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ADB:Marcus Sitticus (Erzbischof von Salzburg)

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Artikel „Marx Sittich, Erzbischof von Salzburg“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 532–533, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marcus_Sitticus_(Erzbischof_von_Salzburg)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:24 Uhr UTC)
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Marx Sittich, Erzbischof von Salzburg (1612–1619), stammte aus dem in den österreichischen Vorlanden reichbegüterten Hause der Grafen von Hohenembs. Sein Vater war Jacob Hannibal von Hohenembs, der erste Reichsgraf dieses Namens, seine Mutter eine Schwester des Mailänder Erzbischofs Karl Borromäus, die Großmutter eine Medici und Schwester des Papstes Pius IV. und der Oheim jener Cardinal Marx Sittich, der sein Bisthum Constanz an Andreas von Oesterreich abtrat und in Rom sein Leben beschloß. M. S. selbst, der jüngere Sohn Jacob Hannibals, geb. 1574, bei seinem Oheim dem Cardinal in Rom erzogen, studirte später zu Ingolstadt und zu Salzburg, wo er schon mit vierzehn Jahren eine Domherrnstelle erhielt, wurde dann Dompropst in Constanz, aber erst 1612, nachdem er zum Erzbischof von Salzburg gewählt war, zum Priester geweiht. – Unter äußerst schwierigen Verhältnissen gelangte M. S. auf den erzbischöflichen Stuhl. Es war die Zeit, in der die bairischen Wittelsbacher einer-, die Habsburger andererseits immer größeren Einfluß zu gewinnen und bei jeder Wiederbesetzung des Erzstiftes einander den Vorrang abzulaufen suchten. Marx Sittich’s Vorgänger Wolf Dietrich kam wegen der Propstei Berchtesgaden in einen Streit mit Baiern, der ihm die Herrschaft und Freiheit kostete, während Herzog Maximilian von Baiern wie im Triumphe in Salzburg einzog. Der Augenblick schien günstig, um den Stuhl des h. Rupert mit einem Wittelsbacher zu besetzen. Da aber der alte Kurfürst Ernst von Köln damals starb und sein Bruder, der Coadjutor Ferdinand sich nur mit Mühe in seiner Stellung behauptete, kam Maximilian von dem Gedanken, die Wahl eines der beiden genannten Wittelsbacher in Salzburg durchzusetzen, ab und gab sich zufrieden, als die Wahl auf den Domdechant M. S. fiel, weil dieser zur bairischen Partei gehörte und wenig Selbständigkeit besaß. Nachdem er sich mit dem Herzog von Baiern über die zu leistende Kriegsentschädigung verständigt hatte, wandte sich M. S. mit allem Eifer der Durchführung der Gegenreformation im Pinzgau und Pongau zu. Das Werk gelang durch die Anwendung derselben Mittel, deren sich Erzherzog Ferdinand und Bischof Brenner in Inner-Oesterreich bedienten. Uebrigens war M. S. ganz der Kirchenfürst aus der Zeit nach dem Trienter Concil; er liebte höfischen Prunk und hielt ungemein viel auf den äußeren Cultus der Religion, auf Processionen, Kirchfahrten, Reliquienverehrung und geistliche Genossenschaften. Geistliche dramatische Darstellungen wechselten mit Maskenzügen und Ritterspielen, wie dem „Quintana-Rennen“, ab. Gleich den meisten Fürsten seiner Zeit hatte M. S. eine Vorliebe für Bauten und zwar in demselben Stil und mit derselben Tendenz wie sein Vorgänger. Die drei Erzbischöfe Wolf Dietrich, M. S. und Graf Paris Lodron haben Salzburg in eine bischöfliche Hofstadt umgeschaffen und ihr damit jenes Gepräge verliehen, das uns noch jetzt in die Augen springt. Den von Wolf Dietrich begonnenen Neubau der Domkirche ließ M. S. nach dem Entwurfe und (abgeänderten) Plane des italienischen Architekten Vincenz Scamozzi durch den Baumeister Sandino Solari aus Como fortführen. Von der neuen Residenz baute M. S. die Vorderseite gegen den Platz und die Galerie gegen den Hof. Die reizendste Schöpfung jener Jahre ist das Lustschloß Hellbrunn mit seinem Thiergarten, seinen Wasserwerken, Fischweihern und Felsgrotten. Unweit davon ließ M. S. das Schlößchen Waldembs bauen und das Felsentheater aushauen, in dem 1617 Pastorelle und Opern gegeben wurden. Ein zweites Schlößchen Emslieb bei Hellbrunn ließ er für seinen Bruder Jacob Hannibal erbauen, ein anderes, Embsberg, für den Guardiahauptmann Mabon und dessen Gattin Barbara, eine geborene Peringer. Die Schlösser Glanegg und Tittmoning wurden neu hergestellt. Sein Chronist zählt 21 Neubauten von Kirchen, Kapellen und Schlössern auf, die freilich eine große [533] Schuldenlast auf das Erzstift häuften. Um den Protestantismus an der Wurzel zu treffen, kaufte M. S. 1615 das Bergwerk zu Ramingstein zurück, löste 1618 jene in Gastein und in der Rauris ein und ließ auf Kosten der Regierung weiter bauen. Die schönste That des Erzbischofs war die Gründung eines Gymnasiums (1617), das er, weil die Jesuiten die Berufung nicht annahmen, den Benedictinern von St. Peter übergab und mit einer Universität zu verbinden dachte, was jedoch erst unter seinem Nachfolger 1623 geschehen ist; denn M. S. starb schon am 9. October 1619. Sein Porträt im Salzburger Museum; ein anderes in Hellbrunn, von Arsenius Mascagni gemalt, stellt ihn nicht als Erzbischof, sondern als spanischen Ritter vor, welcher der schönen Mabon eine Nelke reicht.

G. A. Pichler, Salzburgs Landes-Geschichte S. 432 ff. – Adam Wolf, Geschichtliche Bilder aus Oesterreich I, 172 ff.