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ADB:Jakob von Warte

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Artikel „Wart, Herr Jakob von“ von Richard Moritz Meyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 184–185, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jakob_von_Warte&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:48 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 184–185 (Quelle).
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Wart: Herr Jakob von W., schweizerischer Minnesinger. Er gehört einem alten Freiherrengeschlecht an, dessen Stammschloß „in der Nähe des Züricher Weindorfes Nestenbach am rechten Ufer der Töß auf einem Vorsprunge des Ischels“ lag. Von drei Inhabern des Namens ist nach allgemeinem Urtheil der jüngste unser Dichter: Jakob III, 1272–1331 belegt. Er mußte es büßen, daß sein Bruder Rudolf 1308 an der Ermordung König Albrecht’s theilnahm; seine Burg wurde verbrannt, er selbst mußte Jahre lang in einer Bauernhütte leben. Das Bild der Heidelberger Handschrift stellt ihn aber als Greis dar, wie er von Jungfrauen im rosenbedeckten Bade wohl gepflegt wird. Dieser Zeichnung kann man urkundliches Gewicht beilegen, weil Jakob von W. am 6. October 1304 sich dem Rüdiger Manesse gegenüber für Walther von Eschenbach (ebenfalls später einer der Königsmörder) verbürgt. – Fünf Minnegedichte und ein Tagelied von ihm sind (zusammen mit dem Marienlob des Eberhard v. Sax) in den Grundstock der großen Minnesingersammlung nachgetragen. Die Liebeslieder sind durchaus unbedeutend. Sie ergehen sich in den herkömmlichen Klagen über die Grausamkeit der Geliebten, wobei die abgebrauchtesten Formeln und Reime in unschön klingende strophische Combinationen mit überlangen Abgesängen gebracht werden. Von Ulrich v. Wintersteten, den Techen als Vorbild zweier Gedichte erwies, hat er keineswegs die Gewandtheit geerbt, wol aber ein wenig die Neigung zur Künstelei: er meidet den Hiatus, sucht den Auftakt zu reguliren. – Auch das Tagelied ist in seinem Gang – nach Reden des Wächters und der Frau ein Abschiedswort des Ritters – von Wintersteten (VII und XIII) abhängig; übrigens ist es auffallend nüchtern und „tugendhaft“ gehalten. Durchaus erscheint W. als ein unbegabter Dilettant, der der Mode zu lieb die gebräuchlichsten Formen nachsang.

Text: Bartsch, Schweizer Minnesinger, S. 247 f., Techen, Die Lieder des Herrn Jakob von Warte, Diss. Göttingen 1886.

[185] Biographisches: v. d. Hagen, Minnesinger 4, 95 f., Bartsch a. a. O. S. CXXXVIII f., Techen a. a. O. S. 25 f. (wozu aber Bächtold, Gesch. d. d. Dichtung in der Schweiz Anm. S. 42 zu vergleichen); Grimme in Pfeiffer’s Germania 35, 327.

Würdigung: v. d. Hagen a. a. O. S. 97, Bächtold, Gesch. d. d. Dichtg. in der Schweiz, S. 159. – Zum Tagelied: de Gruyter, Das deutsche Tagelied, S. 17, Roethe, Anz. f. d. A. 16, 96.