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ADB:Mandl, Hans

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Artikel „Mandl, Hans“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 176–178, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mandl,_Hans&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:35 Uhr UTC)
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Mandl: Hans M. (Mannel, slovenisch Mandele, Joh. Manlius), der Zeit nach der erste Buchdrucker und Buchhändler zu Laibach im 16. Jahrhundert. Zwar geben uns archivalische Quellen die verbürgte Nachricht, daß schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts mehrere Männer in Laibach als deutsche Buchdrucker und Buchhändler eine große Thätigkeit entfalteten, um den Adeligen der Landschaft und den Gelehrten ihre Bücher zu besorgen, denn mit der Kirchenreformation und ihren Predigern kam auch die Litteratur aus Deutschland nach Krain, und zu den Anhängern der lutherischen Lehre im Herzogthume gehörte um die Mitte des 16. Jahrhunderts nahezu der gesammte Adel des Landes. Diese Männer, deren Thätigkeit allerdings nur vorübergehend war, waren Leonhard Stegmann, der seine Einkäufe in Augsburg besorgte und selbst dafür zu Markte ritt und von da deutsche und lateinische Bücher brachte, auch später von den Beförderern des slovenischen Bücherdruckes, Stephan Consul, Primus Truber und Hans Freiherr von Ungnad wiederholt in Anspruch genommen wurde, um Büchersendungen aus Urach in Schwaben zu vermitteln. Ein anderer Buchhändler von Laibach war Christian Warl, dessen Sohn, Dr. Johannes Taufrer, später Lehrer an der Universität zu Straßburg ward. Auch von einem Buchdrucker, Augustin Frieß, ist noch vor dem Auftreten des M. in mehreren Actenstücken des landschaftlichen Archivs die Rede. So liegt eine Klage des Bischofs von Laibach vor, daß ein durch Truber ins Land gekommener Buchdrucker in dieser Stadt „improbirte Schmachlieder“ auf ihn, den Bischof, gedruckt und „spargirt“ (verbreitet) habe, was allerdings in einer Eingabe an den Kaiser vom J. 1562 mit den Worten widerlegt und betheuert wird, daß dieser Buchdrucker Frieß „ungeschafft wieder aus dem Landt gezogen sei und kein Lied noch Büchel nie gedruckt noch drucken hat mögen“. Der erste aber, welcher in verhältnißmäßig großem Stile eine Buchdruckerei nebst Buchhandel bzw. Verlagsgeschäft in Laibach ins Leben rief, war der Eingangs genannte M., über dessen Lebensverhältnisse jedoch wie über seine Heimath und die Zeit seiner Geburt oder seines Todes auch durchaus keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Seine Thätigkeit aber begann mit dem Jahre 1575 und währte bis 1582. Zwar lautet ein „Beschluß“ der Herren der krainischen Landschaft vom 21. April 1575, an welche M. seine „Supplication“ gerichtet, „Ime zu vergünstigen, ainen Druckh auff seine vnkosten vnd Verlag alhie anzurichten“, ablehnend: „nachdem auß allerhand bewegungen mit fürthuenlich noch Ime Supplikanten für nutzlich befunden wirdt alhie ainiche Buchdruckerey auffzurichten demnach so wissen die bey gegenwärtigen hoffthäding versambleten Herrn vnd Landleut in deß Supplikanten begehren nit zu bewilligen“, aber dieser Schluß muß doch noch in demselben Jahre eine Reformation erfahren haben, denn es erschien (die Vorrede ist datirt vom 11. Oktober 1575) in seiner Druckerei zu Laibach 1575 als erstes in Krain gedrucktes Buch eine slovenische Uebersetzung des Jesus Sirach. Diesem Erstlingsdrucke folgten aber noch in dem nämlichen Jahre zwei weitere Publikationen: „Leichpredig“ auf Herbard VIII. von Auersperg und die Biographie desselben unter dem Titel: „Herbardi Auerspergij Baronis rerum domi militiaeque praeclare gestarum gloria …“ Im folgenden Jahre schon hatte M. seinen Buchhandel zu einem „Laden“, [177] d. h. zu einem offenen Geschäfte an der Straße erweitert und trat auch schon mit einem Kalender hervor, den er, der damals herrschenden Sitte gemäß, der Landschaft verehrte und auf seine Dedications-Supplik erfolgte der „Schluß“: „Will jeder Herr Verordnete aus seinem selbs sakhl ain Thaler verehren vnd zu des Herrn Einnehmers Handen erlegen.“ Und wie sehr er sich schon bald die Gunst der Landschaft erworben hatte, beweist, daß ihm auch in diesem Jahre dieselbe die erste Druckarbeit zutheilte, ein „General pro Maalzeit vnd Weinschenken“, und daß ihm die halbe Auflage mit 5 fl. 45 kr. bezahlt wurde. Von weiteren Verlagswerken dieses Jahres ließ er ausgehen: „Hans Kratzenbacher’s deutsche Uebertragung der Biographie des Herbard VIII.“ und „Dalmatin’s Passion“ in slovenischer Sprache; im J. 1577 folgte die „Neu auffgerichte Perckwerchsordnung“, die „Genealogia Derer von Rain“ und zwei lateinische Hochzeitsgedichte von Tobias Stangel und Clarius. Am reichhaltigsten gestaltete sich die Thätigkeit unseres Verlagsbuchhändlers im J. 1578. Außer der „Newen Zeitung, wie der Türck ist den 28. tag Marti für die Stadt Medlinge (Möttling in Unterkrain) gezogen vnd eingenommen hat“, veröffentlichte er auch in Versen „Geschichte vnd Sig der Türckischen Niderlag durch den Ritter Hansen Fernberger, Leutenambt an der Crabat vnd Mörgrenzen“, und da die erstere Schrift wie auch andere nachfolgende mit Holzschnitten auf dem Titelblatte verziert sind, so scheint es, daß er auch schon einen Xylographen beschäftigt habe. In das Jahr 1578 fallen auch mehrere Schriften in slovenischer Sprache, so eine Uebersetzung von Spangenberg’s Postille und der erste Theil von Dalmatin’s Bibelübersetzung, und ebenso brachte das Jahr 1579 den slovenischen Katechismus: „Ta celi Katechismus …“ und das Gebetbuch „Kershanske leipe molitve“, und das Jahr 1580 die salomonischen Sprüche „Salomonove pripuvesti“. Leider war dem Geschäfte dieses tüchtigen Mannes, der in dem kurzen Zeitraume von fünf Jahren gegen zwanzig größere und kleinere Schriften publicirt hatte, nur eine kurze Dauer beschieden: antikatholische Flugschriften, durch unbefugte Colporteure durch das Land verbreitet, mußten den Grund hergeben, daß auch seine Druckerei und Buchhandel verdächtigt und verfolgt wurden. Den nächsten greifbaren Anlaß hiezu gab M. durch die Herstellung und Ausgabe der evangelischen Schriften in windischer Sprache und ganz besonders wegen des Druckes der windischen Bibel Dalmatin’s. Auf Befehl des Erzherzogs Carl vom 13. October 1581 (erneuert den 30. December) wurde die „Ausschaffung“, d. h. die Landesverweisung des Druckers vollzogen und dieser sah sich genöthigt, 1582 sein Geschäft anderen Händen zu übergeben. Doch beschloß unterm 3. April 1582 der krainische Landtag, dem abziehenden Buchdrucker 50 Gulden Wegzehrung zu geben, „jedoch soll“, heißt es weiter, „die gemeine Stadt, weil er ein Bürger ist, auch etwas thun.“ Wohin sich nun unser Drucker gewendet, darüber liegt ein undurchdringliches Dunkel, wie denn auch sein Name und seine Thätigkeit nur in dem landschaftlichen Archive in Laibach zu Tag treten. Kaum aber war M. abgezogen, als auch schon der dermalige Schulrektor, Nikodemus Frischlin, beim Landtage eine Motion wegen Nothdurft eines Buchdruckers stellte; aber ein Jahrhundert sollte vergehen, ehe wieder ein Buchdrucker in Laibach einzog, vgl. d. Art. Joh. Baptist Mayr. Es bleibt noch zu erwähnen, daß einer der Arbeiter in des Mandl Druckerei Leonhard Maraula (Maravlja) war, ein geborener Slovene aus Laibach. Es ist um deswillen erwähnenswerth, weil er 1563 in des Herrn von Ungnad Privat-Druckerei der slovenischen heiligen Schriften zu Urach in Schwaben als Typograph thätig und 1566 (Elze, Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain. Tübingen 1877. S. 67 ff.) immatriculirter Hörer an der Universität Tübingen war. Später arbeitete er dann [178] in des Mandl Officin, verließ aber nach Schließung derselben Laibach und ging nach Wittenberg, um hier an dem Drucke der slovenischen Bibelübersetzung Dalmatin’s mitzuarbeiten.

Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels, VI, 73–81, woselbst weitere Quellen.