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ADB:Redinghoven, Johann Godfried von

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Artikel „Redinghoven, Johann Godfried von“ von Woldemar Harleß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 534–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Redinghoven,_Johann_Godfried_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:58 Uhr UTC)
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Redinghoven: Johann Godfried v. R., oder wie er sich selbst schrieb, Redinchoven, geb. zu Düsseldorf am 10. November 1628, als Sohn des Dr. med. Johann Winand v. R. († 1631) und der Margaretha Mattenclot, entstammte einem patricischen Schöffengeschlechte Nymwegens, welches schon im 13. Jahrhunderte urkundlich auftritt, in verschiedenen seiner zur Ritterwürde gelangten Glieder au Fehden und Schlachten (wie z. B. Sander v. R. 1397 an der Schlacht bei Cleverhamm) betheiligt war und im Zusammenhange mit mannichfacher Begüterung seine Zweige an den Niederrhein, insbesondere in die Herzogthümer Cleve und Jülich, verbreitete. Zwischen 1539 und 1615 erscheinen nacheinander Albert und Robert v. R., beziehentlich Beider Nachkommen im Besitze des kurkölnischen Burglehns Haus Grafschaft im Amte Linn, in den drei letzten Decennien des 16. Jahrhunderts zu Düsseldorf zuerst Sibert v. R., herzoglicher Rathssecretär und Zollschreiber und dessen Gattin Elisabeth Monheim, die Großeltern Johann Godfrieds, dann seit 1611 und mindestens bis 1635 des Ersteren Vetter Dr. jur. Johann v. R., welcher im Gegensatze zu seinen katholischen Verwandten der reformirten Gemeinde Düsseldorfs angehörte und dieser als Diakon, Aeltester und Vorsitzender des Consistoriums diente, daneben sich auch als langjähriger Rechtsbeistand der Grafen von Dhaun und Falkenstein zu Broich bewährte. Das Landsteuerbuch Düsseldorfs von 1632 (herausgegeben von H. Ferber, Düsseld. 1881) bezeichnet als in der Altstadt daselbst ansässig den letztgenannten Dr. Johann und die Wittwe Winand’s v. R., unter deren mütterlicher Obhut der junge Johann Godfried aufwuchs. Von den äußeren Lebensumständen desselben ist leider äußerst wenig überliefert: wir wissen nur, daß er nach absolvirtem Rechtsstudium und erlangtem Doctorgrade in die Landesverwaltung [535] oder wie man damals sagte „zur fürstlichen Kanzlei“ übernommen, vor 1662 jülich-bergischer Archivar, sowie Mitglied des Hofraths und später des Geheimen Raths wurde. Bei der durch den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm am 23. Juli 1668 verfügten Neubildung des Hofraths ward R. neben dem Kanzler Frhr. v. Leerodt, den Freiherren v. Metternich, Hugenpoet, v. Ketzgen und v. Hochkirchen, den Doctoren Lennep, Jansen und Kerris ausdrücklich zu diesem Collegium „verordnet“. Am Archive wie in der Leitung der Lehnsangelegenheiten wirkte mit ihm zusammen der als Kenner und Bearbeiter des jülich-bergischen Rechts bekannte Archivar Dr. jur. Michael Voets, gleichfalls Mitglied des Hofraths und des Geheimen Raths, bis zu seinem Tode (1685). Als diesem Dr. Hettermann gefolgt war, scheint R. sich mehr und mehr von seiner amtlichen Thätigkeit am Archive zurückgezogen und diese zuletzt quittirt zu haben; soviel wenigstens ist gewiß, daß um die Wende der beiden Jahrhunderte nur noch der damalige Geheimrath Dr. Hettermann die Archivstelle bekleidete, indem derselbe in den jülich-bergischen Landrentmeisterei-Rechnungen der Jahre 1698–1704 als Archivarius und Geheimer Etatssecretär, R. daselbst dagegen blos als Geheimrath ohne Beisatz und mit dem Hofrathsgehalte von jährlich 300 Rthlr. aufgeführt wird. Der gleichen Rechnung für 1704 zufolge starb R. am 23. Juni 1704 (nicht also, wie Hartzheim, Bibl. Colon. p. 175 angibt, am 8. Mai 1678). Ersteres Todesdatum stimmt auch zu eigenhändigen Aufzeichnungen Redinghoven’s über Vorkommnisse der Jahre 1698–1702. Sowol diese Aufzeichnungen, als eine erhebliche Anzahl genealogisch-historischer Excerpte, Copieen und Ausarbeitungen, Repertorien über die jülich-bergischen Lehen u. A. m. im Düsseldorfer Staatsarchive, vornehmlich aber 79 Foliobände handschriftlicher Collectaneen zur Geschichte und Genealogie der niederrheinischen Lande und verschiedener Nachbargebiete, von denen die königlich bairische Hof- und Staatsbibliothek zu München (Cod. germ. 2213) noch 73 bewahrt, haben Zeugniß gegeben von dem ungemeinen, jedenfalls bis in das höhere Alter und die Jahre größerer Muße fortgesetzten Sammelfleiße des Mannes: indem er manche Dupla des Archivs, sowie theilweise die Vorarbeiten und Abschriften seiner Ahnen von mütterlicher Seite, des Urgroßvaters Lic. jur. und Archivars Gabriel Mattenclot († 1593) und des Großvaters Joachim M. († 1620) seinen Sammlungen einverleibte und in seiner Weise bestrebt war, die urkundlichen Grundlagen für die Landesgeschichte zusammenzubringen, wohlbelesen in der einschlägigen Litteratur, doch in Bezug auf Kritik des Ueberlieferten sich freilich nicht über den Standpunkt der Zeit erhebend und Rüxner’s Turnierbuch ebenso excerpirend wie Butken’s Trophées du Duché de Brabant, Reusner’s und G. Bucelinus Genealogieen u. A. m., darf er neben den Kölnern Johann und Aegidius Gelenius mit Fug und Recht als einer der hervorragendsten Sammlertypen des 17. Jahrhunderts nicht nur am Niederrhein, sondern in Deutschland überhaupt bezeichnet werden. Weit über 3000 jülich-bergische Urkunden sind auf ihrer Rückseite von Redinghoven’s fester, großer und deutlicher Hand regestirt; außerdem hat er den das fürstliche Haus und das Lehnswesen betreffenden Litteralien, wie aus den Spuren seiner ordnenden Thätigkeit erhellt, besondere Aufmerksamkeit gewidmet, überhaupt nichts unberücksichtigt gelassen, was nach dem damaligen engern Begriffe zum fürstlichen Archive gehörte und im Nordthurme des Düsseldorfer Schlosses untergebracht war. Als Hofrath und Hofgerichtscommissarius auch mit geistlichen und gerichtlichen Verhältnissen der Heimath befaßt, vererbte R. Sammelgeist wie Sammlungen auf seinen einzigen Sohn aus der Ehe mit Maria Elisabeth Ley zu Bulgenau und Vinstel, welcher gleichfalls Johann Godfried hieß, Licentiat beider Rechte war und schon bei Lebzeiten des Vaters als Geheimer Rath und Religionscommissarius fungirte. [536] Von diesem jüngetn Johann Gottfried, der auch zu Subdelegationen an das Wetzlarer Reichskammergericht (1704, 1707–13) und zu andern Missionen verwendet und von Kaiser Karl VI. am 14. März 1712 in den Freiherrnstand erhoben wurde, sind genealogische Entwürfe und Rechtsgutachten, wenn auch in beschränktem Umfange, erhalten, in denen Studien und Anschauungen des Vaters sich fortsetzen. Von seiner Gattin Maria Theresia v. Jaentzen zu Etzelsbach († am 27. Mai 1714) hatte der jüngere Johann Godfried drei Söhne, welche das Geschlecht anscheinend nicht fortpflanzten. Im Testamente der Wittwe des zweiten dieser Söhne, Johann Konrad († am 27. December 1758, nachdem er zehn Jahre vorher das Haus der Väter zu Düsseldorf, Ratingerstraße 10, verkauft), der Anna Magdalena geb. Freiin v. Wymar zu Pesch († am 24. December 1762) begegnet der Name R., soweit ermittelt werden konnte, zum letzten Male und es sind zudem keine dieses Geschlechts, nur ein Bruder und Neffe der Erblasserin, beide Freiherren von Wymar, in diesem vom 21. September 1761 datirten Documente zu Erben eingesetzt. Das Wappenschild der erloschenen Familie, durchaus verschieden von demjenigen gleichnamiger Duisburger Schöffen des 14. und 15. Jahrhunderts, zeigt eine aufsteigende schwarze Spitze im goldenen Felde und darüber in den Winkeln rechts und links je ein schwarzes Seeblatt. Was übrigens die Manuscriptensammlung des Archivars R. anbelangt, so ward dieselbe von den Erben des jüngeren Johann Godfried durch die Vermittelung des Archivars Paul v. Reiner um 1750 für 4000 Rthlr. dem Kurfürsten Karl Theodor verkauft und von diesem darauf der kurfürstlichen Bibliothek zu Mannheim überwiesen. Zwei Mitglieder der Academia Theodoro-Palatina daselbst, welche den reichen Inhalt der Sammlung zuerst untersuchten, Christoph Jacob Kremer und Anton Lamey, haben derselben bekanntlich das Material zu ihren Publicationen, einestheils der „Akademischen Beyträge zur Gülch- und Bergischen Geschichte“ (3 Bde., Mannheim 1769–81), anderntheils der „Diplomatischen Geschichte der alten Grafen von Ravensberg“ (ebendaselbst 1779) entnommen. Und noch heute sind die stattlichen Pergamentbände eine unerschöpfte, von der Direction der Münchener Hof- und Staatsbibliothek mit dankenswerther Liberalität den Forschern eröffnete Fundgrube, das dauerhafteste Denkmal gewiß des alten fleißigen R.

Staatsarchiv zu Düsseldorf, insbes. auch Redinghoven’sche Papiere daselbst. – Harleß. Entwicklungsgang des Kgl. Provinzialarchivs zu Düsseldorf, in der Zeitschrift des Berg. Geschichts-Vereins III, S. 303 f. – Hartzheim, Bibl. Colon. (Col. 1747). – A. Fahne, Kölnische, Jül.-Berg. Geschlechter I, 353 f. – H. Ferber a. a. O. und Die Häuser Düsseldorfs. S. 8 u. 43. – Ein Inhaltsverzeichniß über Redinghoven’s Manuscriptensaminlung zu München ist 1885 von dem königlich preußischen Generalmajor z. D., Freiherrn v. Hammerstein zu Hildesheim, in der Vierteljahrsschrift für Heraldik veröffentlicht worden, auf welches wir gerne hier verweisen.