ADB:Knapp, Georg Joseph Freiherr von
Joseph II. in den Adelstand erhoben worden), entstammte einer Beamtenfamilie der Unterpfalz, aus der schon der Urgroßvater und Großvater, ersterer als kurmainzischer Anwalt-Schultheiß bei der Cent Fürth zu Heppenheim, letzterer als Bürgermeister dieses Orts, dem engeren Vaterlande gute Dienste geleistet hatten. K., welcher zu Marburg Rechtswissenschaft studirt und dort 1745 und 1746 bei Pütter gehört hatte (s. dessen Lebensbeschreibung I. 120), ward bereits am 19. April 1748 zum Jülich-Bergischen Hofrath und Religionscommissarius ernannt und demnächst unter dem 15. März 1750 zu Düsseldorf als Mitglied des kurfürstlichen geheimen Raths für Jülich und Berg vereidigt. Im J. 1756 sodann zum Lehnfiscal und Hoheitsreferendarius, 1769 zum Jülich’schen Oberappellationsgerichtsrath, 1773 zum Jülich’schen unterherrschaftlichen Commissar, endlich 1780 zum Jülich-Bergischen Vicekanzler, Oberappellationsgerichtskanzlei- und Lehnsdirector bestellt, erwarb sich K. in diesen nach und nach von ihm cumulirten amtlichen Functionen den Ruf eines Beamten von seltener Gelehrsamkeit und Geschäftsgewandtheit, so daß er nicht nur zur Erledigung besonders schwieriger Fragen der Verwaltung und des Lehns- wie Staatsrechts, sondern auch zu diplomatischen Missionen an auswärtige Höfe gern, und im ersteren Falle recht häufig, verwendet wurde. Mit der Stelle des Vicekanzlers verband er seit 1780 die Aufsicht über das Jülich-Bergische Landesarchiv, das seinem Eingreifen eine wesentliche Besserung seiner Zustände verdankte. Auch ward K. landesherrlicher Commissar für die Akademie der schönen Künste zu Düsseldorf. Es entsprach dem vielseitigen Verdienste Knapp’s, daß Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz als Reichsvicar des Westens ihn nebst seiner ehelichen Nachkommenschaft – er war mit Maria Gertrud v. Lohmer verheirathet und hatte von derselben zwei Söhne, Franz Xaver Joseph (s. u.) und Jacob (der sich dem geistlichen Stande widmete), und drei Töchter, Philippine (verehelicht mit Johann Gerhard v. Lesecque), Adelgunde und Lisette (heirathete einen v. Miller) – durch Diplom vom 1. October 1790 in den Reichsfreiherrnstand erhob und daß er unter den Geheimen Räthen zu Düsseldorf sich durch die höchsten Gehaltsbezüge auszeichnete, indem er als Geheimer Rath 526 Reichsthaler 40 Stüber, als Hoheitsreferendar 390 Reichsthaler, [266] als Religionscommissarius 126 Reichsthaler 60 Stüber, als Vicekanzler 243 Reichsthaler 60 Stüber, als Lehndirector 117 Reichsthaler, in Summa 1404 Reichsthaler jährlich empfing, ein für jene Zeit ansehnliches Einkommen. Er starb am 7. März 1802 zu Düsseldorf nach 28tägigem Krankenlager. Außer zahlreichen handschriftlichen Rechtsgutachten und Referaten, von denen das letzte noch in der Sitzung des Düsseldorfer Geheimen Raths vom 1. März 1802 zur Verlesung gelangte, hat K. eine Abhandlung über die Jülich’schen Amortisationsgesetze verfaßt, die einzige Schrift, welche er bei seinen Lebzeiten (1786) im Drucke veröffentlichte, vornehmlich aber, als Denkmal langer und eingehender Beschäftigung im Archive, 16 Bände Collectaneen zur Jülich-Bergischen Landes- und Rechtsgeschichte hinterlassen, die meist in den Jahren 1795–1797 zusammengefügt worden, ferner Materialien zu einem Corpus iuris Julio-Montensis und eine Sammlung Jülich-Bergischer Edicte bis 1801 – alles jetzt im königlich preußischen Staatsarchive zu Düsseldorf. Und so reiht sich K. den großen Sammlern des 17. Jahrhunderts am Niederrhein, einem Johann und Aegidius Gelenius (Bd. VIII S. 534), Johann Gottfried v. Redinghoven, Anton v. Dorth u. dgl. m. nicht unebenbürtig an. Als Wappen für ihn und seine Descendenz wurde 1777 K. ein quadrirter Schild verliehen, in dessen erstem und viertem Felde sich ein bis auf die Kniee wachsender, mit einem braunen am Kragen und Rock weiß ausgeschlagenem Rocke und weißer Schürze bekleideter, einen braunen Stab mit beiden Händen vor sich haltender, goldgekrönter Knabe zeigt, im dritten und vierten Felde aber eine goldene Krone. Im Freiherrndiplom von 1790 ist dieses Wappen etwas modificirt, durch Hinzufügung namentlich eines goldenen mit einem schwarzen Doppeladler belegten Herzschildes.
Knapp: Georg Joseph K., geb. zu Mannheim 1726 als ältester Sohn des kurpfälzischen Hofkammersecretärs, späteren Hofkammerraths und Truchseßereikellners des Oberamts Kreuznach, Georg K. († Ende 1777, nachdem er am 15. März desselben Jahres von Kaiser- Zeitschr. des Berg. Gesch.-Vereins III. S. 305–308; Handschriftliches in der Landesbibliothek und dem Staatsarchive zu Düsseldorf.
Franz Xaver Joseph Freiherr v. K., älterer Sohn des Vorigen, geb. 1761 zu Düsseldorf, widmete sich gleichfalls der Rechtswissenschaft und veröffentlichte 1779 in seiner Vaterstadt die noch heute vielfach gebrauchte „Dissertatio iuris publici ecclesiastici de iure patronatus in Ducatibus Juliae et Montium“. Am 14. September 1780 als Jülich-Berg’scher Hofrath und Hofrathsaccessist vereidigt, ward er in Folge der hinsichtlich der besseren Verwaltung des Jülich-Bergischen Landesarchivs zwischen dem Archivar Joseph Dominik v. Reiner und dem Vicekanzler Georg Joseph v. K., sowie zwischen diesen und dem Mitarchivar Geheimen Rath v. Buininck (s. d. Art. Buininck Bd. III S. 511–512) entstandenen Differenzen nach der Amtsniederlegung beider vorgenannten Beamten unter dem 1. März 1785 zum Archivar ernannt, in welcher Eigenschaft er unter Beihülfe des bisherigen Advokaten des Bergischen Amts Miselohe, Caspar Bender, welcher als Archivactuarius und Rathsreferendar am 7. Mai 1785 eintrat, eine totale Revision der Archivbestände begann und bis zu seinem schon am 17. September 1793 erfolgten Ableben fortsetzte. K., der nach seiner eigenen Angabe zuerst eine regelmäßige und tägliche Beschäftigung auf dem Archive durchführte, fungirte außerdem noch als Syndikus der Bergischen Hauptstädte und Rechtsconsulent.
- Zeitschr. d. Berg. Gesch.-Ver. a. a. O. Staatsarchiv zu Düsseldorf.