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ADB:Nugent, Laval Graf von

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Artikel „Nugent, Laval Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 49–51, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nugent,_Laval_Graf_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:59 Uhr UTC)
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Nugent: Laval Graf N., römischer Fürst, k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes, Commandeur des Militär-Maria-Theresien-Ordens, wirklicher geheimer Rath, Inhaber des Infanterieregiments Nr. 30, wurde am 3. (30.) November 1777 zu Ballynacorr in Irland geboren und starb am 21. August 1862 zu Bosiljevo bei Karlstadt in Kroatien, schwer vermißt vom Heere und sehr geehrt durch den Monarchen, der ihn „den ältesten, vielerprobten und unermüdlichen Soldaten der k. k. Armee“ nannte. Er war der Sohn des im J. 1812 verstorbenen k. k. Feldzeugmeisters und Gouverneurs von Prag Michael Anton Graf v. N. und entstammte sohin jenem mehrfach verzweigten irländischen Geschlechte N., welches im J. 1172 unter dem Edlen Normann Gilbert v. N. die Freiherrschaft Delvin zugewiesen erhielt und am 4. September 1621 mit dem Titel „Westmeath“ in den Grafenstand erhoben wurde. Bezüglich der Art seiner Ausbildung ist zwar nichts bekannt, doch dürfte dieselbe eine wohlgeleitete gewesen sein, da er ein ausgedehntes theoretisches Wissen besaß und gleich in das Ingenieurcorps trat, in welchem er vom 1. November 1793 bis Ende Februar 1799 als Corpscadet, Oberlieutenant und Hauptmann diente. In dieser Zeit hat sich N. namentlich bei Mainz am 5., 6. und 30. April, dann am 3., 13. und 29. October für seine Unerschrockenheit im Kampfe, sowie ausdauernde Antheilnahme an den Verschanzungsarbeiten die lobende Anerkennung erworben. Nicht minder tüchtig und verwendbar bewährte er sich auch im Generalquartiermeisterstabe, welchem er seit 1. März 1799 angehörte. Denn sein Name knüpft sich ehrenvoll 1799 an die Belagerung der Citadelle von Turin vom 11. bis 20. Juni, an die Einschließung des Schlosses Serravalle an der Scrivia vom 4.–7. August, dann an mehrere mannhaft geführte Verhandlungen mit dem Gegner; ferner 1800 an das Gefecht bei Savona am 6. April, Monte Croce am 10. April, für welches letzteres er durch die Ernennung zum Major und Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet wurde, sowie an die Schlacht am Mincio am 25. und 26. December; endlich 1805 an seine wirksame Thätigkeit als Oberstlieutenant in der Schlacht bei [50] Caldiero am 29. und 30. October. Nun wurde N. im J. 1807 zum Commandanten des Infanterieregiments Nr. 61 ernannt, doch schon bei Beginn des Feldzuges 1809 wieder zum Generalquartiermeisterstabe transferirt und als Chef des Generalstabes dem Erzherzog Johann beigegeben, welchem er, seit dem 24. Mai Generalmajor, unter allen Verhältnissen des Feldzuges ein treuergebener, freimüthiger Berather gewesen. Noch vor Schluß des Jahres erfolgte, wahrscheinlich gelegentlich der allgemeinen Reducirung des Heeres, Nugent’s Versetzung unter die unangestellten Generale; im J. 1812 begab er sich im Auftrage des Kaisers zur englischen Armee in Spanien; am 1. Juli 1813 wurde er wieder dem activen Heere eingereiht. Die dem Staate damals erstandene schwere Aufgabe fand in N. einen begeisterten und weit vorausblickenden Patrioten und General. Von ihm stammt nämlich der Vorschlag, die Bewohner Kroatiens zum Kampfe für Oesterreich aufzurufen, Kroatien dem Feinde zu entreißen, die Verbindung mit dem adriatischen Meere zu eröffnen, Dalmatien zu Lande abzuschließen und mit Unterstützung der Engländer zur See den Feind im Rücken zu bedrohen. Und als ihm hierfür wegen Mangels an Truppen das erbetene Streifcorps nicht zugewiesen werden konnte, wagte er das Unternehmen mit etwa 2000 Mann, welche Standesziffer jedoch bei Ausbreitung der Operationen nach und nach bis auf 8000 Mann erhöht wurde. Seine erste Bewegung galt der directen Vorrückung nach Karlstadt, wo er persönlich oder durch Bevollmächtigte die Truppen von fünf Grenzbezirken zur Rückkehr zu den Fahnen Oesterreichs bewog. Hierauf trat er mit dem englischen Capitän Cadogan in Verbindung, ermunterte Istrien zur Erhebung, warf bei Jelschane und Passiak unweit Lippa am 7. September den Feind gegen Adelsberg und Triest und drängte ferner in einer Reihe von glücklichen Gefechten bei vortrefflicher Leitung des sogenannten kleinen Krieges die gegnerischen Truppen bis hinter den Isonzo. Dort vereinigte er sich für kurze Zeit mit den Generalen Starhemberg und Fölseis, doch schon anfangs October besetzte er wieder selbständig Triest und blokirte dessen Castell vom 13. October bis zur Capitulation am 30. October. Nun schiffte er sich am 10. November mit 2133 Mann und 600 Mann Engländern nach Italien ein, landete bei Volano, nahm mehrere Küstenforts und wendete sich gegen Ravenna, von wo er nach den Gefechten bei Forli und Cervia am 26. December 1813 und Cesenatico am 8. und 9. Januar 1814 nach Modena und Parma marschirte. Schon im Februar und März konnte er sich mittelst verschiedenen anderen Truppen bedeutend verstärken; als er aber bald hierauf dem Könige von Neapel untergeordnet wurde, war er nicht mehr in der Lage alles das zu leisten, was man von ihm erwartete. Dessenungeachtet fanden Nugent’s im J. 1813 und anfangs 1814 kühn entworfenen und erfolgreich durchgeführten Operationen durch Verleihung des Commandeurkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens und mehrerer sonstiger Auszeichnungen die verdiente Anerkennung und werden seine damaligen Leistungen bei dem Umstande, daß er fast immer selbständig gewesen und wiederholt vom Feinde besetzte Länder durchziehen mußte, stets jenen Kriegsthaten anzureihen sein, für welche eine hervorragend militärische Begabung und voranleuchtende Kriegertugenden erforderlich. N., welcher während jener Zeit auch einen gründlichen Einblick in alle militärischen und politischen Verhältnisse Italiens genommen und die Unzuverläßlichkeit Murat’s rechtzeitig und zutreffend charakterisirte, rückte 1815 als Feldmarschalllieutenant und Divisionär unter Bianchi gegen Murat. Den 3. Mai besetzte er Rom, was den Beitritt der päpstlichen Regierung an die große europäische Allianz zur Folge hatte; am 13. Mai siegte er im Kampfe zwischen St. Germano und dem Garigliano, am 16. Mai bei Mignano, worauf er in Neapel einmarschirte und dortselbst 1815 und 1816 als Commandant der k. k. Truppen, 1817 bis April 1820 mit kaiserlicher [51] Genehmigung als Generalcapitän im Dienste des Königs Ferdinand befehligte. Später stand N., seit dem Jahre 1815 Inhaber des Infanterieregiments Nr. 30, seit 1816 römischer Fürst, bis zum Jahre 1838 als Divisionär theils im Venetianischen, theils im Küstenlande und überwachte hierbei die Befestigungsarbeiten in Triest, an der istrischen Küste sowie auf den nächstgelegenen Inseln; von 1830–1840 befand er sich als Feldzeugmeister und commandirender General in Innerösterreich, Illyrien und Tirol, von 1841–1842 im Banate und der Warasdiner und Karlstädter Grenze, von 1843–1848 wieder in Innerösterreich etc. Im J. 1848 wurde N., wenngleich schon über 70 Jahre alt, auf sein Ansuchen mit dem Commando des für Italien bestimmten Armeereservecorps betraut, doch mußte er dasselbe krankheitshalber bald übergeben. Kaum genesen, organisirte er dagegen ein Reservecorps auf und zunächst der Murinsel. Mit diesem marschirte er als rechter Flügel der Armee nach Ungarn und erwarb sich das Verdienst, bei geringer Truppenzahl durch zweckmäßige Dispositionen Essegg am 14. Februar 1849 zur Capitulation gebracht zu haben. Später hielt N. Peterwardein in Schach und wußte die Gegend an der unteren Donau derart zu sichern, daß die Rettung sämmtlicher Dampfschiffe sowie beträchtlicher Kriegsvorräthe möglich wurde. Hierauf organisirte N. mit erstaunlicher Rüstigkeit und Hingebung das 2. Reservecorps zu Steiermark. Dieses zerstreute unter seinen Befehlen den in der Umgebung des Plattenses sich bildenden Landsturm, beruhigte auf dem Marsche gegen Norden die Landstriche nächst Vesprim und Stuhlweißenburg und vereinigte sich anfangs September bei Csép am Czonczobache mit jenen Truppen, welche unter Nugent’s Commando zur Einschließung Komorns bestimmt worden waren. Nugent’s erste Anordnung in dieser Stellung war die Aufkündigung des Waffenstillstandes, worauf er mit aller Energie bis zur Unterwerfung Komorns Ende September die umfassendsten Vorbereitungen zur engen Cernirung und nachdrücklichen Belagerung leitete. Hiermit schloß Nugent’s unter großen Schwierigkeiten erfolgreich und ehrenvoll durchgeführte Thätigkeit in den Jahren 1848 und 1849; noch im October des letzteren Jahres wurde er zum Feldmarschall ernannt; 1859 stand er zum letzten Male im Felde, – als Volontär bei Solferino. Ehrfurchtsvoll blickte damals jeder Mann zu N., dem Feldherrn und Patrioten empor, der zeitlebens für die Erhöhung des Ansehens von Heer und Staat ruhmreich gewirkt, dessen Beispiel und Sorgsamkeit die Begeisterung seiner Untergebenen zu wecken verstand und der selbst mit 82 Jahren das Leben zu opfern bereit gewesen, als des Feindes Armeen in das Land einbrachen.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 20. Bd., Wien 1869. – Hirtenfeld, Der k. k. Milit.-Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. – Weingärtner, Heldenbuch, Teschen 1882. – Schweigerd, Oesterreichs Helden u. Heerführer, 3. Bd., Wien 1854. – Thürheim, Gedenkblätter etc., Wien 1880. – Strack, Die Generale der österr. Armee, Wien 1850. – Teuffenbach, Vaterländisches Ehrenbuch, Wien 1877. – Szöllösy, Tagebuch gefeyerter Helden etc., Fünfkirchen 1837. – Gräffer, Kurze Gesch. d. k. k. Regimenter etc., 2. Bd., 2. Aufl., Wien 1861. – Hirtenfeld, Oesterreichischer Militär-Kalender f. 1868, Wien. – Oesterreichische Militär-Zeitung, Wien 1862. – Oesterreichischer Soldatenfreund, Wien 1849. – Wiener Zeitung 1862. – Nouvelle biographie générale, 18. Bd., Paris 1850. – Biographie des hommes vivants, 4. Bd., Paris 1818. – Biographie nouvelle des contemporains etc., 15. Bd., Paris.