ADB:Karpe, Franz Samuel
Leibnitz-Wolff’sche Philosophie. Während er sich mit dem Plane trug, durch Ablegung der strengen Prüfungen aus der Rechtswissenschaft sich ganz diesem Fache zu widmen, bestimmte ihn Hofrath von Martini, dasselbe mit der Philosophie zu vertauschen, in welcher er bereits Privatunterricht ertheilt hatte. Nachdem er dieselbe kurze Zeit in Wien supplirt hatte, erhielt er im J. 1774 nach abgelegter mündlicher und schriftlicher Concursprüfung die Lehrkanzel der Logik, Metaphysik und Moralphilosophie an der Universität zu Olmütz, ward bald Assessor des akademischen Senates und der mährischen Studienkommission und Director des philosophischen Studiums. Als solchem gaben ihm die von Maria Theresia an diese Universität abgeordneten Commissäre Wittola und Heinke das ehrenvolle Zeugniß, „daß sie ihn für den Mann halten müssen, dem der verbesserte Zustand der ganzen Olmützer Universität am meisten zu danken sei.“ Vom J. 1778, in welchem er mit der Universität nach Brünn überwanderte, bis zum J. 1782 hielt er auch unentgeltliche Vorlesungen über Pädagogik. Als Rector magnificus im J. 1781 führte er den Religionsunterricht und akademischen Gottesdienst ein. Im J. 1786 ward er als Professor der Philosophie an die Wiener Universität übersetzt, wo er sich bis zu seinem Tode, am 4. September 1806, der Gunst und des Vertrauens der Regierung und der Studentenschaft erfreute. Letztere stellte am 9. September des letztgenannten Jahres unter entsprechender Feierlichkeit sein gemaltes Porträt im philosophischen Hörsaale auf, während gleichzeitig ein Stich desselben an alle Anwesenden vertheilt wurde. Seine zum Druck gelangten Werke sind: „Argumentum tentaminis ex philosophia rationali in conspectu tabellari exhibitum“, 1776; „Filum tentaminis ex philosophia speculativa“, 1776; „Darstellung der Philosophie ohne Beinamen in einem Lehrbegriffe als Leitfaden zum liberalen Philosophiren“, 1802 und 1803, 6 Thle. „Institutiones philosophiae dogmatica“, 1804, 3 tomi. „Institutiones philosophiae moralis“, 1804, 3 tomi.
Karpe: Franz Samuel K., Sohn eines unbemittelten Bürgers zu Laibach in Krain, geb. 17. November 1747, † am 4. September 1806. Er besuchte das Lycäum seiner Vaterstadt und errang sich am 26. Juni 1768 die philosophische Doctorwürde. Bald erhielt er eine Stelle in Wien als Erzieher beim Münzmeister von Cronenberg und verlegte sich daselbst vom J. 1769 bis 1773 auf juridische, historische, philologische und ästhetische Studien und auf die- Vgl. (de Luca) Das gelehrte Oesterreich, Wien 1776, 1. Bd., 1. St., S. 227. Meusel, Gel. Teutschl. Neue Annalen der Litteratur des österr. Kaiserthums, Wien, Doll, 1. Jahrg., Bd. I. Intelligenzblatt des Monats [419] Februar, Sp. 61–64 (nach diesem gest. 19. Sept. 1806). Krug, Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, Leipzig, Brockhaus, 1832–34, Bd. II, S. 581; Oesterreichische National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann, Wien, Beck, 1835, Bd. III, S. 155. Wurzbach, Biograph. Lex., Bd. XI, S. 14).