ADB:Roberthin, Robert
Gerhard R., war damals Erzpriester und Beisitzer des pomesanischen Consistoriums in Saalfeld, kam 1608 in ähnlicher Stellung nach Rastenburg und 1616 als Pfarrer in Löbenicht und samländischer Consistorialrath nach Königsberg, wo er am 13. November 1620 starb. Demenstsprechend besuchte Robert zunächst die Fürstenschule in Saalfeld, dann die Stadtschule in Rastenburg und endlich die Löbenichtsche Schule in Königsberg, aus der er im J. 1617 zur Universität entlassen wurde. Durch die Verbindung seiner Eltern mit der herzoglichen Familie, der Vater war, ehe er ins geistliche Amt trat, Hofmeister, die Mutter Kammerjungfer bei den preußischen Prinzessen in Königsberg gewesen, erhielt er sofort eine Stelle unter den fürstlichen Alumnen, und nachdem er zwei Jahre lang an der heimathlichen Universität studirt hatte, freien Aufenthalt in Leipzig. Dort blieb er ein Jahr lang und begab sich dann nach Straßburg, wo er bei Matthias Bernegger, dem damaligen Mittelpunkte des dortigen wissenschaftlichen Lebens, Wohnung und Kost fand. Im J. 1621 kehrte R. nach Königsberg zurück und nahm eine Hofmeisterstelle bei dem Obermarschall, nachherigem Landhofmeister Andreas v. Kreytzen, zwei Jahre später in dem Hause des Amtshauptmanns Hermann v. Maidel auf Pilten in Kurland an, mit dessen Sohne er sich 1625 auf Reisen begab. Nach einem längeren Aufenthalte in den Niederlanden trennte er sich indessen von dem jungen Edelmanne, ging nach England und von dort nach Paris, wo er mehreren jungen Adeligen aus Deutschland als Hofmeister diente, bis er bei dem dänischen Gesandten am französischen Hofe als Secretär in Dienst trat. Dieses Verhältniß löste sich zu Anfang des Jahres 1630 auf und R. kehrte in die Heimath zurück. Dort fand er Gelegenheit, zwei junge Landsleute auf einer Reise nach Italien zu begleiten, die länger als zwei Jahre währte, so daß er, den Rückweg über Frankreich und Holland nehmend, erst im September 1633 wieder in Königsberg anlangte. Dort fand er eine Stelle als Secretär bei dem Heermeister des [723] Johanniterordens, Grafen Adam von Schwartzenberg[WS 1], bei dem er bis 1636 blieb, um nach einer nochmaligen Reise im folgenden Jahre als Secretär beim preußischen Hofgerichte in Königsberg einzutreten. Im März 1639 verheirathete er sich mit Ursula Vogt und erhielt im J. 1645 zu seinem bisherigen Amte noch die einflußreiche Stelle als Obersecretär und kurfürstlicher Rath bei der preußischen Regierung, die er bis zu seinem am 7. April 1648 infolge eines Schlagflusses eingetretenen Tode inne hatte. Durch seine ungewöhnlich reichen und vielseitigen Kenntnisse, seine weltmännische Bildung, seine Verbindungen mit dem höchsten Adel des Landes und seine Beziehungen zu den bedeutendsten Gelehrten und Dichtern Europas gelangte R. zu einem Grade von Ansehen und Einfluß, der weit über die Bedeutung seiner amtlichen Stellung hinausging. Seine Liebe zur Dichtkunst, getragen durch eigene dichterische Begabung und geläutert durch die eingehendste Kenntniß der ausländischen Sprachen und Litteraturen, machte ihn zum Mittelpunkte eines weiten Kreises von gleichstrebenden Freunden, als dessen dichterisch bedeutendstes Mitglied Simon Dach anerkannt ist. In diesem Dichterkreise war R. die anregende und treibende Kraft, und wie er die Freunde geistig belebte, so förderte er durch seinen weitgehenden Einfluß auch ihr leibliches Wohl. Darin liegt der Schwerpunkt seiner Bedeutung; an eigenen wissenschaftlichen Leistungen sind nur seine Anmerkungen zu Florus in der 1636 von Freinsheim veröffentlichten Ausgabe bekannt geworden, während zahlreiche Gedichte von ihm theils in Heinrich Albert’s Arien zerstreut, theils als Gelegenheitsdichtungen einzeln erschienen sind, von denen das noch Erreichbare erst in jüngster Zeit gesammelt worden ist.
Roberthin: Robert R., ist am 3. März 1600 zu Saalfeld in Preußen geboren. Sein Vater,- Intimatio fuebris; Val. Thilo, Orationes academicae, Regiom. 1653. – Pisanski in v. Werner’s Gesammelten Nachrichten, Cüstrin 1755, I, 188. – Altpreuß. Monatsschrift 1875, Bd. XII S. 27, dazu Nachträge von L. H. Fischer, ebenda 1885, Bd. XXII, S. 606.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Schwartzenburg