Zum Inhalt springen

ADB:Reuß, Jeremias Friedrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reuß, Jeremias Friedrich“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 308–309, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reu%C3%9F,_Jeremias_Friedrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 28 (1889), S. 308–309 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jeremias Friedrich Reuß in der Wikipedia
Jeremias Friedrich Reuß in Wikidata
GND-Nummer 116453885
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|308|309|Reuß, Jeremias Friedrich|Carsten Erich Carstens|ADB:Reuß, Jeremias Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116453885}}    

Reuß: Jeremias Friedrich R., gelehrter Theolog, geboren am 8. December 1700 in der Stadt Horrheim in Württemberg, wo sein Vater Stadtvogt war. Er genoß eine christliche Erziehung im elterlichen Hause und den Unterricht der Stadtschule, aber im 16. Jahre kam er durch die Gnade des Herzogs in die Klosterschule zu Denkendorf, wo namentlich J. A. Bengel sein Lehrer ward, der bleibenden Einfluß auf ihn übte. Von da kam er in die höhere Klosterschule zu Maulbronn, 1721 auf die Universität Tübingen, wo er neben Theologie auch Philosophie und Mathematik studirte. Insbesondere hörte er hier Pfaff und Weismann. 1723 erwarb er die Magisterwürde. Die „Diss. de principio rationis sufficientis“ ist im Wolfischen Geist abgefaßt. 1727 ward er Hofmeister eines jungen Adeligen und 1729 Repetent in Tübingen. Spener und Zinzendorf wirkten in dieser Zeit sehr auf ihn ein. 1731 machte er eine Reise nach Leipzig, Halle, Jena, auf der er die persönliche Bekanntschaft von Spangenberg, A. H. Francke u. A. machte. In diesem Jahre bekam er einen Ruf nach Jena, den er jedoch nicht annahm. Dagegen folgte er dem Ruf, der durch Graf Zinzendorf an ihn erging. Dieser war nämlich in Kopenhagen gewesen und hatte von dem frommen König Christian VI. den Auftrag erhalten, ihm einen rechtschaffenen und gelehrten Mann als Hofprediger und Professor der Theologie zu besorgen. Er hat hier eine bedeutende Stellung eingenommen. Der König hörte gern auf seinen Rath. In Verbindung mit dem gleichgesinnten und ihm befreundeten Hofprediger Bluhme und Professor E. Pontoppidan hat er zur Ausbreitung wahrer Frömmigkeit segensreich wirken können. 1737 schrieb er gegen die Zeitphilosophie, 1738 gegen den mißverstandenen Bußkampf der Pietisten „Meletemata de luctu poenitentium“. Pars prior. Mehr erschien nicht. 1739 ward er Mitglied der Commission zur Verbesserung der dänischen Bibelübersetzung. 1742 ward er rite promovirt zum Dr. theol. Diss. „De officiis christiani erga se ipsum“. König Christian VI. starb 1746. R. blieb noch, obwol die Verhältnisse in Kopenhagen sich dadurch wesentlich veränderten, bis er am 24. Februar 1749 zum Generalsuperintendent der Herzogthümer Schleswig und Holstein und Oberconsistorialrath ernannt ward und nach Rendsburg übersiedelte. Dieses hohe Amt verwaltete er nun bis 1757, da er vom Herzog von Württemberg zurückberufen ward und die erste theologische Professur der Universität Tübingen erhielt, zugleich als Kanzler der Universität, Stiftspropst und Abt des Klosters Lorch mit dem Charakter eines herzoglichen Raths. Er glaubte nach 26jähriger Entfernung diesem Rufe in sein engeres Vaterland Folge leisten zu müssen. Es war ihm denn auch vergönnt, [309] noch 20 Jahre lang hier diese Aemter auszurichten. Er starb am 6. März 1777. – Von ihm sind erschienen: „Etliche Predigten über einige Grundstücke des Christenthums“. Kopenh. 1737; „Die Lehre von der Rechtfertigung in 4 Pred.“ Leipzig 1739; „Sammlung heiliger Reden“. Nürnberg 1743; „Predigten, in Kopenhagen gehalten“. Tüb. 1759. Viele akademische Dissertationen, die gesammelt als „Opuscula“ Tübingen 1768, 2 Bde. erschienen sind.

Von seinen Söhnen war Christian Friedrich R., geb. am 7. Juli 1745 in Kopenhagen, 1783 Professor an der Universität Göttingen; August Christian R., geb. am 2. Februar 1756 in Rendsburg, Dr. med., württemb. Leibarzt und Professor, † am 9. October 1824; Jeremias David R., geb. am 18. Juni 1750 in Rendsburg, Geheimer Justizrath, Professor und Oberbibliothekar in Göttingen, † am 15. December 1837 (s. d.).

Dänische Bibliothek VI, 694. – Zwergius jällandske Clerisei. Kbh. 1754. – Scholz, Holstein. Kirchengeschichte, 1791, S. 267. – Jensen-Michelsen, S.-H. Kirchengeschichte IV, 138. – Dr. J. Möller, Dr. J. F. R. in Falcks staatsb. Magazin X, 2, 403. – Bouginé IV, 628. – Meusel, Lexikon. – Nyerup. – L. Helweg, D. danske Kirkes Historie efter Reform II, 14 ff.