Zum Inhalt springen

ADB:Megiser, Hieronymus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Megiser, Hieronymus“ von Ludwig Theodor Elze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 183–185, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Megiser,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Meginher
Band 21 (1885), S. 183–185 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hieronymus Megiser in der Wikipedia
Hieronymus Megiser in Wikidata
GND-Nummer 116992514
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|21|183|185|Megiser, Hieronymus|Ludwig Theodor Elze|ADB:Megiser, Hieronymus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116992514}}    

Megiser: Hieronymus M., ein tüchtiger Schulmann, Polyhistor und Schriftsteller, geb. um 1553 zu Stuttgart, Sohn des gleichnamigen dortigen Gelehrten (1554–1557 Conrector und Lehrer an der obersten Klasse des Gymnasiums daselbst), studirte seit 1571 in Tübingen, wo er ein Lieblingsschüler und Amanuensis Nicodemus Frischlin’s war, und magistrirte hier 1577. Dann ward er Erzieher im Hause des Herrn Hans Kisl, Freiherrn zu Kaltenbrunn bei Laibach in Krain, wo er Veranlassung gab, daß Nicod. Frischlin 1582 hierher als Rector des landschaftlichen evangelischen Gymnasiums berufen ward. Um Jurisprudenz zu studiren, ging er 1582 nach Padua und nochmals 1584–88 als Präceptor der Freiherren Hans Jakob und Karl v. Kisl und zweier jungen Freiherren v. Stubenberg aus Steiermark und ward während dieses Aufenthalts von den Rechtshörern deutscher Nation in Padua 1588 zu ihrem ersten Bibliothekar erwählt. Im J. 1588–89 durchreiste er mit Herrn Barthol. Zwickel von Weyern Italien bis nach Neapel und besuchte selbst Malta, wie in späteren Jahren die Niederlande, England und Norddeutschland. In den J. 1590–91 lebte er zu Graz in Steiermark, wo ein älterer Landsmann von ihm, Dr. Wilh. Zimmermann, Superintendent der evangelischen Kirche war und wo ihm Erzherzog Karl 1590 proprio motu den Titel seines ordinarius historiographus verlieh. Auch mit seinem jungen Landsmann Johannes Kepler, dem nachher so berühmten Astronomen, welcher 1594 als Lehrer der Mathematik an das landschaftliche evangelische Gymnasium zu Graz kam, stand er späterhin in wissenschaftlichem und freundschaftlichem Verkehr. Von 1592–98 war M. selbst Rector des landschaftlichen evangelischen Gymnasiums zu Klagenfurt in Kärnthen. Von hier 1598 durch die Gegenreformation vertrieben, ging er mit seiner Familie [184] nach Deutschland, lebte 1602 in Frankfurt a. M. und ward dann außerordentlicher Professor der Geschichte an der Universität in Leipzig. Auf einer wissenschaftlichen Reise begriffen, starb er 1618 zu Linz in Oberösterreich. Er war kaiserlicher Pfalzgraf, Historiograph des Erzherzogs Karl von Oesterreich, wie auch der oberösterreichischen Landschaft und kurfürstlich sächsischer Historicus. Sein Wappen zeigt einen goldnen Schwan im blauen Felde. Eine der letzten Zeilen seiner Kaiser-Biographieen (1616) lautet: „Miti Mente Memor Minimi Maneas Megiseri“. – Ein Gelehrter von tüchtigem und vielseitigem Wissen und reicher Reiseerfahrung zeichnete er sich als Verfasser historischer, geographischer, philologischer und poetischer Werke aus. Ihm verdankt man die erste Ausgabe von Enenkel’s Fürstenbuch, die erste deutsche Ausgabe von Marco Polo’s[WS 1] Reisen, die ersten Reisehandbücher (Venedig, Neapel), die erste türkische Grammatik. Er hinterließ mehr als 36, zum Theil in mehreren Ausgaben erschienene Druckschriften, welche jetzt zu den seltenen Schätzen unserer Bibliotheken gehören, und von welchen folgende genannt werden mögen: „Epithalamium in nuptias Sthelini“, Tub. 1579; „Catechesis carmine heroico graeco-latino conversa“. 1584; „Strena propemptica“, Graecii 1590; ein musikalisches Werk des Freiherrn H. J. v. Kisl, ohne dessen Vorwissen von M. mit einer italienischen Vorrede desselben „Di Graz alli 20 Gennaro 1591“ herausgegeben, Venet. 1591; „Παροιμολογίας Pars I“, Graec. s. a. (1592); „Dictionarium quatuor linguarum“ (deutsch-lateinisch-illyrisch-italienisch), Graec. 1593; 2. Ausg.: Francof. ad Moen. 1603; 3. Ausg.: Clagenfurti 1744; „Ein Tractat vom dreifachen Ritterthum“, Frankfurt a. M. 1593; 2. Ausg.: „Deliciae ordinis equestris“, mit Kupfern, Leipz. 1617; „Nomenclator latino-germanicus“, Francof. 1599; „Anthologia“, Francof. 1602; „Icones et vitae Paparum“, Francof. 1602; deutsche Ausgabe: „Päpstlicher Chroniken Auszug, von Georg Beatus“, mit Kupfern, Frankf. 1604; „Venediger Herrlichkeit“, Frankf. 1602; 2. sehr vermehrte Ausgabe: „Paradisus Deliciarum“, mit Kupfern, Leipz. 1610; 3. Ausg.: Frankf. 1616; „Hebraeomastyx“, Francof. 1602; „Speculum Alchymiae“, Francof. 1602; „Artis memoriae libri IV“, Francof. 1602; „Disquisitiones Angeli Caninii in locos N. T. obscuriores“, Francof. 1602; „Paraphrasis Nic. Frischlini in II libros Aeneidos P. Virgilii (ed. Megiser)“, Francof. 1602; „Thesaurus polyglottus“, Francof. 1603; 2. Ausg.: Francof. 1613; „Prophetia anglicana“, Francof. 1603; „Specimen 50 linguarum“, Francof. 1603; „Keyser Chroniken Außzug“, Frankf. 1603; „Nic. Frischlini Rhetorica (ed. Megiser)“, Lips. 1604; „Paroemiologia Polyglottes“, Lips. 1605; wieder abgedruckt in: „Henr. Decimator, Sylva vocabulorum“, Lips. 1605. Witteb. 1606; „Deliciae Napolitanae“, mit Kupfern, Lips. 1605; 2. Ausg.: mit Kupfern, Lips. 1610; „Propugnaculum Europae“, Beschreibung der Insel Malta, mit Sprachproben und Kupfern, Leipz. 1606; 2. Ausg.: Leipz. 1610; „Catechismus polyglottus“, Gerae ad Elystrum 1607; „Hodoeporicon Indiae Orientalis, Reißbeschreibung des Ritters Barthema“, aus dem Italienischen mit Kupfern, Leipz. 1608; „Beschreibung der Insel Madagaskar“, mit Sprachproben und Kupfern, Altenburg 1609; 2. Ausg.: Leipzig 1623; „Landhandveste von Kärnthen“, o. O. 1610; „Chorographia Tartariae“, Beschreibung der Reise des Marco Polo, aus dem Italienischen mit Kupfern, Leipz. 1610; „Stemma gentilitium“ (Sachsen), 1610; „Institutiones linguae turcicae“, Lips. 1612; „Annales Carinthiae“, Lips. 1612; „Septentrio novantiquus, oder die newe Nortwelt“, mit isländischen Sprachproben und Kupfern, Leipz. 1613; „Diarium Austriacum“, lateinische Ausgabe, Augsburg 1614; deutsche Ausgabe Augsburg 1614; „Theatrum Caesareum“, mit Kupfern, Lentiis ad Istrum 1616; 2. Ausg.: Regenspurg 1657; „Jansen des Enenkels Fürstenbuch von Oesterreich und Steiermark“, Lintz 1618; „Stemma Caesareum D. Matthiae“, [185] Lentiis ad Istrum 1618; „Stemma Imperatricis D. Annae“, Lent. ad Istr. 1618.

Vgl. Th. Elze, Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain, Tübingen 1877, S. 13.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marco Polo (1254–1324), venezianischer Reisender.