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ADB:Krüger, Johann Christian

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Artikel „Krüger, Johann Christian“ von Erich Schmidt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 230–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kr%C3%BCger,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:26 Uhr UTC)
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Krüger: Johann Christian K., Dramatiker, geb. 1722 zu Berlin, besuchte das graue Kloster daselbst, studirte Theologie in Halle und Wittenberg, doch trieb ihn drückende Armuth früh in die Vaterstadt zurück, wo er sich 1742 der Schönemann’schen Truppe als Schauspieler und Theaterdichter anschloß. Seine Umstände blieben dürftig. Ein ehrbarer, bescheidener Mensch, der während seiner Bühnenjahre auch die geistliche Dichtung eifrig pflegte, unterrichtete er Schönemann’s Tochter, die spätere Mad. Löwen. Die litterarischen Kreise Leipzigs, Braunschweigs und Hamburgs schätzten ihn. Zu bedeutender schauspielerischer Wirkung gebrachen ihm schon die äußeren Mittel. Für Schönemann übersetzte er 1747–49 eine Reihe Marivaux’scher Lustspiele, französisches Patois im „Bauer mit der Erbschaft“ geschickt plattdeutsch wiedergebend, 1748 des Destouches Philosophie marié und anderes, nicht ohne Verstöße. Auch seine eigene Production ist eilfertig. Sie fällt unter die Rubrik der sächsischen Komödie; größere Lustspiele und einactige Nachspiele, diese in gewandten Alexandrinern und im ländlichen Costüme sind zu scheiden. „Er hatte Talent zum Niedrigkomischen“ sagt Lessing. Seine allegorischen Vorspiele sind Dutzendwaare. Die sehr unreife Jugendarbeit „Die Geistlichen auf dem Lande“ 1743 wurde als plumpe Caricatur confiscirt; vgl. Lessing’s Vorrede zu den Schriften von Mylius, der mit [231] einem Pendant „Die Aerzte“ Aufsehen zu erregen gehofft. Angeregt durch Molière und „die Pietisterey im Fischbeinrock“ von Frau Gottsched, der er im Lustspiel folgt, schildert K. zwei Tartuffes Muffel (Buchka Muffel: M. Oufle) und Tempelstolz, die um ein adeliges, mit dem freisinnigen Wahrmund (Name bei der Gottschedin und Gellert) verlobtes Fräulein werben, die orthodoxen Teufelsbanner spielen und endlich gebührend entlarvt werden: der eine hat seine Magd geschwängert, der andere eine alte Frau geprellt. „Der glückliche Banquerotirer“ blieb Fragment. Gegen die unsittliche höhere Gesellschaft und ihre Creaturen wendet sich das fünfactige rührende Lustspiel – unter Graffigny-Gellert’schem Einfluß, aber mit drastischeren Elementen versetzt – „Die Candidaten oder die Mittel zu einem Amte zu gelangen“: unfein, reich an Uebertreibung und gewagten Situationen, breit, doch nicht ohne Bühnenkenntniß. Männlicher Edelmuth und weibliche Unschuld siegen über die Intriguen der Gemeinheit, Galanterie und Koketterie. Die edle Zofe ist vornehmer Abkunft, ihr Vetter findet sie, sie erhält die Familiengüter. Zuerst gespielt am 8. Februar 1748. 1747 „Der blinde Ehemann“; altes Motiv. 1748 ferner der Einacter „Der Teufel ein Bärenhäuter“: unnütze Personen und Motive, bedenklich lüsterne Anschläge, Hahnreithum, verzeichnete Figuren, ein Mischmasch von Sentimentalität und Rohheit, aber in feineren und burleskeren Scenen wirksam und vielleicht anregend für „Die Mitschuldigen“. Lange beliebt war „Herzog Michel“, zuerst am 19. Januar 1750, ein Scherz mit nur drei Personen. „Auf welchem Theater wird er nicht gespielt?“ Lessing. „Krügern gehört nichts als die dramatische Form“, denn die Grundlage ist J. A. Schlegel’s poetische Erzählung „Das ausgerechnete Glück“. Michel hofft vom Verkauf einer Nachtigall den größten Gewinn, spielt schon gegen sein Hannchen närrisch den Herzog – da entfliegt der Vogel, die Liebenden versöhnen sich wie im Schäferspiel, Michel ruft „Du bist mein Herzogthum, mein Bier, mein Schweinebraten“. Sehr harmlos und albern. Goethe spielte bei Schönkopf’s die Titelrolle. K. starb an der Schwindsucht in Hamburg am 23. August 1750.

Schriften ed. Löwen (mit Einleitung), Leipz. 1763. Koberstein 5, 380. Lessing, Hamb. Dramaturgie, St. 28 und besonders St. 83 (vgl. die Commentare Cosack’s und Schröter’s und Thiele’s).