ADB:Louwe, Joachim (gest. vermutlich 1569)
[294] ähnlich, jedoch sehr unregelmäßig geschnitten ist, auch finden sich in jener lateinische Buchstaben nicht und Citate in dieser Sprache sind gleichfalls mit solchen schiefliegenden Typen gedruckt. Erst seit 1553 finden sich sowohl wirklich schöne deutsche als auch lateinische Lettern in seinen Büchern. Auch war er nicht blos Drucker sondern auch Formschneider, wie das ihm für das Valvationsbuch des niedersächsischen Kreises von den zu Lüneburg im J. 1568 versammelten Ständen ertheilte Privilegium denselben ausdrücklich benennt. Ebenso versuchte er, wie es scheint für die nördlichen Gegenden zuerst, den Landkartendruck in einer 1559 gestochenen Karte von Holstein und Schleswig. Da man vom Februar 1569 bis zum J. 1572 keine Drucke mehr unter seinem Namen kennt, das Hamburgische Bürgerbuch aber von 1573 unter den Neuaufgenommenen einen „Typographus“ Joachim Lewe verzeichnet, welcher unter diesem Namen bis 1589 eine Reihe von Drucken erscheinen ließ, so darf angenommen werden, daß der ältere L. im J. 1569 gestorben und der jüngere dessen Sohn war, der, erst nach vier Jahren mündig geworden, das väterliche Geschäft wieder aufnahm. Doch waren des letzteren Leistungen mit wenigen Ausnahmen unbedeutend und auf einigen derselben zeigt er auch an, daß seine Wohnung gleich der des früheren Jürgen Richolff 1523–1531 (vgl. d. Art.) „by dem Perdemarkede“ sich befand. Zwei gleichzeitige Collegen fand der jüngere L. zuerst an Nikolaus Wegener 1570–1580 (vgl. d. Art.) und an Hans und Heinrich Binder, der erstere 1581–1587 und der letztere 1587–1598. Das erste durch den älteren L. zu Parchim gedruckte Buch führt den Titel: „Geistliche Gesenge vnd Leder …“, 1547. 12°; einige andere (für die übrigen verweisen wir auf die untenstehenden Quellen) seiner Hamburgischen Erzeugnisse sind: „Twe Leder. Van dem Graven van Rome, de in der plock thoch; Dat ander: De lüde maken sich spitisch“ o. O. u. J. (c. 1567). 8°. und „Born des Leuendes …“ (Gebete) 1560. 12°; unter diesen Gebeten findet sich das der Judith „do se Holoferni den Kop affhebben wolde“. Von den Drucken des jüngeren L. führen wir blos an als den weitaus wichtigsten sowohl in typographischer als inhaltlicher Beziehung (vergl. Scheller a. a. O. S. 267–268): „De Seekarte Ost vnd west to segelen …“, 1577. kl. 8. – Ueber den Altonaer Buchdrucker Victor de Loew um 1672 vgl. Lappenberg a. a. O. S. LXXV, einen Buchdrucker zu Meißen Justus Gottfried Löwe um die Mitte des 18. Jahrhunderts Geßner a. a. O. IV, 185 und einen Buchhändler[1] Leno Leve zu Lübeck zu Ende des 15. Jahrhunderts Albr. Kirchhoff, Beitr. zur Gesch. d. d. Buchhandels I, 142.
Louwe: Joachim L. (Louw, Lew), Buchdrucker zu Hamburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Weder sein Geburts- und Todesjahr noch der Stand seiner Eltern oder sein äußeres Leben sind überliefert, doch war er aus Hamburg gebürtig, wo schon im 15. Jahrhundert Bedienstete des Rathes sowie Geistliche dieses Namens erscheinen. In hochdeutschen Schriften nennt er sich Jochim Lewe und Löw und in lateinischen Leo. Er tritt zum erstenmale im Jahre 1547 als wandernder Buchdrucker zu Parchim in Mecklenburg auf, wo er u. a. ein niedersächsisches Gesangbuch „gedruckt von Joch. Lew“ erscheinen ließ. Aber schon ein Jahr darauf ließ er sich dauernd in Hamburg nieder und veröffentlichte hier bis 1569 eine Reihe von Schriften aus allen Theilen der Litteratur, besonders aber geistlichen und populären Inhalts, wie Ausgaben des Neuen Testaments, Rechenbücher, Münzbücher, Wahrsagerbücher und diesen ähnliche. Eine Eigenthümlichkeit seiner früheren Drucke ist, daß sowohl die größte als die kleinste Schrift schiefliegend, unserer späteren Cursivschrift- Wetzel, Hymnopoeograph. I, 125. Geßner, Buchdruckerkunst IV, 148. Scheller, Bücherkunde der Sassisch-Niederdeutschen Sprache, S. 244–285 (an verschiedenen Stellen). Lappenberg, Hamb. Buchdruckergeschichte, S. XL bis XLII u. S. 30–110. Wichmann, Mecklenburgs altniedersächsische Literatur I, 211. Goedeke, Gr. I, 70. 102. 196. 362. Weller, Ann. I, 200. 319. II, 377. Thesaur. libell. S. 5. 19. 167. 244.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 294. Z. 18 v. u.: Leno Leve war nicht Buchhändler, sondern Domherr zu Lübeck. Dagegen hatte sein Vater Laurens Leo zu Schleswig mit dem Drucker Arndes (Bd. I S. 540) in buchhändlerischer Verbindung gestanden. (Vgl. Pauli in der Ztschr. f. Lübeckische Gesch. u. Alterthumsk. 3, 254 ff.). [Bd. 21, S. 796]