Zum Inhalt springen

ADB:Johann Eglof von Knoeringen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Johann Eglof von Knoeringen“ von Friedrich Roth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 683–684, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Eglof_von_Knoeringen&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 50 (1905), S. 683–684 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Eglof von Knöringen in der Wikipedia
Johann Eglof von Knöringen in Wikidata
GND-Nummer 100118747
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|683|684|Johann Eglof von Knoeringen|Friedrich Roth|ADB:Johann Eglof von Knoeringen}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100118747}}    

Johann Egolf von Knöringen, der Sprößling einer alten, angesehenen schwäbischen Adelsfamilie, wurde 1537, in demselben Jahre, in welchem der katholische Clerus von Augsburg vertrieben wurde, geboren. Nach kaum zurückgelegtem 13. Lebensjahre ging er auf die Universität Ingolstadt, unmittelbar nachdem die Jesuiten dort ihren Einzug gehalten, und dann auf die ebenfalls streng katholische Universität Freiburg, wo er durch den Humanisten Glareanus vortreffliche Unterweisung in der „Poesie“, durch den hervorragenden Gräcisten Johann Hartung in der griechischen Sprache erhielt. Von Ersterem kaufte er dessen kostbare Bibliothek, die den Grundstock zu seinen spätern reichen Bücherschätzen bildete.

Mit Kenntnissen wohl ausgestattet, mit echter Liebe zur Wissenschaft erfüllt, zog er schon früh die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich, gelangte zu reichen Pfründen in Würzburg, Freising und Augsburg und trat im Jahre 1553 in das Collegiatstift zu Ellwangen ein. Durch Reisen nach Rom, nach Wien, nach Norddeutschland und den Niederlanden erwarb er sich zu seinen wissenschaftlichen Kenntnissen weltmännischen Blick und feine Umgangsformen und kehrte als ein mit mannichfaltigen Auszeichnungen und Ehren ausgestatteter Mann in die Heimath zurück.

Von seinem Wohlwollen für die Wissenschaft, das er auf vielerlei Weise bethätigte, gab vor allem eine großartige Stiftung Zeugniß, mit der er im J. 1573 die Universität Ingolstadt bedachte. Er schenkte ihr nämlich laut Testament vom 2. April dieses Jahres seine aus mehr als 6000 Bänden bestehende Bibliothek, die in einer neu hergestellten Räumlichkeit aufgestellt und [684] von einem eigenen Bibliothekar verwaltet werden sollte, ferner seine Handschriften- und Münzsammlung, seine „Kunstkammer“, sowie eine Anzahl kostbarer Kirchenornate, Kelche, Sculpturen u. s. w., die er in seiner Capelle in Augsburg verwahrt hatte.

An dem gleichen Tage, an welchem er diese Stiftung ausfertigte, starb der Bischof von Augsburg, der bekannte Cardinal Otto Truchseß von Waldburg, und Knöringen, der außer seinen geistlichen Würden auch die eines Comes Palatinus und eines herzoglich bairischen Hofrathes innehatte, wurde auf Empfehlung des Papstes, des Kaisers und einer Reihe katholischer und protestantischer Fürsten von dem ihm ohnehin schon gewogenen Domcapitel durch Wahl am 18. Mai auf den Stuhl des heiligen Ulrich erhoben. Im großen und ganzen ging er als Bischof im Geleise seines Vorgängers weiter, nahm eine schroffe Haltung gegenüber den Lutheranern und Calvinisten ein, vertrieb die Juden aus dem Hochstift und den Besitzungen des Domcapitels und suchte durch eindringliche Mahnungen und Androhungen schwerer Strafen für die Ungehorsamen das dem Clerus seines Bisthums im hohen Grade fehlende Bewußtsein der ihm durch die priesterliche Würde auferlegten sittlichen und beruflichen Verpflichtungen zu wecken und zu heben.

Im übrigen wurde fast die ganze Zeit seiner kurzen Regierung ausgefüllt durch einen überaus heftigen Kampf mit der Begehrlichkeit der Jesuiten, die damals in Augsburg ein Collegium zu begründen bemüht waren. Eine ihnen gewogene mächtige Partei unter der katholischen Bürgerschaft ging darauf aus, ihnen durch eine Vorstellung beim Papste (vom Mai 1573) das Kloster zum hl. Kreuz zu verschaffen, indem sie sich darauf berief, daß bei der notorischen Unfähigkeit und Zuchtlosigkeit des Augsburger Diöcesanclerus nur durch die Herbeirufung der Jesuiten der „fast gänzlich verfallenen Religion“ wieder aufgeholfen werden könnte. Der Bischof und das ihm in diesem Falle treu zur Seite stehende Domcapitel suchten unter Zurückweisung der gegen die Geistlichkeit erhobenen Vorwürfe die Nothwendigkeit eines Jesuitencollegiumes in Augsburg zu bestreiten und wußten, trotzdem der Papst, der Herzog Albrecht V. von Baiern und sein Sohn Wilhelm, selbst Kaiser Maximilian II. den Jesuiten und ihrer Partei mit allem Nachdruck Beistand leisteten, die Sache mit Erfolg in die Länge zu ziehen, sodaß sie erst im J. 1580 zum Abschluß kam, als die Anhänger der Jesuiten selbst für einen Platz zu dem Collegium und für die Dotation desselben sorgten. Der Bischof erlebte das Ende des Streites nicht; schon am 5. Juni 1575 erlag er einer schleichenden Krankheit, die ihn nach kaum zweijähriger Regierung im besten Alter dahinraffte. Er ist bestattet in der Domkirche zu Augsburg, nahe der Agnescapelle.

Ign. Dom. Cyr. Schmid, Paneg. in laudem J. Eg. a Knöringen (Ingolstadt 1745). – Ad. Weishaupt, Oratio panegyrica in laudem Eg. a Knöringen (Ingolstadt 1768). – Mederer, Annal. Academ. Ingolst. Tom. II, p. 19 u. 42. – Veith, Bibliotheca Augustana, Alphabetum IV (Aug. Vind. 1788). – Braun, Gesch. der Bischöfe von Augsburg, IV. Bd. (Augsburg 1815), S. 1 ff. – Prantl, Gesch. der Maximilians-Universität, Bd. I (München 1872), S. 345. – Ueber den Streit wegen des Jesuitencollegiums s. hauptsächlich Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg (München 1822), S. 12 ff. – Schellhaß, Nuntiaturberichte aus Deutschland, Bd. III, 3, S. 173. – Sugenheim, Baierns Kirchen- und Volkszustände (Gießen 1842), S. 322 ff.