Zum Inhalt springen

ADB:Rapoto II.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rapoto II., Graf von Cham und Vohburg“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 285–286, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rapoto_II.&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rapp, Johann Georg
Band 27 (1888), S. 285–286 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Rapoto V. von Bayern in der Wikipedia
Rapoto V. von Bayern in Wikidata
GND-Nummer 13805858X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|285|286|Rapoto II., Graf von Cham und Vohburg|Sigmund Ritter von Riezler|ADB:Rapoto II.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13805858X}}    

Rapoto II., Graf von Cham (im bairischen Walde) und Vohburg (a. d. Donau), bairischer Pfalzgraf. Schon sein Vater, Graf Rapoto I. von [286] Cham, wiewol dieser die bairische Pfalzgrafschaft noch nicht verwaltete, gehörte zu den mächtigsten Großen des Reichs. Erzählte man doch von ihm, er könne, wenn er nach Rom reise, ohne Unterbrechung auf eigenen Burgen oder Dörfern übernachten! Auf welche Art die Familie zu so ausgedehntem italienischen Besitz gekommen war, wie er aus dieser Nachricht, mag sie auch übertrieben sein, doch wol gefolgert werden muß, läßt sich nicht nachweisen. Rapoto I. fiel auf der Seite König Heinrich’s IV. am 15. October 1080 in derselben Schlacht an der Grune, in welcher der Gegenkönig Rudolf zum Tode verwundet wurde. Das Volk, d. h. der gregorianisch gesinnte Theil desselben, soll damals einen R., in dem man doch wol R. II. von Cham zu suchen haben wird, wegen seiner edlen Geburt und seines hochgeachteten Charakters zum Könige gewünscht haben. Doch war es dann eben dieser R., der in Baiern mit dem größten Eifer, mit Ausdauer und gefürchteter Thatkraft gegenüber dem abgesetzten Herzoge Welf und den Anhängern des Papstes die Sache König Heinrich’s verfocht. Zum Lohn dafür ward er vom Könige nach dem Tode des Pfalzgrafen Kuno oder nach dessen Eintritt in das Kloster Rott mit der Pfalzgrafschaft in Baiern belehnt. Urkundlich läßt er sich als Pfalzgraf zuerst im April 1086 nachweisen. Vielleicht war er während des Königs Abwesenheit in Italien auch mit dessen Vertretung im Herzogthum Baiern betraut. Seine Gemahlin war Elisabeth, die Wittwe des 1081 bei Höchstädt gefallenen Grafen Kuno, Sohnes des Pfalzgrafen Kuno, eine Verbindung, die wol dazu beitrug, daß bei der Wahl eines neuen Pfalzgrafen er bevorzugt wurde. Unter fast unaufhörlichen Kämpfen, Erfolgen und Rückschlägen verflossen die Jahre seiner Amtswaltung; die Einnahme der Burg Siebeneich, die ihm in Verbindung mit dem Bischofe Siegfried von Augsburg und dem Herzoge Friedrich von Schwaben am 8. August 1083 gelang, und die Rückeroberung der Stadt Freising im J. 1086 sind unter seinen glücklichen Waffenthaten besonders erwähnt. Im August 1091 erscheint er am kaiserlichen Hoflager in Verona und wahrscheinlich hatte er vorher auch an des Kaisers Kämpfen in Italien Antheil genommen. Bald darauf aber riefen ihn Welf’s Fortschritte in Oberdeutschland nach der Heimath zurück. Außer Vohburg, der Herrschaft Cham, der bairischen Pfalzgrafschaft und wol auch italienischen Gütern besaß er eine Grafschaft im Unterinnthal, mit der ihn wahrscheinlich erst Heinrich IV. belehnt hatte, und die Vogtei über die bischöflich regensburgischen Güter. Von seinem Nachbarn, dem Böhmenherzoge Bretislaw, dessen Gesandte er öfter geleitete, bezog er einen Jahressold von 150 Mark. Um Ostern 1099 raffte ihn, während er mit dem Kaiser in Regensburg weilte, gleichzeitig mit dem Bruderssohne seines Vaters, dem reichen Grafen Udalrich von Passau, die furchtbare Seuche hin, deren Ausbruch damals die Feststimmung störte. Da er, wie es scheint, keine Söhne hinterließ, gingen seine Eigengüter oder doch deren größter Theil auf seinen Stammesvetter, den Markgrafen Dietpold vom Nordgau über, während die bairische Pfalzgrafschaft nun an einen Grafen Engelbert aus einem Seitenzweige des Aribonenhauses verliehen wurde.

Moritz, Ueber den Pfalzgrafen Rapoto (N. hist. Abhandlungen der kurbairischen Akademie d. W., V. Bd., 1798, S. 567–639). – Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit, III. – Riezler, Gesch. Baierns, I, bes. 544 fgd., 874 fgd. – P. Wittmann, Die Pfalzgrafen v. Baiern, 28 fgd.