ADB:Magdalene Sibylle
Georgs II., † 1678) und der Maria Elisabeth, einer Tochter des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottorf, wurde am 28. April 1652 zu Darmstadt geboren. Sie ist eine Urenkelin der oben an erster Stelle genannten Magdalene Sibylle, der Gemahlin des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen; die an zweiter und dritter Stelle genannten sind die Schwägerin und die Schwester ihrer Großmutter, die wie ihre Mutter Maria Elisabeth hieß; außerdem hatte ihre Mutter auch noch eine ältere Schwester Magdalene Sibylle (geb. 1631, † 1719, verheirathet an Herzog Gustav Adolph von Mecklenburg-Güstrow). – Unsere M. S. kam, als ihre Mutter am 17. Juni 1665 starb, an den Hof der Schwester derselben, der verwittweten Königin von Schweden, Hedwig Eleonore (geb. 1636, seit 1660 Wittwe von Karl X. Gustav von Schweden, Bd. XV, S. 360), wohin ihr [50] Vater sie brachte. Hier erhielt sie eine ernste christliche Erziehung. Der Erbprinz Wilhelm Ludwig von Württemberg (geb. den 7. Jan. 1647), der im J. 1671 auf seinen Reisen nach Stockholm kam, ließ nach seiner Heimkehr in Darmstadt und Stockholm durch besondere Gesandtschaften um sie werben. Am 6. November 1673 fand die Trauung zu Darmstadt statt. Am 2. Juli 1674 starb ihr Schwiegervater Herzog Eberhard III. von Württemberg (Band V, S. 559 f.), und nun kam ihr Gemahl zur Regierung. Das Land litt noch an den furchtbaren Schäden, die der dreißigjährige Krieg ihm gebracht hatte (vgl. a. a. O. S. 560), und es galt jetzt, diese Wunden zu heilen. Der Herzog und seine Gemahlin thaten dazu, was in ihren Kräften stand, und das junge Fürstenpaar erfreute sich bald allgemeiner Beliebtheit. Aber das Glück dauerte nicht lange; schon am 23. Juni 1677 starb Wilhelm Ludwig ganz plötzlich im Kloster Hirsau, 30 Jahre alt; er hinterließ seine Wittwe, 25 Jahre alt, mit 3 Kindern; eine Tochter wurde noch nach 5 Monaten geboren. Für ihren einzigen Sohn Eberhard Ludwig, geb. am 18. Septbr. 1676 (vgl. Bd. V, S. 561 f.), erhielt sie die Mitvormundschaft. Mit großem Eifer und unter vielen Leiden hat sie, soweit sie es vermochte, für die Wohlfahrt des Landes und namentlich der Armen gesorgt. In den abermaligen traurigen Kriegszeiten, die mit dem J. 1688 über ihr Land einbrachen und fast ununterbrochen bis zu ihrem Tode andauerten, hat sie es nicht an Weisheit und sogar nicht an persönlichem Muthe fehlen lassen. Als ihr Sohn am 20. Januar 1693, erst 16 Jahre und 4 Monate alt, vom Kaiser für volljährig erklärt ward und nun, fast noch ein Kind, die Regierung übernehmen mußte, stand sie ihm wohl nach Kräften zur Seite; aber sie mußte bald erfahren, daß es um ihren Einfluß gethan sei. Besonders litt sie dann darunter, daß er seine fromme Frau zu vernachlässigen begann und bald ganz in die Gewalt einer Maitresse gerieth und in Folge davon auch über das Land immer größeres Elend brachte (vgl. a. a. O. S. 562). Sie starb 60 Jahre alt am 11. August 1712 in Kirchheim und wurde in der Nacht vom 1. auf den 2. September in der Stiftskirche neben ihrem Gemahl begraben. Außer durch ihre treue Sorge für ihre Unterthanen ist sie noch besonders bekannt geblieben durch ihre geistlichen Lieder. Wie ihr Vater und ihr Bruder Ernst Ludwig, so hatte auch sie eine besondere Neigung und ein nicht ganz geringes Geschick, erbauliche Lieder zu dichten, und mehrere ihrer Lieder wurden schon zu ihren Lebzeiten in Landesgesangbücher, wie z. B. in das Meininger vom J. 1711, aufgenommen. Sie selbst veröffentlichte ihre Lieder in zwei Andachtsbüchern, welche unter den Titeln „Andachtsopfer“ und „Kreuzpresse“ um das Jahr 1690 zuerst erschienen und hernach um 1706 beide noch einmal wieder abgedruckt sind. Ihr wohl am frühesten, schon im J. 1673, gedrucktes und zugleich, wie es scheint, am meisten bekannt gewordenes Lied ist das Passionslied „Hier liegt mein Heiland in dem Garten“; dieses findet sich auch in Norddeutschland in Gesangbüchern.
Magdalene Sibylle, Herzogin von Württemberg, Tochter des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt (geb. 1630 als Sohn- Wetzel, Hymnopoeographia II, S. 144. (Hörner) Nachrichten von Liederdichtern des Augsburgischen Gesangbuchs, 2. Aufl. 1775, S. 171. Rotermund zum Jöcher IV, Sp. 356 ff. Rambach, Anthologie III, S. 224. Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl. V, S. 24–36. – Goedeke II, S. 460, Nr. 53. – Koch verweist u. a. auf einen Aufsatz von Alb. Knapp in der Christoterpe vom J. 1841; dieser konnte im Vorstehenden nicht benutzt werden.