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ADB:Perthes, Bernhard

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Artikel „Perthes, Bernhardt“ von Heinrich Pallmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 402–403, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Perthes,_Bernhard&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 21:19 Uhr UTC)
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Perthes: Bernhardt P., der älteste, und nach dem frühzeitigen Tode eines jüngeren Bruders der einzige Sohn des Vorigen, wurde am 3. Juli 1821 in Gotha geboren. Durch ein Halsleiden am regelmäßigen Besuch der Schule gehindert, hatte er auch noch im Sommer 1837 das Unglück durch ein verunglücktes Experiment das linke Auge zu verlieren und wurde dadurch gezwungen, die Schule ganz zu verlassen und sich nur auf mündlichen Unterricht zu beschränken. Michaelis 1838 kam er zu Wilhelm Besser in Berlin als Lehrling, doch mußte er schon nach wenigen Monaten auf Anordnung eines Augenarztes seine Thätigkeit zur Schonung des ihm verbliebenen Auges unterbrechen. Bald aber hatte er die Leiden überwunden und konnte nach zwei Jahren vollkommen gesund von Berlin nach Hamburg übersiedeln, um seine buchhändlerische Ausbildung in demselben Geschäfte fortzusetzen, in welchem sein Vater dieselbe begonnen hatte. Im October 1842 verließ er diese Stellung, um nach mehrjährigem Aufenthalte im Auslande am 1. Januar 1845 als Theilhaber ins väterliche Geschäft einzutreten. Mit seinem Eintritt in die Handlung suchte er auf bessere Ausstattung der Erscheinungen hinzuwirken, wie er sich überhaupt mit Vorliebe der technischen Seite des Geschäftes zuwandte. So wurde unter seiner Leitung die Galvanoplastik für die Vervielfältigung der Kupferplatten angewendet und damit eine erheblich wohlfeilere Herstellung erzielt, welche ihrerseits wieder eine Preisminderung sämmtlicher Kartenwerke nach sich zog. Außerdem führte er, weil Kupferstich und Kupferdruck nicht mehr allein zur Herstellung der Karten genügte, den lithographischen Farbendruck ein, der besonders bei [403] geognostischen Karten seine Anwendung fand. Sein Lieblingsgegenstand aber war die Chemitypie, ein Verfahren, welches die Vervielfältigung der Karten durch Hochdruck, ähnlich wie beim Holzschnitt, gestattete. Als er durch den Tod seines Vaters im Herbste 1853 alleiniger Besitzer des Geschäfts geworden war, suchte er einen schon längst gehegten Gedanken zu verwirklichen. Er wollte nämlich die Bestrebungen des großen Geschäftes mehr auf einen Punkt vereinigen und durch eine festere Anordnung die Verlagshandlung in eine „Geographische Anstalt“ umwandeln. Alle jene Männer, welche als Geographen, Kartographen, Statistiker u. s. w. bisher dem Geschäfte nahe gestanden hatten, sollten als dauernde Mitglieder einer ins Leben zu rufenden Anstalt herangezogen werden, einer Anstalt, welche einen Einigungs- und Mittelpunkt für die gesammte Geographie in allen ihren Zweigen bilden sollte. In August Petermann, welcher die rein wissenschaftliche geographische Forschung repräsentirte, und in Emil von Sydow, dem praktisch geschulten Kartographen, fand er die Leiter seiner Anstalt, welche durch ihre monatlich erscheinenden „Mittheilungen“ unter der Redaction von Petermann bald festen Boden gewonnen hatte. Ueber diesen neuen Bestrebungen wurden die alten bewährten Werke des Verlags nicht vergessen, sondern im Gegentheil sorgfältig gepflegt, eifrig fortgesetzt und vervollständigt. Dieser wachsenden Ausdehnung des Geschäftes konnten die alten Räume, welche es seit 1822 inne hatte, nicht mehr genügen, Bernhard P. ließ deßhalb in den Jahren 1855/56 einen für die damaligen Verhältnisse großartigen Neubau aufführen, in welchem er aber nicht mehr lange schalten und walten sollte, denn am 27. October 1857 unterlag er einem hartnäckigen Typhus. Seit 16. August 1845 war er mit Minna Mauke, der Tochter seines ehemaligen Principals in Hamburg verheirathet; seine Ehe war ohne männliche Nachkommen geblieben, doch wurde ihm ein Sohn nachgeboren.

Zum Andenken an Bernhardt Perthes. Gotha 1857. – Justus Perthes in Gotha 1785–1885 (Festschrift zum hundertjährigen Geschäftsjubiläum).