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ADB:Fernberger von Aur, Johann

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Artikel „Fernberger von Aur, Johann“ von Carl von Landmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 715–716, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fernberger_von_Aur,_Johann&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:41 Uhr UTC)
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Fernberger: Johann F. v. Aur, kaiserl. Truppenführer, geboren 1511 zu Aur an der Etsch, † 1584 als Stadtoberst von Wien. Eines Landsknechts Sohn und ohne Schulbildung aufgewachsen, wählte F. die Soldatenlaufbahn, ließ sich 1530 bei den in Italien stehenden kaiserlichen Besatzungstruppen anwerben und machte in der Folge den Krieg gegen Franz I. von Frankreich mit. Im J. 1540 zum Heere nach Ungarn abgeschickt, wurde er bei einem blutigen, aber erfolglosen Sturme auf Ofen verwundet und gerieth in einem späteren Gefechte in türkische Gefangenschaft. Nachdem er sich durch Lösegeld wieder frei gemacht hatte, kam er im mailändischen Kriege abermals zu dem gegen die Franzosen kämpfenden Heere. In diesem Kriege zeichnete F. sich so sehr aus, daß er vom Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Regensburg 1545 mit dem Beinamen v. Aur in den Adelstand erhoben wurde. Im schmalkaldischen Kriege hatte F. erneute Gelegenheit, dem Kaiser wichtige Dienste zu leisten. Nach dessen Beendigung traf ihn das Loos, abermals nach Italien zu ziehen. Unter Andreas Doria befand er sich 1552 auf der kaiserlich-päpstlichen Flotte, als diese an der calabrischen Küste von der türkischen Flotte geschlagen wurde; F. wurde mit seinem Schiffe nach Sicilien abgedrängt, während der größere Theil der Flotte sich in die sardinischen Häfen zurückzog. Er nahm hierauf Dienst im päpstlichen Heere und kämpfte 1556 gegen die spanischen Truppen unter Alba, welche in den Kirchenstaat einfielen. Wo F. in den nächsten zehn Jahren gestanden, ist nicht zu ermitteln; erst 1566 taucht er wieder auf. In diesem Jahre befehligte er ein kleines, in Tirol geworbenes Corps Grenztruppen in Croatien wider die Türken, und nicht lange darauf wurde er von den Ständen von Krain, Kärnthen und Steiermark zum Befehlshaber der gegen die Türken aufgebotenen Miliz ernannt und ihm die Deckung der Grenze Croatiens und der windischen Mark übertragen. Dieser Aufgabe entsprach F. in den nun folgenden Jahren vollkommen; es gelang ihm nicht nur die stets erneuten Einfälle der Türken zurückzuweisen, sondern auch theilweise die Grenze durch Eroberung einiger Ortschaften zu erweitern. Zum Danke ernannte ihn Kaiser Rudolf II. 1582 zum Stadtobersten von Wien, in welcher Stellung er sein Leben schloß. – F. gehört zu jenen Männern, welche sich aus eigener Kraft aus niederen Kreisen emporgeschwungen. Durch seine Willenskraft war er dem Loose so Vieler entronnen, im Landsknechtsleben zu Grunde zu gehen; sein heller Verstand ermöglichte ihm trotz mangelnder Schulbildung die Erfahrungen seiner Kriegszüge als Truppenführer zu verwerthen; Landsknecht blieb er nur in seiner Liebe zum Waffendienst, die ihn von Kampfplatz zu Kampfplatz führte.

[716] - Gauhen, Histor. Helden-Lexikon, 1716. Hirtenfeld-Meynert, Oesterr. Mil.-Conv.-Lex., 1851.