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ADB:Prugner, Nicolaus

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Artikel „Prugner, Nicolaus“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 674–675, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prugner,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 19:05 Uhr UTC)
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Prugner: Nicolaus P. (Pontanus), Theologe, Mathematiker und Astronom, war am Ende des 15. Jahrh. in Franken geboren. Nach Beendigung seiner Universitätsstudien trat er in den Augustinerorden zu Mühlhausen im Elsaß. Seit 1521 sehen wir ihn in Beziehungen zu Beatus Rhenanus, Oecolampad, Hutten, und namentlich zu Balthasar Hubmaier. Die Schrift, durch welche P. zuerst bekannt wurde, führt den Titel: „Achtunddreißig Schlußreden, so betreffende ein ganz christlich Leben, woran es gelegen ist. Angeben von zweien christlichen Lehreren durch Nicolaum P., Prädikant zu Mülhausen und Balthasar Friedberger, Prädikant zu Waldshut. M. D. XXIV.“ P. und Augustin Krämer führten die Reformation in Mühlhausen ein, doch mußte ersterer am 16. Februar 1526 die Stadt verlassen. Durch Vermittlung seiner Straßburger Freunde wurde er Prediger in Benfelden, einem Städtchen im Straßburger Gebiet, in welchem die reformatorischen Ideen damals bereits Fuß gefaßt hatten. Als im Juni 1526 ein Weber aus Benfelden in Straßburg wegen anabaptistischer Anschauungen Aufsehen erregte, ermahnte Capito den P. am 11. Juni, er möge für die Reinheit der Lehre eintreten. Im J. 1538 legte P. sein Pfarramt in Benfelden nieder und widmete sich von nun an, anstatt von Neuem in den Dienst der evangelischen Kirche zu treten, ganz der Mathematik, Astronomie und Astrologie, die er schon seit Jahre betrieben hatte. Er hatte schon von Benfelden aus an der Erneuerung der seit 1352 vorhandenen astronomischen Uhr am Straßburger Münster neben den Mathematikern Dr. Michael Heer und Christian Herlin gearbeitet; er besorgte eine Ausgabe des Astronomicon des Jul. Firmicus, und verfaßte einen Bericht über den Cometen des Jahres 1533. Durch diese und ähnliche Arbeiten bekannt geworden, erhielt er nach dem Abzug von Benfelden einen Ruf an den Hof des Erzbischofs von Köln, welch’ letzterer ihm seine besondere Gunst schenkte. In Bonn und Coblenz nahm er gemeinsam mit Ruprecht v. Mosham, dem ehemaligen Domdechanten von Passau (der später der „Wiedertäuferei“ angeklagt wurde, † 1543), Gelegenheit, im Sinne des evangelischen Glaubens zu wirken und es ist möglich, daß Erbischof Hermann’s spätere Entschließungen durch den Verkehr mit diesen Männern beeinflußt worden sind. Viele Jahre blieb P. am kölnischen Hof. Erst nach Hermann’s Fall zog er fort und ging an den Hof des Herzogs Georg v. Würtemberg. Dieser machte ihn im J. 1553 zum Professor der Astronomie in Tübingen, wo er um 1557 starb.

Die oben erwähnte Schrift Prugner’s und Hubmaier’s findet sich in der Univ.-Bibl. zu Straßburg. – Prugner’s Bild und eine kurze Lebensbeschreibung [675] findet sich bei H. Pantaleon, Prosopographiae Heroum. Basileae 1566, p. 249. – Ungedruckte Briefe im Thesaurus Baumianus, Msc. der Straßburger Bibl. – Gedruckte Briefe s. Zwinglii Opp. VII, 474 f. und VIII p. 57. – Horawitz und Hartfelder, Briefwechsel des Beatus Rhenanus 1886 S. 293, 446 u. 449; Böcking, Opp. Hutteni II, 255; K. Schmidt, Der Antheil der Straßburger an der Ref. v. Churpfalz p. XI u. LVI; Corpus Reformatorum V, p. 115.; Röhrich, Mittheilungen aus der Gesch. der evang. Kirche des Els. III p. 180–201. – Ueber die Bez. zu Ruprecht v. Mosham s. dessen Microsynodus Treverina Bl. M. 1. und Strobel, Miscellanea V, S. 31 u. 90. – Varrentrapp, Hermann von Wied (Register s. v. Prugner).