ADB:Keyser, Hendrik de
Cornelis Bloemaert, einem Bildhauer und Architekten, dem Vater des berühmten Malers Abraham Bloemaert, in die Lehre. Frühzeitig siedelte K. nach Amsterdam über und verheirathete sich daselbst am 6. April 1591 mit Rayke van Wildert aus Antwerpen. Er wohnte damals im St. Katharinenkloster. Sechs Kinder entsprangen dieser Ehe, zwei Töchter und vier Söhne, von denen der älteste Pieter (s. unten) Architekt und Bildhauer, Thomas (s. unten) und Willem (geb. 1603) Maler werden sollten. Am 24. October 1591 wurde K. Bürger und im J. 1594 bestellte ihn die Stadtbehörde Amsterdams zum städtischen Baumeister und Bildhauer. Er entfaltete nun eine reiche Thätigkeit und brachte den modifizirten Barockstil nach Holland, so daß man fast sagen kann, er sei der Begründer der specifisch holländischen Baukunst, wie sie namentlich im 17. Jahrhundert blühte, aber noch bis in unsere Zeit ihre Welle schlug. Er erbaute die Börse, das Haarlemerthor (beide niedergerissen), die Süd-, Nord- und Westkirche zu Amsterdam, das Rathhaus zu Delft und andre Gebäude. Auch verfertigte er die Kartonzeichnung für das 27. Glasgemälde in der St. Janskerk zu Gouda (deren Bilder sich bekanntlich eines großen Ruhmes erfreuen); die Amsterdamer Stadt hatte es 1591 gestiftet. Man schreibt ihm das schöne bronzene Standbild des Erasmus auf dem großen Markte zu Rotterdam zu. Besonderen Ruf erwarb er sich durch sein prächtiges Grabmal des Prinzen Wilhelm von Oranien, des Schweigers, welches die Generalstaaten diesem Begründer ihrer Unabhängigkeit in der neuen Kirche zu Delft setzen ließen. Es wurde 1614 begonnen und scheint erst 1621 fertig geworden zu sein. Die Staaten verwandten eine große Summe auf die würdige Ausstattung. Der Künstler hat den Oranier zweimal auf diesem Monument [694] versinnlicht, einmal als Held im Tempel der Ehre zwischen der Freiheit und Gerechtigkeit sitzend, während die Fama seinen Ruhm in die Welt hinausbläst, sodann im Tode ruhend nach ehrenvoll verbrachter Laufbahn. Eine gewisse Ueberfülle und Manierirtheit läßt sich in diesem Werk nicht verkennen, der Adel der Formen fehlt, doch muß man die lebensvolle und gewissenhafte Ausführung loben, das malerische Element darin bringt es sogar wieder der neuesten Sculpturrichtung näher. Es fand zu seiner Zeit enthusiastischen Beifall. K. starb an seinem Geburtstage, den 15. Mai 1621 zu Amsterdam. In demselbem Jahre noch hatte sein Sohn Thomas sein Bildniß gezeichnet; es wurde von dem ausgezeichneten Stecher J. Suyderhoef in Kupfer gebracht und zeigt einen energischen, scharf beobachtenden Kopf mit einer Art Henri-quatre-Bart und lockigen, kurzen Haaren – eine interessante Physiognomie. Darunter stehen folgende Verse des berühmten Dichters J. van Vondel:
Keyser: Hendrik de K., namhafter Architekt und Bildhauer, erblickte den 15. Mai 1565 zu Utrecht das Licht der Welt. Sein Vater, ein Schreiner, that ihn zuHier leeft, die leven gaf aen marmer, aen metael,
Yvoor, albast en klay; dies laet zich Uytrecht hooren,
Is Roome of Kaysers prat, en keyserlycke prael;
De Kayser van de kunst is uyt myn schoot ghebooren.
In dem Katalog des Kunstnachlasses von J. Moyet, Amsterdam 1859, Nr. 468, kommt vor: „Portrait en basrelief du célèbre sculpteur Henri de Keyser, exécuté par le même.“ Abbildungen der Werke Keyser’s von Salomon de Bray beschrieben, findet man in: Architectura moderna, ofte bouwinge van onsen tyt. Bestaende in – Kerken, Toorens, Raedthuysen, Poorten, Huysen, Graven en dergelyke Gestichten – alle gedaen by – Hendrick de Keyser – en in weesen gebrocht by – Cornelis Dankertsz (Amsterdam 1631). Der berühmte englische Bildhauer Nicolaus Stone war ein Schüler Keyser’s und heirathete dessen Tochter (nicht die von dem unten folgenden Pieter, was bloß ein Irrthum im Vornamen ist). Dies muß bereits vor 1616 gewesen sein, weil Stone damals schon in England, beziehungsweise Schottland verweilte. Ob unser Künstler die Malerei ausübte, ist zweifelhaft, im Catalogus van Schilderijen des G. Hoet, I, p. 29, findet sich allerdings „ein Mann mit einer Laute von H. K.“ und in der Auktion von Neuville Brants, Amsterdam 1829, „eine sitzende Frau von H. de Keyser“, allein dies bezieht sich eher auf den „Henrick d. K.“, wahrscheinlich einen Verwandten von unserem Künstler, der im J. 1613 zu Utrecht bei dem Maler Joachim Uytewael in die Lehre kam und 1 fl. 10 Stüber erlegte.