkennen. Ueberall zeigt der Verfasser große Belesenheit in der Bibel und in anderen geistlichen und weltlichen Büchern. Lateinische, griechische und hebräische Worte streut er ohne Bedenken ein und übersetzt sie für die Ungelehrten; lateinische Distichen überträgt er mit naivem Behagen in deutsche Reimverse. Anhangsweise gibt er öfter eigene geistliche Gedichte: Lieder, Gebete und Sprüche. Im einzelnen sollen hier nur solche Schriften folgen, deren genaue Titelangabe durch zuverlässige Quellen oder durch eigene Anschauung verbürgt ist: „Arcana annuli pronubi, d. i. Geheimnis vnd bedeutung des Ehelichen Traw Ringes“ (1588; wiederholt 1592 und 1594; noch 1867 durch W. Löhr, Pfarrer zu Neuendettelsau in Mittelfranken, „aufs neue ans Licht gestellt“); „Nötige ermahnung zu sechserley Tugenden so die Ehe gut vnd glücklich machet … Reymweiß“ (1590); „Ein New LEhr, Gebet, vnd Trostbüchein, in allerley nöthen vnd anligen zugebrauchen“ (1591); „Das Erste Theil des Christlichen Zeitvertreibers oder Geistlichen Rätzelbuchs, darinnen die aller lustigsten Fragen vnd Antwort verfasset sind. Von Gott, von der Schöpffung, von Engeln, Teuffeln, Menschen vnd von allerley Creaturen und Erdgewächsen. Aus der heiligen Bibel zusammengezogen …“ (1593; mehrfach, z. B. 1600, neu aufgelegt, auch wiederholt nachgedruckt; „Das ander Theil des Christlichen Zeitvertreibers“ u. s. w., 1600). Zwei fernere Theile sollten nachfolgen und waren bereits ausgearbeitet, gingen aber 1607 durch einen Brand in Wechmar zu Grunde; eine Uebersetzung ins Niederdeutsche: „De Christlike Tydtvordriver, edder, dat Geistlike Affragelseboeck“ („Dat Erste deel“ 1597; „Dat Ander deel“ o. J.) besorgte Mag. David Wolder, Prediger an der St. Petrikirche in Hamburg, der über sein Unternehmen in der Vorrede sagt: „Dewyle ick den na flytiger dorchleesinge der fragen vnd Affragelsen düsses bokes an des Autoris meininge vnde flyte ein sünderlik gudt behagendt hebbe gehadt, so hebbe ick dem simpelen Volcke thom besten datsülve in vnse Sassische Sprake avergesettet, ock mit versikeln, so nevenst den Capittelen synt angetagen, vnde mit einem Register vermehret vnde süß ock verbeetert vthgan lathen“; „Mahlschatze. Darinne darzu gehörige vnnd bey hohen vnd nidern gebreuchliche ding, erklert, mit Zeugnissen der Schrifft, Exempeln vnd Historien bewehret, daß es jungen vnd alten, zulesen lieblich, vnd nützlich sein kan“ (1603); „Festbüchlein, darinnen viel feiner Gebet auch andächtige Betrachtung Gesangsweiß, mit schönen Figuren“ (1604); „Spiegel glückseliger vnd auch vnglücklicher Ehe, Reimensweiß“ (1607); „XX. Nütze Predigten, Vber die Heiligen Zehen Gebot. Darinne ein jedes Gebot durch zwo Predigten erkläret wird, nach der Art, die Paulus fürschribet, 2. Tim. 3“ (1609); „ERKLERUNG Deß Spruchs CHristi, Wer Ohren hat zu hören der höre, Matth. 13“ (1609; mit des Verfassers Bildniß auf dem Titel). Außer den Erbauungsbüchern hat S. noch zwei geschichtliche Werke verfaßt: die schon genannte „Kaiserchronik“ (1605 und 1615), deren zweite Auflage den Titel trägt: „Newe Kayser-Chronica, darinnen begriffen alle röm. Kayser von C. Julio Caesare biß auf den itzt regierenden Kayser Matthiam“, und einen ungedruckt gebliebenen, über den Ursprung des Geschlechtes handelnden „Bericht von den Graven von Gleichen“, den Casp. Sagittarius bei seiner „Historia der Graven von Gleichen“ (1732) benutzt hat.
Sachs: Michael S., ein fast vergessener, in unseren Litteraturgeschichten kaum erwähnter, aber zu seiner Zeit vielgelesener Theolog strenglutherischer Richtung, dessen Werke sich heute nur vereinzelt in wenigen Bibliotheken vorfinden, wurde am Michaelistage (29. September) 1542 in dem anhaltischen Dorfe Mehringen geboren. Seinen Vater nennt er selbst Celiax S.; seine Mutter, des Namens Ursula, stammte von Wollmirsleben bei Magdeburg. Noch in jungen Jahren scheint er sich in Erfurt der Studien beflissen zu haben; denn von dort berief ihn Hans IV., Graf zu Gleichen und Herr zu Remda (bei Weimar), schon 1561 als Cantor nach dem letzteren Orte. Im folgenden Jahre war er Stadtschreiber in Egeln (Rgbz. Magdeburg), kehrte aber 1563 nach Remda zurück, wo ihn der Graf zum Schuldiener bestellte und 1565 „zum Predigtamt beförderte“. Nach dem Tode dieses Gönners versetzte ihn Graf Georg II. von der Tonna’schen Linie 1569 als Hof- oder Schloßprediger nach Gräfentonna (Sachsen-Gotha), von wo er dann 1590 in gleicher Stellung nach Ohrdruf und 1593 als Pfarrer nach Wechmar (bei Gotha) übersiedelte. Hier hat er bis zu seinem Ende, 1618, als Geistlicher gewirkt, bei der Feier seiner 50jährigen Amtsdauer (1601) dadurch geehrt, daß die Gemeinde sein doppelt ausgeführtes Oelbild in die Wechmarer Kirche stiftete. Daß er in dieser auch seine letzte Ruhestätte fand, beweist ein ihm gewidmeter Grabstein, der aus der alten in die 1843 erbaute neue Kirche übergegangen ist. Wenn er sich 1590 einmal „Gleichisch-Spiegelbergischen Hoffprediger zu Thonna“ nennt, so erklärt sich dies aus dem Umstande, daß die Gräfin Walpurgis von Spiegelberg und Pyrmont († am 22. Juli 1599 in Ohrdruf) damals als Wittwe Georg’s II. von Gleichen in Gräfentonna lebte. – Mit den Angehörigen dieses Hauses hat er augenscheinlich in engeren Beziehungen gestanden. Hans IV. hob ihm 1567, kurz vor seinem Tode († am 28. März d. J.), einen Sohn Johannes aus der Taufe, und Margarethe, die jüngere Tochter Georg’s II., stand bei seinem frühgestorbenen Kinde gleiches Namens „am Dienstag nach Quasimodogeniti“ (16. April) 1577 zu Gevatter. Ihrer älteren Schwester Elisabeth und den Töchtern Hans’ IV., Ursula und Anna, sowie deren Bruder Georg Rudolf, dem letzten Sprößling der Remdaer Linie, sind mehrere seiner Bücher zugeschrieben. Da es seine „höchste Lust“ war, „mit Lesung und Schreiben sich Tag und Nacht zu üben“, so ist die Zahl der letzteren eine ziemlich bedeutende. Er selbst gibt an, daß er neben der „Kaiserchronik“ etwa 30 „nützliche Tractate“ veröffentlicht habe, die, in gebundener und ungebundener Rede verfaßt, solchen Beifall fanden, daß sie zum Theil mehrfach aufgelegt und nachgedruckt wurden. Die Darstellung ist lebendig und ansprechend und der Einfluß von- Lebensgeschichtliche Nachrichten in der Vorrede zum „Mahlschatze“; wiederholt bei Ph. Wackernagel, D. d. Kirchenlied, 1. Bd., S. 631b. – Zedler’s Universal-Lexicon. – Jöcher. – (J. G. Brückner), Kirchen- und Schulenstaat im Herzogthum Gotha, III. Thl., 4. Stück, S. 85; 9. Stück, S. 10 f.; 10. Stück, S. 70. – J. G. A. Galletti, Geschichte und Beschreibung des Herzogth. Gotha, 4. Thl., S. 96. – Außerdem eine gef. Mittheilung von Pfarrer E. H. Kerst in Wechmar.[1]
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 130. Z. 1 v. u.: Ueber einzelne Werke vgl. man: Ph. Wackernagel, Bibliographie, S. 427a. – E. Weller, Annalen der poet. National-Lit., 1. Bd., Nr. 393 u. 416; 2. Bd., Nr. 285. – Wackernagel, Kirchenlied I, 631a–632a. – F. L. Hoffmann in Naumann’s Serapeum, 28. Jahrg., Leipzig 1867, S. 261 f. – W. v. Maltzahn, Deutscher Bücherschatz, Jena 1875, S. 42 f. – Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., II, 197. – Was den Namen betrifft, so lautet derselbe unter den Vorreden: Sachs, Sax, Saxs oder Saxo; nur einmal, in einem Akrostichon, kommt „Sachse“ vor. Es ist also kein Grund, aus der Titelangabe „Durch Michael Sachsen“ die letztgenannte Form herauszulesen. [Bd. 33, S. 798]