Zum Inhalt springen

ADB:Marius, Wolfgang

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mayer, Wolfgang“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 279–280, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marius,_Wolfgang&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 11:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Mayr, Peter
Band 52 (1906), S. 279–280 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wolfgang Marius in der Wikipedia
Wolfgang Marius in Wikidata
GND-Nummer 100373682
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|279|280|Mayer, Wolfgang|Friedrich Lauchert|ADB:Marius, Wolfgang}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100373682}}    

Mayer: Wolfgang M. (Marius), Cistercienser, Abt von Aldersbach, geboren am 18. October 1469 zu Oberdorfbach bei Vilshofen in Niederbaiern, † am 14. October 1544. Er trat im J. 1490 zu Aldersbach in Niederbaiern in den Cistercienserorden. 1493 wurde er zu weiteren Studien an die Universität Heidelberg gesandt, von wo er nach drei Jahren als Magister der freien Künste in das Stift zurückkehrte. Am 22. September 1497 empfing er zu Passau die Priesterweihe und feierte am 30. October seine Primiz. Am 28. März 1498 wurde er Pfarrer an der St. Peterskirche im Dorfe Aldersbach, zugleich Kaplan des Abtes; 1501 Prediger in Köstlarn, 1504 Pfarrer in Rotthalmünster. Am 2. Juni 1514 wurde er zum Abte von Aldersbach gewählt. Die dreißigjährige Regierung des hervorragend tüchtigen Mannes, der nicht nur ein musterhafter Ordensmann und tüchtiger Gelehrter, sondern auch ein umsichtiger Verwalter war, gereichte unter den bald beginnenden schlimmen, verworrenen Zeitverhältnissen dem Stifte zum Segen. Es gelang ihm, die materiellen Verhältnisse desselben, die er in sehr mißlichem Stande übernahm, zu ordnen und zu bessern, die Ordenszucht und die Pflege der Wissenschaften aufrecht zu erhalten und das Stift über die schlimmsten Jahre, in denen der Mangel an Nachwuchs dessen Zukunft in Frage zu stellen drohte, hinüberzuretten.

Die meist ungedruckt gebliebenen Schriften Mayer’s bewahrt in seiner eigenhändigen Niederschrift die Münchener Hof- und Staatsbibliothek. In den früheren Jahren seiner seelsorgerischen Wirksamkeit hatte er seine Muße vorzugsweise der Poesie gewidmet. Seine größeren und kleineren lateinischen Dichtungen stellte er in Reinschrift in einem Bande zusammen (Cod. lat. Mon. 1851). Von zeitgeschichtlichem Interesse ist darunter die größere Dichtung in lateinischen Hexametern über den bairisch-pfälzischen Erbfolgekrieg, De bello norico, 1508 verfaßt. Kleinere Gedichte zeigen ihn in freundschaftlichem Verkehr mit angesehenen Gelehrten, wie dem Benedictinerabt Angelus Rumpler von Formbach, dem Cistercienserabt Konrad Reuter von Kaisersheim, dem Magister Johann Hirspeck von Pfarrkirchen. Gedruckt erschien von seinen poetischen Werken nur das religiöse Gedicht über das Leben und Leiden Christi: „Christi fasciculus florido heroici poematis charactere digestus“ (Landshut 1515; später erschien davon eine deutsche Uebersetzung: „Passio Jesu Christi aus den vier Evangelisten zusammengezogen und in Gesangsweis gestellt“, Tegernsee 1580). Als Abt wendete sich M. vorzugsweise historischen Forschungen zu. Sein historisches Hauptwerk sind die Aldersbacher Annalen: „Annales sive Chronicon domus Alderspacensis“ (in Cod. lat. Mon. 1012; davon eine spätere Abschrift in Cod. lat. Mon. 27 115); im Jahre 1518 geschrieben, dann von Jahr zu Jahr fortgesetzt; im ganzen von der Gründung, Anfang des 12. Jahrhunderts, bis Ende 1542 gehend. Eine in der Klosterbibliothek vorhandene Geschichte der Bischöfe von Passau bis 1479 von einem unbekannten Verfasser bearbeitete er neu und setzte sie selbständig bis 1542 [280] fort: „Pontificum et Archipraesulum Laureacensis et Pataviensis ecclesiarum catalogus“ (Cod. lat. Mon. 1012). An den religiösen Kämpfen der Zeit betheiligte sich M. mit zwei Streitschriften gegen die lutherische Neuerung, die wie seine historischen Werke damals ungedruckt blieben. Gegen Luther’s „Judicium de votis monasticis“ (Wittenberg 1522) verfaßte er die Schrift: „Votorum monasticorum tutor“ (1526; Cod. lat. Mon. 2886), ruhig und maßvoll in der Polemik, „sowohl hinsichtlich der Form als des Inhalts eine der besten Apologien, die durch Luther’s Brandschrift in katholischen Kreisen hervorgerufen wurden“ (Paulus S. 585). Zwei Jahre später, 1528, schrieb M. den „Dialogus in aliquot Lutherana paradoxa“ (Cod. lat. Mon. 2874), in Form eines Dialoges zwischen einem Abt und einem Mönch über die wichtigsten der damals bestrittenen Lehrpunkte; von den 41 Capiteln dieser Schrift sind 14 gedruckt bei Wiest (Progr. III u. IV, Ingolstadt 1792). Ferner ist noch die Handschrift zu erwähnen: „Regula S. Benedicti cum prologo et appendice Wolfgangi Marii abbatis in Alderspach“ (Cod. lat. Mon. 2890, vom Jahre 1535).

P. Stephan Wiest (O. Cist.), De Wolfgango Mario Abbate Alderspacensi Ord. Cisterciensis inter eruditos Bavaros seculi XVI. scriptore haut incelebri Programma historico-theologicum I—IV (Ingolstadii 1788 bis 1792). – N. Paulus, Wolfgang Mayer. Ein bayerischer Cistercienserabt des 16. Jahrh.; Historisches Jahrbuch, 15. Bd. 1894, S. 575–588. – A. M. Kobolt, Baierisches Gelehrten-Lexikon (Landshut 1795), S. 431 f.