ADB:Nissel, Franz
*): Franz N., Dramatiker, geboren in Wien vom 13. auf den 14. März 1831. Sein Vater Joseph N., genannt Korner (geboren in Preßburg am 18. August 1796), ein friedliebender, bei schönem Talente bescheidener Heldendarsteller, disharmonirte mit der mimisch ungenügend veranlagten, doch sehr ehrgeizigen Mutter. Die so unvermeidlichen Zerwürfnisse der Eltern, deren Charaktere sich in Franz vereinigt hatten, trübten dessen Leben oft bis zu seinem Wiener Aufenthalte vom 15. November 1844 an. Von Einfluß auf seine Entwicklung wurde unter den rasch wechselnden Wohnorten (Graz, Brünn, Prag, Graz, Linz, Lemberg, Wien) der durch häufige Geburts- und Sterbefälle sich bedeutend ändernden Familie zuerst Linz. Schulbekanntschaften, der tägliche Theater- und Bühnenbesuch, ja eine Knabenliebe zum Schauspielerstöchterchen Lina Strampfer schärften und erweiterten hier den Blick Nissel’s, während ihn der Verkehr mit dem zu Ende des Linzer Aufenthaltes verstorbenen Bruder Peppi zur grübelnden religiösen Skepsis vertieft, aus der sich in Lemberg eine Gegnerschaft gegen das Christenthum entwickelt. Der in Linz begonnene Gymnasialunterricht wurde hier größtentheils in dem ihm unverständlichen Polnisch ertheilt, seine polnischen Kameraden behandelten ihn ablehnend, die Freiheit zum Theaterbesuch war wesentlich eingeschränkt – religiöse Spekulationen und eine durch Eugen Sue’s Romane gekennzeichnete Massenlectüre beschäftigten also ganz den jungen N. Dies Leben setzte sich auch nach der unter größtem Widerstreben der Mutter angenommenen Berufung des Vaters an das Wiener Hofburgtheater (1844) fort, da die ungünstige Zeit der Uebersiedlung ein ganzes Schuljahr kostete, das mit Geschichtsstudien von den einschlägigen Artikeln des Conversationslexikons bis zu Rotteck’s liberaler Weltgeschichte und der Lectüre von W. Scott’s, Bulwer’s und Ch. Dickens’ Romanen ausgefüllt wurde. So erwachte Nissel’s politischer Sinn, der im Vereine mit den Linzer Theaterreminiscenzen seine ersten, später vernichteten fünfactigen Tragödien „Claudius Civilis“ und „Der letzte [690] Loscelyne“ veranlaßte, jene auf Rotteck’s liberalem Römerhaß basirend, diese aus W. Scott’s „Schloß Avalon“ schöpfend. Der Herbst 1845 erfolgte Eintritt in die 3. Classe des – geistlichen – Schottengymnasiums, wo ihn eiserne Anstrengungen bald zum zweitbesten Schüler machten, beschleunigte seine geistige Wandlung vom Christenthum zu einer Art natürlicher Religion im Sinne der Aufklärung des 18. Jahrhunderts; seine Arbeiten an einer „neuen Bibel“ erinnern an K. F. Bahrdt. Aeußeren Einflüssen schwer zugänglich, verkehrte N. weder mit seinen Kameraden, noch besuchte er öfter das Burgtheater, bis ihn die Bemühungen seiner Mutter in die Hofoper führten und für eine italienische Tänzerin zweifelhaften Rufes Marietta Forti erglühen ließen; der Primus seiner Classe Sigmund Schlesinger, von nun an Nissel’s Freund, war der Vertraute dieser Liebe. Da veranlaßte ihn der unerwartete 1848er Revolutionssturm nicht nur zu äußerlichem Eingreifen, sondern vor allem zu strenger Kritik über dessen Inconsequenzen: jetzt gelangte er zu dem für sein ganzes späteres Leben maßgebenden eudämonistisch-kosmopolitischen Liberalismus, in welchem er – ein schlechter Politiker – zeitlebens als Dichter und Bürger befangen blieb, über den er sich nicht mehr hinaus entwickelte. So mußten ihm die reactionären 1849er Schulreformen Verzicht auf das Studium bedeuten! Der nunmehrige „Dichter“ vollendete trotz zunehmender Kränklichkeit mit Ueberspannung seiner Kräfte im Vereine mit S. Schlesinger das actuelle aber erfolglose Trauerspiel „Die Inquisitoren“. Es trug ihm nur flüchtige (Hebbel, Halm) oder in Saphir unbedeutende litterarische Bekanntschaften ein, den ersten Bühnenerfolg errang ihm erst am 2. September 1852 das Volksstück „Das Beispiel“. Ueber Wien kam in diesem fruchtbarsten Jahrzehnt seines litterarischen Lebens der durch starkes, ungestilltes Liebessehnen gesundheitlich Geschwächte nur wenig hinaus; ein durch eine erfolglose Liebe vergeudeter Sommeraufenthalt in Baden bei Wien Juni 1858 und die sich daran schließende hauptsächlich Ischl und Linz berührende Erholungsreise waren die nennenswerthesten Ausflüge des immer gekränkteren, sich selbst beobachtenden und selbstquälerischen Hypochonders, den lebhaftes Interesse für Politik und Geschichte beseelte. Von litterarischen Werken fesseln ihn von jetzt an vor allen Lenau’s „Albigenser“ und des ihm wahlverwandten Prof. Gottfried Kinkel’s Trauerspiel „Nimrod“ (vgl. die Tagebuchnotiz vom 3. April 1858). 1859 beginnen Nissel’s Wanderjahre. Die erste nur kurze Reise über Brünn, Prag nach Dresden erweckte ihm Langeweile und körperliches Unbehagen, nur an einige historische Denkmäler knüpfte er politische Reflexionen. 1861 unterließ er in der Schweiz, nach seinen Tagebüchern, sich wichtige Beziehungen zu erschließen, 1862 politisirte oder träumte er in Freiburg i. B. oder im Salzkammergut. Von seinem Vater, der in den Reisen Franzens den ersten Schritt zur Selbständigkeit erblicken wollte, wurde er immer beschämender finanziell abhängig. Da lernte er am 19. November 1862 die verwittwete Opernsängerin Serafine Konrad, geb. Baronin Binder v. Krieglstein, kennen, seine „Marguerite“, die er im Vertrauen auf ihre Stimme und seine litterarischen Einkünfte 1863 in Salzburg heirathete. Einem ausführlichen Briefwechsel mit seiner Braut ist zu entnehmen, daß ihm das finanzielle Wagniß dabei wol ganz klar war, er aber seinen Liebesdrang unbedingt stillen mußte – auch mit Verzicht auf seinen Lieblingsgedanken an ein eigenes Heim, für das sich dem jungen Paare im väterlichen Schlosse St. Georgen wenigstens vorübergehend ein Asyl bot. Serafinens Engagement führte N. im Frühjahr 1867 auch nach Graz, wo er mit den Litteraten der Stadt freundschaftliche Beziehungen anknüpfte, die er infolge der Erwerbsunfähigkeit seiner bald erkrankten Frau zu litterarischem [691] Erwerbe ausnützen mußte: so schrieb er für K. Pröll’s in Graz erscheinende „Oesterreichische Gartenlaube“ Skizzen und Novellen, auf welche die auch im Briefwechsel mit seiner Braut merkbare Vorliebe für die „Albigenser“ und „Nimrod“ einen gewissen Einfluß bekommt. Trotzdem lebt der ganz Verarmte hauptsächlich von den Unterstützungen der Staatsstipendien und der Schillerstiftung. Anerkennungen für sein Schaffen wird er nun begreiflicher Weise immer zugänglicher, vergilt sie auch mit kritikloser Verehrung der ihn Lobenden, so z. B. Hamerling’s. Später (1871) muß er sich freilich gegenüber „Danton und Robespierre“ ablehnend verhalten, das ihm den weiten Stoff nicht zu erschöpfen, also auch nicht klärend zu ordnen schien. Der Tod seiner Frau am 8. Februar 1868 in St. Georgen verwickelte ihn infolge des von ihr gewünschten unkirchlichen Begräbnisses in peinliche Scenen mit der Geistlichkeit des Ortes, den er noch im März unter Zurücklassung seines Söhnchens Alfred mit den zwei älteren Kindern verließ, um zu seiner Mutter und der in kleineren Burgtheaterrollen beschäftigten Schwester Lina nach Wien zu ziehen; denn der Vater war inzwischen gestorben. Das hier geführte einsame, in sich gerichtete Leben, jahrelang nur durch Krankheiten und Todesfälle bewegt – so der Tod der Mutter 1876 –, steht unter dem Zeichen dichterischer und menschlicher „Existenzlosigkeit“ (Tagebuchnotiz 1877). Die ehrende Verleihung des Schillerstiftungs- und Staatsstipendiums, vornehmlich der ihm 1878 für die „Agnes von Meran“ durch Julian Schmidt’s Fürsprache zu theil gewordene Schillerpreis, dann der zunächst in den Tantiémen des Burgtheaters begründete Cassenerfolg der „Zauberin am Stein“ 1882 und eine Ehrengabe der „Schwestern Fröhlich-Stiftung“ erhielten ihm, für den Ausdruck wahrer Anerkennung gehalten, sein Leben, ohne ihm zu seinem Schmerze die volle Ausbildung der Talente seiner Kinder zu ermöglichen. Um so sicherer erfolgte der Zusammenbruch seiner Hoffnungen, je tiefer er sich über seine Stellung in der deutschen Litteratur getäuscht hatte. Das Jahr 1884 resümirt der Verschollene schon in ein „Gebrochen, tief gedemüthigt und verloren!“ Auch sein catarrhalisches Leiden verschlimmerte sein Wohlbefinden zusehends, so daß ihm die Vermählung seiner Tochter Georgine mit dem Meraner Curarzt Dr. Fischer am 29. August 1887 nicht in gleicher Weise nahe gegangen zu sein scheint, wie die zahlreichen Gratulationen zu seinem 60. Geburtstage 1891, die zu demselben Anlasse gespendete Ehrengabe des Wiener Gemeinderathes und die Ernennung zum Ehrenmitgliede der Grillparzer-Gesellschaft. Auch günstige Beurtheilungen seiner „Ausgewählten Dramatischen Werke. Stuttgart 1892. J. G. Cotta’sche Buchhandlung“, durch seine Freunde und R. Gottschall beschäftigten ihn sehr, der die Einleitung zur Ausgabe der dramatischen Werke noch mit den Worten beschließen konnte: „Für sein Glück ist es zu spät – nicht für seine Geltung.“ – Auch dies, denn nicht erst seit seinem Tode in Gleichenberg am 20. Juli 1893, sondern schon seit den 70er Jahren war er fast vergessen, der er gegen 45 Jahre vor seinem ersten Auftreten vielleicht erfolgreich einem Aloys Weißenbach etwa die dramatische Palme streitig gemacht hätte!
NisselVon seinen bei Necker a. a. O. S. 335 f. chronologisch verzeichneten vollendeten Stücken gab N. dem deutschen Publicum zwei Auflagen seines erfolgreichsten Dramas „Die Zauberin am Stein“ und die oben genannte Auswahl mit der zweiten versificirten Fassung des „Perseus von Macedonien“ (1862 entstanden), „Heinrich der Löwe“ (1858), „Agnes von Meran“ (1877) und das zuletzt entstandene „Ein Nachtlager Corvins“ (1881). Dazu druckten „Die Dioskuren“ 1885 den ersten vollendeten Akt des Fragmentes „Timur in Ispahan“ (XIV, 206–222). Diese Veröffentlichungen vervollständigten nach [692] seinem Tode die „Dramatischen Werke, 2. und 3. Folge“, 1894 und 1895. Alle diese Stücke von akademischer Correctheit erhärten die Richtigkeit einer natürlich stets liberalen Idee an einer streng einheitlichen Handlung. Der Träger der Idee, der Held, muß an ihr scheitern, weil er sie mit moralisch anfechtbaren Mitteln durchsetzen will oder kann. So verstößt „Perseus von Macedonien“ gegen dies Gesetz, daß der Zweck nicht die Mittel heiligt, wenn er in eiserner Consequenz sogar den Bruder mordet, die Getreuen hinschlachtet, das Land den wilden Verbündeten preisgibt und die darüber empörten Unterthanen unerbittlich knechtet – um sie von der Römerherrschaft frei zu halten, oder wenn „Heinrich der Löwe“ sich wegen seines richtigen politischen Ideales: Deutschlands Norden anstatt – wie es der Kaiser will – Italien zu gewinnen, gegen Kaiser Friedrich Barbarossa empört, oder „Agnes von Meran“ in edler Liebe der Werbung des zwar schuldlos unglücklichen aber doch schon vermählten Philipp August nachgibt und endlich Banffy Niklas in berechtigter Angst um seine Gemahlin Etelka sie mit unredlichen Mitteln vor einer Zusammenkunft mit dem ihm aufrichtig ergebenen König Matthias Corvinus hüten will. Der Held muß also einer höheren geschichtlichen Gerechtigkeit weichen, die von ihm verfochtene Idee triumphirt aber doch in ihm – sein äußerer Untergang ist sein moralischer Sieg. So entsteht also die Handlung durch den Zusammenstoß zweier Factoren, des aus guter Absicht moralisch irrenden Helden und des von ihm mit Recht bekämpften, durch des Helden sittlichen Fehler aber geschichtlich siegenden Feindes. Dieser Gegner ist außer in dem „Lustspiele“ „Ein Nachtlager Corvins“ immer eine Weltmacht, wie sie gerade in das Stück paßt; verkörpert wird sie durch einen „typischen“ Vertreter, der ihr Gegenspiel so zu sagen maskirt, denn das Walten dieser Macht macht sich nur durch seine Folgen – den Sturz des Helden – bemerkbar. So werden im „Perseus von M.“ die Römer durch Aurelia, im „Heinrich d. L.“ das deutsche Kaiserthum des Mittelalters durch Friedrich Barbarossa, in der „Agnes v. M.“ die päpstliche Kirche durch Pierre von Capua und sogar im „satirisch-phantastischen Gemälde mit Gesang“ „Ein zweites Leben“ die außerirdische Gewalt durch Mephistopheles vertreten. Um diesen Gegensatz wirksam herauszuarbeiten, erschöpft daher N. immer seine geschichtliche Quelle, die ihm stets mit voller Deutlichkeit vorschwebt, so z. B. in „Ein Nachtlager C.s“, I. A. Feßler’s Biographie des Königs Matthias Corvinus, Karlsruhe 1809. II, 111“, in „Agnes von M.“, „Capefigue’s Histoire de Philippe-Auguste“ in der „Dido“ (1856), das 4.–6. Capitel des XVIII. Buches der Historien des Justinus. Ungern vermißte er dies Verfahren in R. Hamerling’s „Danton und Robespierre“. Den überlieferten Stoff belebt der Dichter immer durch ein Cardinalprincip seines rückständigen Liberalismus, so mit der starren Unbewegtheit seines entwicklungslosen Lebens die Themen seiner Dichtungen auffassend. Aber auch Technik und Form – der ölige, phrasenreiche Vers – bleiben immer dieselben. Keine Person ist in der Composition seiner Dramen an und für sich existenzberechtigt: der Held ist der Träger der „Idee“, der Vertreter des feindlichen Principes der Träger der äußeren Macht, die den Helden zur Katastrophe führen muß, wenn er sie angreift. Um diese zwei unbedingt mit dem Untergang des Helden endenden Contrastfiguren in Berührung zu bringen, also zum Conflicte, zur „Handlung“, bedarf N. der Nebenpersonen, deren je eine oder je eine Gruppe ein Motiv trägt, das den Conflict herbeiführen hilft. Ist dieses Motiv in Thätigkeit, verschwindet meist die nun unbrauchbare Nebenperson, so im „Perseus v. M.“, dessen Bruder Demetrius, der nur deshalb entgegen der Geschichte römerfreundlich sein muß, um von Rom nach Macedonien mit römischen Freunden [693] kommen zu können, also seinen römerfeindlichen Bruder mit Vertretern der Gegner zusammenzuführen. Die hervorragendste der Gegenpartei, Aurelia wurde nur deshalb vom Dichter erfunden, um Demetrius mit ihr zu verloben und eine Liebe zwischen Perseus und Aurelia aufflammen zu lassen, welche Perseus durch ihre Unterdrückung Gelegenheit gibt über die schwächere Feindin und das von ihr vertretene Princip schließlich gerade durch seinen Untergang moralisch zu triumphiren. Die Verlobung des Demetrius veranlaßt den Vater Philipp III., einen Römerfeind aus persönlichen Gründen, Perseus Gehör zu schenken und Demetrius tödten zu lassen und damit seine Aufgabe im Stücke zu erfüllen. Nun ist der Römer Posthumius in der Lage den Krieg zu erklären und abzugehen – der Conflict ist gegeben: Demetrius todt, Posthumius verschwunden, Aurelia erscheint erst im letzten Acte wieder mit zwei einführenden Monologen, Philipp III. stirbt und illustrirt so die Rücksichtslosigkeit des Perseus, ebenso der Tod des nur dazu eingeführten Likon’s und die episodischen wieder Likon’s Tod verursachenden griechischen Gesandten. Diese und Likon gehören schon dem zweiten Theil des Dramas: nach dem Tode des Demetrius, an (III, 9), der charakteristisch durch einen in Dialog mit Aurelia überführenden Monolog des Perseus eröffnet wird (III, 11) – die feindlichen Principien haben sich getroffen; der vorhandene Conflict documentirt sich nun auch äußerlich durch eine Unterredung ihrer Vertreter. Die Motive des ersten Theiles führten zum Zustandekommen dieses Conflictes, also zum Tod des Demetrius, die des zweiten zur Katastrophe des Helden. Daraus erklärt sich’s, daß, nach Nissel’s Manier immer nur ein Motiv an eine Person zu binden, mit Ausnahme der Hauptpersonen Perseus und Aurelia im zweiten Theil ganz neue Personen wirken: die bereits Genannten, dann Demetrius’ Freund Manetho und Perseus’ greiser Feldherr Archias, beide zum äußeren Untergang des Helden thätig: Manetho durch Verrath, um Demetrius zu rächen, Archias durch den Verlust der Entscheidungsschlacht, in der er seine veralteten von Perseus oft geschmähten strategischen Ansichten durchführte, um ihre Richtigkeit zu beweisen. Dieser Kampf konnte den nun unnöthigen Archias auch hinwegraffen, Manetho, dessen Rolle länger dauerte, wird durch den einzigen Getreuen des Perseus, jenes Likon Sohn Alethes getödtet – der nur dazu eingeführt wurde –, mit dem Dolche, den Aurelia ihrem Liebsten brachte, um ihn den drohenden Martern in Rom zu entziehen. Er verwendet ihn nicht, siegt also moralisch, weshalb sich nun auch Aurelia ins Meer stürzen kann. Der Priester Hermodorus öffnet Perseus vergeblich den Dioskurentempel als heiliges Asyl, da die Gottlosigkeit der römischen Schergen kein Heiligthum achtet – ihnen steht somit Perseus am Schlusse allein und siegreich gegenüber, er, der durch die Art seines Unterganges noch das feindliche Princip schädigt, das ihm durch Henkersknechte repräsentirt wird. – Dies eine Beispiel illustrire für viele die oben geschilderte typische Technik des Dichters, die er nach seiner eigenen Aussage schon in seinen ersten dramatischen Versuchen, also mit 15 Jahren, ebenso anwendete wie in allen späteren (Mein Leben S. 46). So erstarrte sein Dichten zum Handwerk und konnte ihm keine Erfolge bringen, „Existenzlosigkeit“ mußte somit sein Loos werden!
- Franz Nissel, Mein Leben. Selbstbiographie, Tagebuchblätter und Briefe. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Caroline Nissel. Stuttgart 1894. – Briefe Franz Nissel’s an seine Braut Serafine, Reichsfreiin Binder von Krieglstein, verwittwete Konrad. Rosegger’s Heimgarten XXII (1897), 37–52, 126–135, 184–193. – Briefe von Franz Nissel an den Heimgärtner (P. Rosegger), ibid. XXX (1906), 433–436. – L. Rosner, [694] Ungedruckte Briefe III. Franz Nissel an Ferd. Kürnberger. Die Wage III, 1 (1900), 286 f. – Moritz Necker, Franz Nissel. Auf Grund seines Nachlasses und seiner Lebenserinnerungen geschildert. Jahrb. d. Grillparzer-Gesellschaft IV (1894), 307–336, vgl. Scherer, Kl. Schr. II, 170. – Wurzbach XX (1869), 368–371. – (K. Pröll), Ein Sisyphus unter den Dichtern. Oesterreichische Gartenlaube II (1867), Beilage zu Nr. 38, 39. – Joseph Bayer, Nekrolog auf Nissel. Neue Freie Presse v. 25. Juli 1893. – W. …, Zur Erinnerung an Franz Nissel. Die Dioskuren XXIV (1895), 242–247. – Weltner, Zum 70. Geburts-Tage Nissel’s. Wiener Abendpost 1901, Nr. 60. – R. M. Meyer, Grundriß d. neueren deutschen Literaturgeschichte (Berl. 1902), S. 146 f. – Hans Sittenberger, Studien zur Dramaturgie der Gegenwart (München 1898) I, 22–105. – Anton Bettelheim, Deutsche und Franzosen (Wien, Pest, Lpzg. 1895): „Ein zweites Leben“ von Franz Nissel, S. 84–92. – Blätter f. litt. Unterhaltung 1865, S. 385. – Recensionen der „Ausgewählten dramatischen Werke“: Friedrich Marx, Rosegger’s Heimgarten XVII (1893), 362–366. – J. Rodenberg, Deutsche Rundschau LXXVI, 477.
[689] *) Zu S. 638.