ADB:Ravenstein, Albert
Ernst, Herzog von Sachsen, die Einführung der Druckkunst eifrigst gefördert, und, wie man wohl annehmen kann, die „Brüder vom gemeinsamen Leben“, die clerici de vita communi, die schon an verschiedenen anderen Orten, wie Marienthal, Rostock, Brüssel etc. die schwarze Kunst ausübten, veranlaßt, auch in seiner Stadt ihre Thätigkeit zu entfalten. Im J. 1483 errichtete R. mit Joachim Westfal aus Stendal, beide Brüder vom gemeinsamen Leben, daselbst die erste Officin. Beide Drucker erscheinen in den Schlußschriften ihrer Bücher stets zusammen („dorch de meystern düsser kunst Albertum rauensteyn Jochim westval brodern in der staed Magdeborch“). Das erste Werk dieser Drucker war der „Tractatus de septem sacramentis“, der seiner Schlußschrift zufolge schon am 15. November 1483 vollendet wurde, während das stets als Erstlingsdruck Ravenstein’s angeführte „Officium Missae impr. in inclyta civitate Magdeb. per Albertum Ravenstein et Joachim Westval“ erst vom 16. December des gleichen Jahres datirt ist. Auch noch ein anderer Druck ist diesem Werke vorausgegangen, nämlich der „Tractatus d. interdicto observando“, welcher am 3. December ausgegeben wurde. Von den übrigen Druckwerken dieser Officin verdient als Hauptwerk das 1484 erschienene niederdeutsche Evangelienbuch hervorgehoben zu werden. Wie der erstgenannte Tractat die älteste lateinische Ausgabe dieser Schrift, die zu jener Zeit mehrfach gedruckt wurde, so ist auch dieses Evangelienbuch, das mit einigen mittelmäßigen Holzschnitten ausgestattet in Folio erschien, die erste niederdeutsche Ausgabe dieses Werkes. Ueber Ravenstein’s Lebensgang ist Näheres nicht bekannt; er war nur in den beiden Jahren 1483 und 1484 in Magdeburg mit Westfal thätig und verschwindet dann gänzlich, wogegen der Letztere 1486 mit der Druckwerkstatt in seiner Vaterstadt Stendal erscheint, wo er unter anderem einen niederdeutschen und lateinischen „Sachsenspiegel“ druckte.
Ravenstein: Albert R., der erste Buchdrucker der Stadt Magdeburg, war aus der Altmark gebürtig, und zwar vermuthlich aus Stendal; wenigstens wird in den Schloßregistern von 1479 und 1486 ein Jakob Rauensten erwähnt, und außerdem verband sich R. als Drucker in Magdeburg mit einem Kunstgenossen aus Stendal. In Magdeburg hatte der Erzbischof- Falkenstein, Geschichte S. 194. – Kapp, Geschichte S. 165. – Götze, Buchdruckergeschichte Magdeburgs S. 12–38, 170. – Meusel, Magazin 1791, S. 179. – Scheller, Bücherkunde S. 89. – Kinderling, Geschichte d. niedersächs. Sprache S. 346–348. – Serapeum 1840, I, S. 98. – Panzer, Annales I, 450. II, 1, 2. Suppl. 51. – Ebert, Lexikon II, 135. – Praet, Catal. des livres imprim. sur velin I, 222 u. s. w.