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ADB:Pellegrini, Karl Clemens Graf

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Artikel „Pellegrini, Karl Clemens Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 331–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pellegrini,_Karl_Clemens_Graf&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:16 Uhr UTC)
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Pellegrini: Karl Clemens Graf P., Ritter des goldenen Vließes, Großkreuz des Militär-Maria-Theresienordens, Inhaber des k. k. Infanterieregiments Nr. 49, k. k. Feldmarschall und Generaldirector des gesammten Genie- und Fortificationswesens, geboren am 20. November 1720 zu Verona, † am 28. November 1796 zu Wien, entstammte einer italienischen Adelsfamilie. Schon 1735 soll er bei Philippsburg als einer der befähigteren Officiere bei den Verschanzungsarbeiten verwendet worden sein, 1737–1739 befand er sich angeblich bei einer Donauflottille, 1740–1748 betheiligte er sich als Major und später als Oberstlieutenant an dem österreichischen Erbfolgekriege, 1756–1762 befehligte er – von 1757 an als Oberst – das Infanterieregiment Nr. 59, von 1759 an als Generalmajor und Commandant einer aus Grenadieren und Carabiniers zusammengesetzten Brigade – während der meisten Kämpfe des siebenjährigen Krieges. Der Tag von Breslau, 22. November 1757, an welchem er sich Klein-Mochbers bemächtigte, brachte ihm das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresienordens; das Commandeurkreuz dieser sehr angesehenen Auszeichnung wurde ihm aber verliehen für sein erfolgreiches Verhindern des Elbeüberganges bei Cölln am 3. December 1759, sowie in Anerkennung seiner Leitung des rechten Flügels bei Torgau am 3. November 1760 an Stelle des verwundeten Feldzeugmeisters Herzog von Arhemberg und des in Gefangenschaft gerathenen Feldmarschalllieutenants Freiherr von Angern. Mit dem Gefechte bei Teplitz am 1. August 1762, zu dessen gutem Erfolge er laut des Berichtes des Feldmarschalllieutenants Fürsten Löwenstein „das Meiste“ beigetragen, schloß seine nennenswerthe Thätigkeit zur Zeit des siebenjährigen Krieges. Nun übernahm P. das Militärcommando von Oberösterreich und nachdem er, seit 1764 [332] Feldmarschalllieutenant, auch als Inspector der Infanterie und als Hofkriegsrath gewirkt hatte, 1770 das Commando über das Ingenieur-, Mineur- und Sappeurcorps. 1778 die Oberdirection der Ingenieurakademien und 1780 die Generaldirection über das Ingenieurcorps und das Fortificationswesen. In dieser Zeit avancirte er 1771 zum Feldzeugmeister, 1788 zum Feldmarschall. Namentlich als Oberdirector des Ingenieurcorps war Pellegrini’s Thätigkeit wieder eine sehr hervortretende. Er festigte nämlich den Bestand des erst 1747 als selbständig erklärten Ingenieurcorps, indem er die Organisation desselben in haltbare Formen brachte und mit reger Sorgfalt die Ausbildung der Officiere zu erweitern suchte; vom Feldzeugmeister Fürsten Franz Kinsky und von P. stammen ferner die 1777 ausgearbeiteten Entwürfe zur Errichtung einer vereinigten Ingenieur- und Artillerieakademie, „um reifere, hinlänglich vorgebildete Jünglinge in höheren sachlichen Wissenschaften zu unterrichten“ und somit Grundsätze, welche bei der 92 Jahre später erfolgten Anlage der technischen Militärakademie zu Wien theilweise zur Geltung kamen; er förderte endlich die Befestigungserfordernisse mit erhöhter Rührigkeit, so daß unter seinem Einflusse die Festungen Theresienstadt, Königgrätz und Josefstadt zum Baue gelangten. Als jedoch der Türkenkrieg 1788/90 zum Ausbruche kam, begab sich P. trotz seines hohen Alters auf den Kriegsschauplatz und unterstützte 1789 anfänglich von Temesvár aus die Belagerungsoperationen vor Belgrad. Bezüglich seines Verhaltens bei Belgrad selbst berichtet aber FM. Laudon an den Kaiser, „daß er besonders den Eifer und die Thätigkeit rühmen müsse, womit P. während der Belagerung der Vorstadt nicht allein die Beschleunigung der Tranchéearbeiten und die Anlage der Redoute besorgte, sondern auch nach dem Sturme in der Nacht vom 1. zum 2. October die nöthige Arbeit in der Vorstadt dergestalt durch seine Gegenwart zu befördern suchte, daß zum wesentlichen Vortheile die Parallele auf dem Glacis in Form einer Linie auf 50 Klafter vom bedeckten Wege angefangen wurde und die Mannschaft frühzeitig ganz gedeckt stand.“ P. war es auch, der im Momente des Sturmes, als Laudon durch den Schlag eines Pferdes direct außer Thätigkeit kam, zu den vordersten Colonnen eilte und deren weiteres Vorgehen lenkte. Erst nach Schluß des Krieges und ausgezeichnet mit dem Großkreuze des Militär-Maria-Theresienordens kehrte P. nach Wien zurück, wo er sich als tüchtiger Architekt auf dem Gebiete der bürgerlichen Baukunst bethätigte. Im Hinblicke auf die höchst seltene dreimalige Auszeichnung mit dem höchsten militärischen Orden und auf seine nur in den Hauptzügen bekannte Einflußnahme auf das Ingenieurwesen muß es aber als zweifellos bezeichnet werden, daß Pellegrini’s dem Staate gewidmete, langjährige Wirksamkeit einstweilen noch nicht genügend ergründet ist.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 21. Th. Wien 1870. – Kepner, Thaten etc. berühmter österr. Feldh. Wien 1808. – Reilly, Biographien d. ber. Feldh. Oesterreichs. Wien 1813. – Hirtenfeld, der Milit. Mar. Theres. Orden etc. Wien 1857. – Schweigerd, Oesterreichs Helden etc. 3. Bd. Wurzen 1854. – Weingärtner, Heldenbuch. Teschen 1881. – Lustig, Zur Gesch. d. k. k. Genie-Waffe in Streffl. Oest. milit. Zeitschr. Wien 1885. – Schrott, Gesch. d. 59. Lin.-Inft.-Rgts. Wien 1835. – Jihn, Der Feldzug 1760 in Sachsen etc. in Mitth. d. k. k. Kriegsarchivs. Wien 1882.